Praxistest NIKON D850 - Teil 2

Praxistest Bildschärfe: Die NIKON D850 - Teil 2

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

In Teil 1 des Praxistests habe ich die NIKON D850 auf's Stativ gesetzt und bei niedrigen ISO-Werten getestet, ob meine Objektive in der Lage sind, die hohe Sensor-Auflösung der Kamera zu unterstützen. Wir haben dabei gesehen, dass die Kamera erhebliche Ansprüche an die Qualität der Objektive stellt, aber auch an die Fehlervermeidung seitens des Fotografen ;-)

In Teil 2 geht's nun anders herum: Jetzt muss die D850 aus ihrer ISO-Komfortzone raus. Denn vorgewählt werden diesmal die optimalen Blendenwerte der Objektive zusammen mit Verschluss-Zeiten, die man noch verwacklungsfrei aus der Hand schießen kann. Mal sehen, ob die Kamera unter diesen Bedingungen ihr hohes Niveau hält.

Ich befinde mich in den stillgelegten Industrieanlagen des Landschaftsparks Duisburg. Dabei habe ich außer einer NIKON D850 das Nikkor Zoom AF-S 14-24 mm 1: 2,8G ED, das Nikkor Zoom AF-S 28-70 mm 1:2,8 D ED und das Nikkor Zoom AF-S 24-120 mm 1:4 G ED VR. Letzteres bewegt sich preislich in einer anderen Liga als die beiden 2,8er Profi-Linsen, NIKON bietet das Objektiv aber im Set mit der D850 an und empfiehlt es ausdrücklich für eine Verwendung mit dem Pixel-Boliden. Ein Stativ habe ich nicht dabei. Die Lichtbedingungen sind nicht allzu hell, eher etwas diesig und leicht bewölkt. Zudem halte ich mich überwiegend in den halbdunklen Innenbereichen des Areals auf. Ich bin gespannt, ob die D850 ihre hohe Bildqualität auch im High ISO Bereich abrufen kann, während sie damit zugleich den Objektiven ermöglicht, mit den jeweiligen Sweet Spot Blendenwerten maximale Leistung zu bringen. Höhere ISO-Werte zugunsten von kleineren Blenden, gesteigerter Tiefenschärfe und sicheren Handheld-Verschlusszeiten: Ist dies das Rezept, mit dem die D850 ohne "mittelformat-ähnlichen" Aufwand doch noch zur "Allround"-Kamera wird?

Praxistest NIKON D850 mit hohen ISO-Werten, AF-S 14-24 mm 1:2,8. Foto: bonnescape

Die Rauschunterdrückung der Kamera bei ISO+ habe ich auf "Normal" gestellt. Im Picture Control Kameramenü ist Automatik vorgewählt. Bei den meisten Fotos verwende ich ein einzelnes Autofokus-Messfeld. Jedes der nachfolgenden Bilder demonstriert exemplarisch eine bestimmte Beobachtung, die ich mit der gewählten Konstellation aus Objektiv, Brennweite, Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert machen konnte. 

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Landschaftspark Duisburg, Wand mit Armaturen. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 14-24 mm 1:2,8 @ 19 mm, Blende 5,6 bei 1/15 Sekunde, ISO 800 (Bild links und rechts beschnitten). Knackige Schärfe in der Bildmitte, an den äussersten Rändern wird's ziemlich weich. Erstaunlich geringe Tiefenschärfe für ein Superweitwinkel. Die hohe Detailwiedergabe der D850 definiert den Schärfeeindruck anders als eine DSLR der 20-Megapixel-Klasse. Die Tonwerte gefallen mir sehr gut. Kontrast und Tiefe kamen erst bei der Entwicklung ins Bild, daher bleibt das Bildrauschen gering. Rechts: Das gleiche Foto unbearbeitet.

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Detailfoto ooc, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop untere Bildmitte, ungeschärft ooc. Sehr gute Grundschärfe in der Bildmitte, nach Standardschärfung knackig scharf. Die Wand ist im Fokus, die vordere Beckenkante und selbst das Ablaufrohr sind schon aus der Tiefenschärfe raus.

