Architekturfotografie: NIKON D850 vs. NIKON Z 7

Architekturfotografie: NIKON D850 vs. NIKON Z7

NIKON D850 versus NIKON Z7, welche eigent sich besser für Architekturfotos? Foto: bonnescape.de
NIKON D850 versus NIKON Z7, welche eigent sich besser für Architekturfotos? Foto: bonnescape.de

Bilder oben: Links die NIKON D850 mit L-Winkel PNL-D850 von SUNWAY, daneben die Z7 mit L-Winkel BL-Z von KIRK.

Das "Welche ist besser?" im Titel spare ich mir, denn darum geht es hier eigentlich nicht. Die Fotozeitschriften und das Internet sind voll von detaillierten Vergleichen der beiden Kameras mit Punktwertungen, die in der Addition mal der einen und mal der anderen Kamera das Siegerkrönchen aufsetzen. Macht so etwas Sinn? Ich denke nicht. Die Basics beider Kameras sind eh fast identisch. Auf sehr hohem Niveau, versteht sich. Daher soll dieser Beitrag dazu anregen, sich nicht von unterschiedlichen Punktwertungen verrückt machen zu lassen. Lieber überlegen, wofür man die Kamera primär einsetzen möchte und dann genau prüfen, ob eine der beiden diese Aufgabenstellung oder die persönliche Arbeitsweise besser bedienen kann. Und da gibt es trotz überwiegend gleicher Leistungsbandbreite schon einige bauart-bedingte Unterschiede, die es wert sind, genauer betrachtet zu werden.

Welche Leistungsmerkmale sind wichtig für meine Arbeit?

Kaum jemand wird eine D850 oder eine Z7 als Allroundkamera einsetzen. Vermute ich mal. Also heute Studio, morgen Familienfotos, übermorgen Sportfotografie oder Wildlife und nächste Woche Architekturfotos bei Nacht? Wahrscheinlicher ist, dass man sich so ein Pixelmonster für ganz spezielle Aufgabenstellungen kauft. Also bewerte ich die beiden NIKONs nicht anhand ihrer gesamten Leistungsbandbreite, sondern betrachte nur die Aspekte, die für mein spezielles Vorhaben hilfreich sind. Mein Thema ist das Fotografieren von Architektur und Landschaften. Daher ist mir zum Beispiel völlig egal, wie schnell der Autofokus zupackt. Würde ich Wildlife-Fotografie betreiben, wäre das Gegenteil der Fall. Aber dann wären ganz andere Kameras interessant. Ich habe also die D850 und die Z7 bei Architektur-Shootings getestet. Am Ende habe ich mich für eine Z7 entschieden, bin sehr zufrieden mit dieser Wahl und berichte hier von den Überlegungen, die mich dahin geführt haben.

Praxistest NIKON D850 mit PC-E 24 mm 1: 3,5. Foto: bonnescape.de

Oben: Eine leistungsfähige Kombi für Architekturfotos, die NIKON D850 mit PC-E 24 mm 1: 3,5D ED und ARCA-SWISS Cube. 

Unten: Gleiches gilt für die Z7. Der FTZ-Adapter stellt die Verbindung zum PC-E und zum Cube her.

NIKON Z 7 mit FTZ-Adapter und dem PC-E 24 mm 1: 3,5D ED. Foto: bonnescape.de

Pixel, Pixel, Pixel

Für mich ist zunächst mal wichtig, mehr Pixel zu bekommen. Wenn das nicht wäre, würde ich über einen Kauf der D850 oder der Z7 gar nicht nachdenken. Immerhin bringen die hohen Auflösungswerte ja auch Nachteile mit sich. Aber leider ist es so, dass die meisten Bildagenturen mittlerweile Mindestauflösungen von 20 Megapixeln verlangen. Eine solche Grenze ist zwar eigentlich Unsinn, stellt aber in der Praxis eine unüberwindliche Hürde dar für Fotos, die ich zum Beispiel mit den 16 MP meiner NIKON D4 erstellt habe. Egal, wie toll das Bild und wie hoch Bildqualität, Farbtiefe und Vergrößerungsfähigkeit sind. Außerdem wünsche ich mir Auflösungsreserven, um das eine oder andere Landschaftsfoto auch mal richtig groß drucken lassen zu können. 

Bildqualität

Darüber brauchen wir bei den beiden NIKONs nicht zu reden. Bildqualität spielt als Anforderung natürlich die wichtigste Rolle. D850 und Z7 tun sich da aber nicht viel. Der eine Test sieht die D850 vorn, der nächste die Z7. Beide Kameras liegen extrem nah beieinander. Ein detaillierter Vergleich hilft also bei der Kaufentscheidung nicht weiter. Es reicht zu wissen, dass beide Kameras Leistung auf sehr hohem Niveau abliefern.

Schwenk-Display

Der schwenkbare Monitor ist ein praktisches Ausstattungsmerkmal moderner Digitalkameras, auf das ich bei Architektur- und Landschaftsaufnahmen nicht mehr verzichten möchte. Natürlich ist das eine Frage der Bequemlichkeit, früher ging es auch ohne und der eine oder andere Purist wird darüber lächeln ... aber hey, diese kleine Annehmlichkeit hilft mir bei extremen Kamerapositionen, mich auf das Motiv zu konzentrieren, und das ist für mich Grund genug. Und natürlich haben beide Kameras ein schwenkbares Display. 

Größe, Gewicht, Reisetauglichkeit

D850 und Z7 liegen mir beide gut in der Hand und bieten sicheren Grip durch ihre tief ausgeformten Handgriffe. Sonst bin ich ja eher ein Freund der größeren Kameras, aber auch die spiegellose NIKON gefällt mir vom Handling her sehr gut. Natürlich ist das geringere Gewicht der Z7 willkommen, wenn ich mit dem ganzen Kamera-, Objektiv- und Zubehör-Gerödel durch die Gegend laufe. Das muss man aber nicht überbewerten, besonders reisetauglich müssen D850 oder Z7 für mich nicht sein. Eine Reisekamera bedient bei mir zwangsläufig Allroundanforderungen. Da erwarte ich nicht zuletzt auch gewisse Schnappschussqualitäten.  Dabei ist meine D500 deutlich agiler und die DX-Objektive sind kompakt und leicht. 

Bedienelemente und Menüführung

Ich arbeite mit Kameras von NIKON, SONY, LEICA und gelegentlich auch schon mal CANON und muss gestehen, dass ich mich in den Menüs von NIKON am besten zurecht finde. Gleiches gilt für die Bedienelemente und deren Positionierung. Da bieten mir D850 und Z7 vielfältige Optionen, um die Kameras durch eine individuelle Belegung von Funktionstasten an meine Arbeitsgewohnheiten anzupassen. Auch, wenn die spiegellose NIKON durch ihre geringere Größe ein wenig von der gängigen DSLR-Bedienungsstruktur abweicht. Ich brauche bequemen Zugriff auf häufig verwendete Funktionen wie Wasserwaage, Autofokus-Positionierung, Belichtungskorrektur, Bracketing, Bildschirmlupe, Bildwiedergabe und Histogramm. Das bieten mir beide Modelle, also: Egal. Die D850 hat lediglich in einem Punkt einen Vorteil, wenn es um die Tastenbeleuchtung geht, denn die fehlt bei der spiegellosen Schwester. Am Abend und bei Nachtaufnahmen ist das ein Kriterium.

Passt das vorhandene Zubehör?

Ja, bei der D850 schon. Bei der Z7 passt mit dem FTZ-Adapter alles, was ich an Objektiven habe. Selbst die uralten Scherben mit der rein mechanischen Autofokus-Steuerung aus F4-Zeiten. Die muss man bei der Z7 dann allerdings manuell fokussieren. 

Leider orientiert sich die Z7 nicht an den Schnittstellen der professionellen DSLR-Gehäuse. Das heißt, für Funkauslöser und Synchrokabel zur Blitzanlage, die sich bei meinen anderen NIKON-Kameras einfach einstöpseln lassen, braucht es bei der Z7 eigene Lösungen. Auch dabei ist also die D850 im Vorteil.  

Budget

Natürlich spielen auch die Kosten eine Rolle. Als Pro- oder Kontra-Kriterium für die beiden NIKONs taugt der Preis allerdings nicht. Beide sind in etwa zum gleichen Straßenpreis zu bekommen.