Unten: 100 % Crop untere Bildmitte, nach Schärfung. Bei den Farbresten am Beckentand funktioniert es gerade noch so.

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Detailfoto, geschärft, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape
Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Bildecke, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Ecke links unten, ungeschärft ooc

Unten: 100 % Crop Ecke links unten, nach Schärfung. Daraus wird auch per Nachbearbeitung keine scharfe Ecke mehr.

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Bildecke, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 24-120 mm 1:4,0 @ 50 mm, Blende 8 bei 1/1000 Sekunde, ISO 800. Perspektivkorrektur und leichter Beschnitt unten. Keine nennenswerte geometrische Verzeichnung.

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Detail ooc, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Bildmitte, ungeschärft ooc

Unten: 100 % Crop Bildmitte, nach Schärfung. Gleichmäßig gute Schärfe über die gesamte Bildfläche. Die D850 quittiert den erhöhten ISO-Wert in den Schattenpartien mit filmkorn-ähnlichem Rauschen. Nicht unangenehm, aber sichtbar.

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Detail geschärft, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Wellblechwand, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 24-120 mm 1:4,0 @ 120 mm, Blende 8 bei 1/200 Sekunde, ISO 800, nach Entzerrung und Perspektivkorrektur.

Unten: Im Tele-Bereich verzeichnet das Zoom deutlich kissenförmig, was sich aber per Photoshop mit einem Wert von -4,0 gut auskorrigieren lässt.

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Screenshot, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape
Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Wellblechwand Detail ooc, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Bildmitte, ungeschärft ooc

Unten: 100 % Crop Bildmitte, nach Schärfung. Ordentliche Schärfe über die gesamte Bildfläche. 

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Wellblechwand Detail geschärft, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Praxistest NIKON D850, AF-S 28-70, 1:2,8, Industriegebäude, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 28-70 mm 1:2,8 @ 40 mm, Blende 8 bei 1/1000 Sekunde, ISO 3200, Perspektivkorrektur und Beschnitt. Einigermaßen gute Schärfe einheitlich über die gesamte Bildfläche. In den extremen Tiefen ist nur wenig Zeichnung.

Praxistest NIKON D850, AF-S 28-70, 1:2,8, Industriegebäude, Detail ooc, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Bildmitte rechts, ungeschärft ooc

Unten: 100 % Crop Bildmitte rechts, nach Schärfung. Die Kamera reagiert in den Tiefen etwas verschnupft auf den hohen ISO-Wert und produziert deutliches Rauschen. Um das Rauschen nicht zu stark werden zu lassen, nur moderate Nachschärfung.

Praxistest NIKON D850, AF-S 28-70, 1:2,8, Industriegebäude, Detail geschärft, Landschaftspark Duisburg. Foto: bonnescape

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Landschaftspark Duisburg, Treppchen. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 14-24 mm 1:2,8 @ 24 mm, Blende 5,6 bei 1/80 Sekunde, ISO 1600. Perspektivkorrektur und Beschnitt links, rechts und oben.

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Landschaftspark Duisburg, Treppchen, Detail ooc. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Bildmitte, ungeschärft ooc

Unten: 100 % Crop Bildmitte, nach Schärfung. Die Schärfe ist im Prinzip ok, mir ist jedoch ein Fokussierfehler unterlaufen. Ich war der Annahme, mit dem AF-Feld auf das Treppengeländer zu fokussieren, tatsächlich hat die Kamera jedoch am Geländer vorbei auf die Wand im Hintergrund scharfgestellt. Die geringe Tiefenschärfe lässt Geländer und Backsteine in der Vergrösserung unscharf. Der Kameramonitor hätte das in der Vergrößerung angezeigt, mit dem Auge am Sucher war mir das jedoch nicht aufgefallen. Mangels bildwichtiger Schattenbereiche wirkt sich der hohe ISO-Wert hier nicht störend aus.

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Landschaftspark Duisburg, Treppchen, Detail geschärft. Foto: bonnescape

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg, rostige Tanks. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 24-120 mm 1:4,0 @ 46 mm, Blende 8 bei 1/160 Sekunde, ISO 800, Perspektivkorrektur.

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg, rostige Tanks, Detail ooc. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop untere Bildmitte, ungeschärft ooc

Unten: 100 % Crop untere Bildmitte, nach Schärfung. Gute Schärfe im Fokusbereich, die wegen der begrenzten Tiefenschärfe zum oberen Bildrand hin abnimmt. Geringfügiges Rauschen nach Schärfung in den Schattenpartien. Stört nicht, weil es zu den roststrukturierten Oberflächen passt und das Bild eher helltonig ist.

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg, rostige Tanks, Detail geschärft. Foto: bonnescape

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg, rostige Rohre. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 24-120 mm 1:4,0 @ 86 mm, Blende 8 bei 1/160 Sekunde, ISO 800. Wirkt in dieser Abbildungsgröße schön scharf, ist es aber nicht.

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg, rostige Rohre, Detail ooc. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Bildmitte, ungeschärft ooc

Unten: 100 % Crop Bildmitte, nach Schärfung. Die Vergrößerung offenbart es: Hier habe ich Mist gebaut und das Bild verwackelt. Erstaunlich,  mit 1/160 Sekunde und VR auf "Active"? Ich wäre wohl besser auf ISO 1600 gegangen und hätte entsprechend kürzer belichtet.

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg, rostige Rohre, Detail geschärft. Foto: bonnescape

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Landschaftspark Duisburg, Armaturen. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 14-24 mm 1:2,8 @ 24 mm, Blende 8 bei 1/100 Sekunde, ISO 800, Beschnitt rechter Bildrand. Das Fokusfeld lag auf der ersten Armatur.

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Landschaftspark Duisburg, Armaturen, Detail ooc. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Bildmitte, ungeschärft ooc

Unten: 100 % Crop Bildmitte, nach Schärfung. Das Bild hat eine geringe Tiefenschärfe. Im Fokusbereich ist die Schärfeleistung sehr gut, der ISO-Wert fördert aber auch das Rauschen in den Schattenpartien.

Praxistest NIKON D850, AF-S 14-24 mm 1: 2,8, Landschaftspark Duisburg, Armaturen, Detail geschärft. Foto: bonnescape

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg, Turbine. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 24-120 mm 1:4,0 @ 50 mm, Blende 8 bei 1/250 Sekunde, ISO 800. Geringfügiger Beschnitt.

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg, Turbine, Detail ooc. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Bildmitte unten, ungeschärft ooc

Unten: 100 % Crop Bildmitte unten, nach Schärfung. Sehr gute Schärfeleistung des Objektivs bei 50 mm, keine nennenswerte Verzeichnung, mangels Schattenpartien kein störendes Rauschen.

Praxistest NIKON D850, AF-S 24-120 mm 1: 4, Landschaftspark Duisburg, Turbine, Detail geschärft. Foto: bonnescape

Praxistest NIKON D850, AF-S 28-70 mm 1:2,8, Landschaftspark Duisburg, Kellerabgang. Foto: bonnescape

Oben: NIKON D850 mit AF-S Nikkor 28-70 mm 1:2,8 @ 28 mm, Blende 5,6 bei 1/30 Sekunde, ISO 3200, Kontrastreduzierung, Perspektivkorrektur und Beschnitt links und rechts.

Praxistest NIKON D850, AF-S 28-70 mm 1:2,8, Landschaftspark Duisburg, Kellerabgang, Detail ooc. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Bildmitte unten, ungeschärft, nach Tonwertkorrektur.

Unten: 100 % Crop Bildmitte unten, nach Schärfung und Tonwertkorrektur. Kräftiges Bildrauschen, leidlich gute Bildschärfe. Trotz aufgestützter Aufnahme (Treppengeländer) ist hier auch etwas Verwacklungsunschärfe drin.

Praxistest NIKON D850, AF-S 28-70 mm 1:2,8, Landschaftspark Duisburg, Kellerabgang, Detail geschärft. Foto: bonnescape
Praxistest NIKON D850, AF-S 28-70 mm 1:2,8, Landschaftspark Duisburg, Kellerabgang, Detail Bildecke. Foto: bonnescape

Oben:  100 % Crop Bildecke unten links, ungeschärft, nach Tonwertkorrektur.