Also doch rein subjektiv?

Bei den genannten Punkten finde ich noch keine kaufentscheidenden Argumente für das eine oder andere Kameramodell. Die D850 hat bei mir zu diesem Zeitpunkt wegen ihrer Tastenbeleuchtung und den Schnittstellen für vorhandenes Zubehör geringfügig die Nase vorn. Die Z7 punktet mit ihrem geringeren Gewicht. Ansonsten sind beide Kameras gleich qualifiziert und liefern für meine Architektur- und Landschaftsfotos das, was ich brauche. 

Soll die Wahl jetzt nicht nur durch das Bauchgefühl begründet sein, oder etwa, weil mir die eine Kamera doch etwas besser in der Hand liegt als die andere, lohnt sich ein Blick auf die Leistungsunterschiede, die sich als Folge der unterschiedlichen technischen Konzepte ergeben. Und da bietet die Z7 tatsächlich einige interessante Add-Ons, die ich bei meinen vorhanden DSLR und auch bei der D850 nicht finde:

Adaptieren von Fremdobjektiven

Nicht, dass NIKON jetzt nicht genügend eigene F- und Z-Objektive am Start hätte. Die Z7 eröffnet durch ihr geringes Auflagemaß aber auch Objektivoptionen, die für DSLR nicht zur Verfügung stehen. Zum Beispiel LEICA- und ZEISS-Objektive für M-Anschluss. Hochinteressant. Die sind nicht nur kleiner und leichter, sondern kommen im Weitwinkelbereich auch ohne aufwendige Retrofokus-Konstruktionen aus, was sich tendenziell positiv auf die Bildqualität auswirkt. Und noch etwas ist für Architekturfotos interessant: Auch Optische-Bank-Systeme wie die Actus von CAMBO lassen sich an der spiegellosen NIKON verwenden und eröffnen die Vorteile einer Fachkamera mit vernünftigen Verstellwegen bis in den Weitwinkelbereich hinein. Die Actus passt zwar auch an eine DSLR, das höhere Auflagemaß limitiert dann aber die Verwendung von kurzbrennweitigen Objektiven. 

Manuelles Scharfstellen

Ich fotografiere sehr häufig mit den PC-E Objektiven von NIKON, die bauartbedingt keinen Autofokus haben. Manuelles Fokussieren geht natürlich auch mit der DSLR, wenngleich die heutigen Suchersysteme dafür nicht mehr so gut geeignet sind wie die zu analogen Zeiten. Bei diffizilen Scharfstellaufgaben nutze ich oft den Life View am Kamera-Display im Vergrößerungsmodus. Starke Sonneneinstrahlung schirme ich dann mit einer HoodLoupe ab. Das alles brauche ich bei der Z7 nicht. Mit ihrem fein aufgelösten, brillanten Sucherbild und vergrößerter Betrachtung auf Knopfdruck macht die spiegellose NIKON das manuelle Scharfstellen zum Vergnügen. Da das elektronische Sucherbild zudem auch noch die tatsächlichen Lichtverhältnisse kompensiert, kann ich auch noch bequem manuell scharfstellen, wenn es dunkel wird und im Sucher der DSLR kaum noch was zu erkennen ist. 

Bildstabilisierung

Verwacklungen kompensieren die DSLR von NIKON nur dann, wenn das jeweils angesetzte Objektiv eine entsprechende VR-Ausstattung mitbringt. Dass diese Funktion bei den neuen Spiegellosen im Kameragehäuse integriert ist, ist ein echter Fortschritt. Damit wird tendenziell alles bildstabilisiert, was vorn drangesetzt wird. Und falls das Objektiv über eine eigene Stabilisierung verfügt, ergänzt sich das auch noch.

Alternative Bildformate

Durch die rein elektronische Wiedergabe im Sucher und am Monitor lässt sich ein Bildbeschnitt wie zum Beispiel Panorama oder Quadrat per Menüeinstellung an der Z7 vorwählen. Ich fotografiere gern quadratisch. Das endgültige Format im Sucher mit einer schwarzen Maske sauber begrenzt zu sehen, empfinde ich als sehr komfortabel. Es hilft mir bei der Bildgestaltung. Mit horizontal herausgeklapptem Display lässt es sich arbeiten wie mit dem Schachtsucher einer 6x6 Mittelformatkamera.