Unten: 100 % Crop Bildecke unten links, nach Schärfung und Tonwertkorrektur. Kräftiges Bildrauschen, zu weich.

Praxistest NIKON D850, AF-S 28-70 mm 1:2,8, Landschaftspark Duisburg, Kellerabgang, Detail Bildecke geschärft. Foto: bonnescape

Unten:  100 % Crop Bildecke oben links, ungeschärft, nach Tonwertkorrektur. Zu weich und mit CAs, die aber gut auskorrigiert werden können. 

Praxistest NIKON D850, AF-S 28-70 mm 1:2,8, Landschaftspark Duisburg, Kellerabgang, CAs Bildecke links oben. Foto: bonnescape

Zusammenfassung der Beobachtungen

Die demonstrierten Bildmängel lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Unschärfe durch zu geringe Detailauflösung
  2. Unschärfe durch Abbildungsfehler in den Bildecken
  3. Unschärfe durch geringe Tiefenschärfe
  4. Unschärfe durch Verwacklung
  5. Unschärfe durch Fokussierfehler
  6. Bildrauschen in den Tiefen
  7. Chromatische Aberrationen im Hochkontrast-Bereich
  8. Geometrische Verzeichnung

zu 1. 2. und 3.): Detailzeichnung, Schärfe in den Ecken und Tiefenschärfe führen bei Kameras mit derart hoher Auflösung zu einer anderen Bewertung. Was bei 20-Megapixel-Bildern und einer entsprechend limitierten Vergrößerungsfähigkeit noch leidlich scharf wirkt, ist bei 46 Megapixeln (entsprechende Vergrößerung vorausgesetzt) inakzeptabel unscharf. Fotografieren mit offener Blende kann man schlichtweg vergessen, wenn's auf maximale Detailzeichnung bis in die Ecken ankommt. Empfehlung: Nur die besten Objektive verwenden und die Blende schliessen bis zu dem Wert, mit dem das Objektiv seine maximale Leistung bringt. Diesen Wert vorher durch Tests ermitteln. ISO-Wert entsprechend hochdrehen, um geschlossene Blenden mit einer angemessenen Verschlusszeit zu ermöglichen. Und dennoch wird nicht jedes Foto genug Potential für eine maximale Vergrößerungsfähigkeit haben. Wie die Bildbeispiele oben zeigen, gelangen selbst hochwertige Objektive schnell an ihre Grenzen. 

 

zu 4.) Verwacklung: Nimm den Kehrwert der Brennweite als Mindestverschlusszeit, dann gibt's keine verwackelten Bilder. So haben wir es mal gelernt. Das gilt nicht mehr, jedenfalls nicht mit der D850. Was bei Kleinbildkameras und DSLR der 20-Megapixel-Klasse noch scharf aussieht, outet die D850 gnadenlos als verwackelt.

 

zu 5.): Na ja, zu Fokussierfehlern muss man nicht viel schreiben. Da kennt die D850 mit ihrer hohen Auflösung ebenfalls keine Gnade. Bei schwierigen Fällen wie dem Gittermotiv oben empfiehlt sich die Schärfekontrolle am Kameramonitor. Der optische Sucher vergrössert nicht genug, um Fokussicherheit zu gewährleisten.

 

zu 6.): Das Bildrauschen der D850 tritt bei allen gezeigten Bildern in Erscheinung, die mit ISO-Werten zwischen 800 und 3200 aufgenommen wurden. Wie hoch der eingestellte ISO-Wert tatsächlich ist, scheint für das mehr oder weniger störende Auftreten gar nicht mal so entscheidend zu sein. Wichtiger ist die Größe der Schattenpartien, die das Bild beinhaltet, ob diese noch Zeichnung haben müssen, wie diese belichtet wurden und wie in der Nachbearbeitung damit umgegangen wird. Das Bildrauschen wird erst mit dem Nachschärfen und der Tiefenanhebung deutlich und lässt sich durch Rauschunterdrückung abmildern, was aber dann wieder zu Lasten der Schärfe und Detailwiedergabe geht. Grundsätzlich lässt sich durch eine hellere Belichtung und ein späteres Abdunkeln der Tiefen das Rauschen tendentiell reduzieren. Man muss aber aufpassen, dass die Lichter ausreichend Zeichnung behalten. Das Fotografieren im Raw-Format und eine weichere Kontrastverarbeitung durch Herunterdrehen des Wertes "Globaler Kontrast" im Kameramenü Picture Control helfen dabei wesentlich.

 

zu 7. und 8.): Chromatische Aberrationen (CAs) und die geometrische Verzeichnung habe ich hier nur am Rande erwähnt, da sie sich bei allen drei Objektiven gut auskorrigieren lassen. CAs waren bei den Objektiven nur in wenigen Extremfällen zu beobachten, die Verzeichnung fiel nur im Fall des AF-S 24-120 mm bei 120 mm störend auf.

Fazit:

Spontanes Fotografieren aus der Hand mit der NIKON D850 und trotzdem Ergebnisse erzielen, die der hohen Sensorauflösung gerecht werden? Ja, das geht. Die erstaunlichen Leistungsreserven der Kamera erlauben es, durch ein Anheben der ISO-Werte die Objektive mit den Blendenwerten zu nutzen, mit denen diese ihre beste Leistung bringen. Das Bildrauschen bleibt bei Werten von ISO 800, 1600, 3200 gering, wenn das Bild etwas heller und weicher belichtet wird und die Tiefen und der Kontrast erst bei der Rohdaten-Entwicklung optimiert werden. Höhere ISO-Werte ermöglichen auch das Fotografieren aus der Hand. Selbst wenn Objektive mit integrierter Vibrationsreduzierung hier noch etwas mehr Spielraum bieten, lieber nicht mit den ISO-Werten geizen. Die alte Faustregel mit dem Kehrwert der Brennweite als Mindestverschlusszeit, um verwackelte Bilder zu vermeiden, gilt bei der D850 nicht mehr. Die hohe Auflösung verzeiht keinen noch so kleinen Verwackler. Zumindest, wenn man die Bildgröße später auch für entsprechend große Drucke nutzen möchte und das Riesenfoto nicht nur auf Bildschirmgröße herunterrechnet. Aber dafür bräuchte man dann auch keine 46-Megapixel-Kamera, oder?

Copyright 2018 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de

Dank an H.E. Drescher für die Leihgabe der NIKON D850


Beiträge mit ähnlichen Themen:



Kommentar schreiben

Kommentare: 12
  • #1

    Alex (Samstag, 28 Dezember 2019 13:26)

    Hallo Klaus,
    danke für das toll geschriebene und präzise Review der D850 �. Ich bin Amateur und verwende seit ein paar Jahren eine D750, denke aber insbesondere aufgrund der Auflösung über eine D850/z7 nach. Könntest du evtl. für einen Amateur genauer erklären, wie jeweils für die Bespiele der Prozess der Schärfung erfolgte?

    Beste Grüße aus München
    Alex

  • #2

    Klaus (admin) (Samstag, 28 Dezember 2019 15:14)

    Hallo Alex,
    ich freue mich, wenn dir der Beitrag bei der Entscheidungsfindung nützlich ist. Vielen Dank für das positive Feedback.
    Ich archiviere meine Bilder meistens ungeschärft und schärfe jeweils vor der Verwendung passend zur Verwendung. Dabei benötigen z.B. Prints eine andere Schärfung als Internet-Bilder. Wenn es in meinen Posts um einen Schärfevergleich geht, verwende ich eine einheitliche Standardschärfung. Meist nehme ich dazu den Output-Sharpener aus dem NIK-Sharpener Pro3 mit einer adaptiven Schärfe von 50%. Alternativ geht auch "Unscharf maskieren" in Photoshop mit einer Stärke von ca. 200% bei einem Radius von 0,3. Das ist in der Regel für kein Motiv die perfekte Schärfung, schafft aber vergleichbare Ergebnisse.
    LG
    Klaus