Praxistest NIKON D850 mit AF-S 14-24 mm 1:2,8. Foto: bonnescape.de

Oben: Gut im extremen Weitwinkelbereich, die NIKON D850 mit dem AF-S Nikkor 14-24 mm 1:2,8. 

Unten: Das AF-S Nikkor 14-24 mm 1:2,8 harmoniert mittels FTZ-Adapter auch mit der Z7. 

NIKON Z 7 mit FTZ-Adapter und AF-S 14-24 mm 1:2,8G ED, Foto: bonnescape.de

Fazit:

Die NIKON Z7 reiht sich gut ein in mein bestehendes Equipment und ist immer dann die Kamera der Wahl, wenn es um hochauflösende Fotos mit Tilt/Shift Objektiven und präziser manueller Scharfstellung geht. Meine D4 dient seither als Backup-Lösung und findet Verwendung, wenn im High ISO Bereich rauscharme Fotos benötigt werden. Die D500 bedient alle Allround-Aufgaben, ist Reisebegleitung und die bevorzugte "Immer dabei" Kamera.

Du fotografierst stets im Vollformat und setzt ausschließlich Autofokus-Objektive mit integrierter VR ein? Gewicht und Größe der Kamera sind dir ebenfalls egal? Dann spielen meine oben geschilderten Auswahlkriterien für dich wahrscheinlich keine Rolle. Überlege genau, was du mit so einer Kamera machen willst und finde deine eigenen Argumente! Und wenn es am Ende dann doch die "Bauchentscheidung" ist, die dich zu der einen oder anderen Kamera führt, dann ist das ebenfalls völlig in Ordnung.  :-)

Copyright 2019 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de


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Test: LEICA Summicron M 50 mm 1: 2,0 an der NIKON Z7 Z6, Foto: bonnescape.de


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Kommentare: 6
  • #1

    Danbro (Sonntag, 04 August 2019 18:04)

    Bravo. Schauen was man wirklich braucht und danach bewerten. Mir können die größer-schöner-schneller Tests mit Punkte oder Prozentwertung gestohlen bleiben. Ich fotografiere Sport und da kann ich beide Cams nicht gebrauchen.

  • #2

    M. Schlesiger (Montag, 05 August 2019 09:42)

    Interessante Argumente. Da wird man im Netz totgeschlagen mit Glaubensfragen wie Elektron. Sucher oder SLR-Sucher und lieber groß oder lieber klein und so wichtige Sachen wie manuelles Scharfstellen oder Tastenbeleuchtung oder Fremdobjektive, da redet kein Mensch von.
    Danke
    Mica

  • #3

    Jens (Dienstag, 06 August 2019 10:41)

    Bei mir war es dann doch am Ende eine Bauchentscheidung ... für die D850. Vielleicht auch, weil die beim Shooting mehr hermacht als die kleine Z. Kunden beeindrucken und so. Was ich so mache, hätte ich mit beiden tun können (Mode und Portrait).
    Gruß
    Jens

  • #4

    Pratijaja (Mittwoch, 07 August 2019 16:02)

    Ich habe mir die Z7 für Landschaftsfotos gekauft. Ich spare Gewicht im Vergleich zur D850. Das war der einzige Grund, weil ich viel laufe mit der Kamera.
    Grüße

  • #5

    4711 (Donnerstag, 08 August 2019 11:43)

    Na ja, ich nutze meine D850 schon für alles, was so anfällt. Kann und will sich ja nicht jeder mehrere Kameras hinlegen. Wenn ich keine großen Landschaftsfotos printen will, schalte ich die Kameraauflösung auf halbe Kraft und mache dann auch schon mal Knipsbilder. Ich gebe allerdings zu, dass ich das Allermeiste auch mit einer D7500 machen könnte. Die D850 war die Luxuslösung.
    vg Chris

  • #6

    P. Hörnisch (Freitag, 16 August 2019 10:30)

    Ungewöhnlich. Manuelles Arbeiten als Argument für die modernste Nikon. Aber warum nicht? Eine GFX oder eine Fachkamera mit digitalem Rückteil ist teurer.