  • #3

    Alex (Samstag, 28 Dezember 2019 17:51)

    Perfekt! Vielen Dank für die schnelle Antwort! Gerne weitere Berichte dieser Art :-). Es waren für mich die interessantesten Berichte, die ich über die Kamera lesen konnte. Es ist prinzipiell immer sehr erfreulich, derart fundiert und intelligent geschriebene Beiträge lesen zu können,

    LG Alex

  • #4

    Klaus (admin) (Samstag, 28 Dezember 2019)

    Danke, Alex. Ich freue mich über dein Lob. Jetzt machst du mich aber verlegen ... :-)

  • #5

    Franco (Samstag, 04 Januar 2020 13:53)

    Hi Klaus, vielen Dank für die Infos, fehlt mir nur das 24-70mm zu der Kamera die ich vor ein Monat erworben habe, sobald das Wetter mir das erlaubt werde wohl nach Duisburg dorthin fahre, muss ich auch ja alles im Griff ihn kriegen wo die Grenzen liegen!
    LG Franco

  • #6

    Ralf (Dienstag, 04 Februar 2020 17:11)

    Ich kann die beschriebenen Sachverhalte mit der Nikon D850 bestätigen; ich nutze die D850 derzeit mit einem Zeiss Milvus 35mm 1.4 sowie dem Nikon 14-24.
    Bei dem Milvus sollte man 1/125 oder 1/160 als 'längste Verschlusszeit wählen; Schärfespot bei dem Milvus ist Bl. 6.3-7.1. Ab Bl. 8 gehts schon wieder bergab mit der Qualität.

    Was ich aus deinen ersten Teil noch nicht verstanden habe, ist das mit der Hyperfokaldistanz in Abhängigkeit von der Sensorauflösung (https://www.digitipps.ch/tools/tabelle-hyperfokale-distanz-vollformatsensor/ ) :

    " Bewährte Arbeitsweisen wie das Arbeiten mit der sogenannten Tiefenschärfe bei bestimmten Blendenwerten oder das hyperfokale Fokussieren, also das Fotografieren mit der Vorwahl einer Blende und einer bestimmten Entfernungseinstellung (der Hyperfokaldistanz), die von x Meter bis unendlich alles scharf zeichnet, müssen bei der D850 neu bewertet werden. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang, dass Tiefenschärfe eigentlich "TiefenUNschärfe" ist. Perfekt scharf sind immer nur Bildpunkte, die sich in der zur Kamera senkrechten Ebene befinden, auf die die Entfernung eingestellt wurde. Überall vor oder hinter dieser Ebene wird das Motiv mehr oder weniger unscharf abgebildet. Leicht unscharfe Bildbereiche, die in Abhängigkeit vom Aufnahmeformat bei 16 oder 20 Megapixel visuell noch als scharf beurteilt werden können, werden durch die D850 mit ihren 45,7 Megapixel gnadenlos als unscharf ge-outet. "

  • #7

    Klaus (admin) (Mittwoch, 05 Februar 2020 11:39)

    Hallo Ralf,
    es wird häufig übersehen, dass Tiefenschärfe nicht eine Objektentfernung von … bis … meint, innerhalb derer "alles scharf ist", sondern eine, innerhalb derer alles "einigermaßen scharf erscheint". Richtig scharf abgebildet wird nämlich immer nur die Ebene, auf die fokussiert wird. Wenn ich Bilder aus einer D850 oder Z7 entsprechend ihrer hohen Auflösung nutze, – also zum Beispiel als großformatige Prints –, dann stellt das höhere Anforderungen an das, was "scharf erscheinen" soll, als bei einer 12 Megapixel-Kamera, bei der ich gerade mal in Din A4 drucke. Die guten alten Faustregeln wie die Hyperfokaldistanz oder ebenso auch der Kehrwert der Brennweite zur Verwacklungsvermeidung waren nicht für Vergrößerungsmaßstäbe gedacht, wie sie sich jetzt bei einem kleinbildgroßen 45 Megapixel-Sensor ergeben. Daher ist es ratsam, bei hohen Qualitätsansprüchen Reserven einzurechnen.
    LG, Klaus

  • #8

    Joszef Ciolka (Donnerstag, 06 Februar 2020 13:39)

    Eigentlich klar. Das war im analogen Fotolabor schon so. Eine besonders große Vergrößerung geht nicht mit jedem Negativ. Abbildungsfehler und Unschärfen werden dabei ja auch vergrößert. Das sind Faustregeln für Standardvergrößerungen.

  • #9

    Uwe Turek (Mittwoch, 14 Oktober 2020 08:10)

    Hallo Klaus, besten Dank für den guten Artikel über die D850. Mich hat etwas gewundert das trotz deiner Begeisterung für die Kamera sie sich nicht mehr in deinem Equipment befindet.
    Hast du trotzdem eine Objektiv Empfehlung für mich in Verbindung mit der D850. Ich benutze momentan die Sigma Art Objektive an der D850. Brauch beste Qualität da meine Prints teilweise bis 150 cm groß sind
    Beste Grüße aus Köln
    Uwe

  • #10

    Klaus (admin) (Mittwoch, 14 Oktober 2020 11:20)

    Hallo Uwe,
    danke für dein positives Feedback.
    Ja, die D850 ist eine hervorragende Kamera, die nicht genug gelobt werden kann. Ich hätte definitiv noch eine im Einsatz, wenn es nicht die Z7 gäbe, die für meine Zwecke noch besser geeignet ist.
    Für eine Objektivempfehlung müsste ich wissen, in welchen Motivbereichen du normalerweise unterwegs bist und welche Brennweiten du bevorzugst. Für Prints dieser Größe solltest du tendentiell nach qualitativ sehr hochwertigen Linsen Ausschau halten (die nicht zwangsläufig sehr teuer sein müssen). Mit den ART-Objektiven von SIGMA machst du grundsätzlich schon mal keinen Fehler. Die sind überwiegend sehr gut.
    Viele Grüße
    Klaus

  • #11

    uwe Turek (Mittwoch, 14 Oktober 2020 17:51)

    hallo Klaus, besten Dank für die schnelle Antwort-freut mich sehr!
    ich bin was die Brennweiten angeht eher im Weitwinkelbereich unterwegs (Landschaftsfotografie)
    Neben dem Nikon 14-24 besitze ich noch das Sigma 24-35 ART sowie 50 Art und das "immer drauf" 24-105 Art. Bei dem letzten Objektiv bin ich aber nicht so sicher ob ich damit alles aus der D850 heraus hole.Wäre da das Nikon 24-70 die bessere Wahl?
    Beste Grüße
    uwe

  • #12

    Klaus (admin) (Donnerstag, 15 Oktober 2020 11:37)

    Hallo Uwe,
    das 2,8/14-24 mm gehört sicherlich zum Besten, was man in diesem Brennweitenbereich an die D850 setzen kann. Deine SIGMA-Objektive ergänzen das für Landschaftsaufnahmen durchaus sinnvoll. Zu dem 4/24-105 Art kann ich nicht so viel sagen, da ich selbst das Objektiv noch nicht hatte. Der Brennweitenbereich ist für ein Immerdrauf natürlich hochinteressant. Wenn du im Telebereich aber auch mit weniger Brennweite auskommst, ist das von dir erwähnte AF-S 2,8/24-70 eine sehr gute Lösung. Ich habe jahrelang das ältere 2,8/28-70 mit dem 2,8/14-24 kombiniert und war extrem zufrieden damit. Es hat allerdings kein VR. Von Kollegen höre ich häufiger, dass sie das Nikkor 4/24-120 mit guten Ergebnissen an den 800er Nikons einsetzen. Ob dir das eine Verbesserung zu deinem Art bringen würde, weiß ich allerdings nicht. Die Schwächen dieses Objektivs sind bei meinem im Beitrag beschriebenen Test ja doch auch sichtbar geworden. Meines Erachtens spielen die 2,8er Nikkore da doch eher in einer anderen Liga. Allerdings auch im Hinblick auf Gewicht und Preis.
    Viele Grüße
    Klaus