VOIGTLÄNDER: Neue 21er für E- und M-Anschluss
Vor ein paar Monaten hat VOIGTLÄNDER das neue 21mm/1:3,5 COLOR SKOPAR E vorgestellt. Konstruiert wurde das Weitwinkel-Objektiv für Vollformatkameras mit E-Mount. Ganz aktuell ist nun noch eine Variante dazu gekommen, die für Kameras mit M-Bajonett gerechnet wurde. VOIGTLÄNDER hat mir die beiden für einen zweiwöchigen Praxistest zur Verfügung gestellt.
SKOPAR & SKOPAR - die neuen 21mm Superweitwinkel
Die beiden brandneuen, bei COSINA in Japan gefertigten 21mm COLOR SKOPARE transportieren einen weiteren großen Objektivnamen aus der Firmenhistorie von VOIGTLÄNDER in die aktuelle Produktpalette der Marke. Mit dem klassischen Vierlinser aus dem letzten Jahrhundert haben sie technisch allerdings nur wenig gemein. Die aufwändige optische Konstruktion besteht aus 9 Linsen in 8 Gruppen, erreicht einen üppigen Bildwinkel von 91,2° und leuchtet einen Vollformatsensor aus. An Kameras mit kleinerem Sensor entspricht die Bildwirkung der eines 28 mm (z.B. LEICA M8) oder eines 30 mm (z.B. SONY ALPHA 6300) Kleinbildobjektivs. Die Blendenkörper der SKOPARE haben 10 Lamellen, was eine annähernd runde Blendenöffnung bewirkt und der Abbildungsqualität unscharfer Lichtpunkte zugute kommen dürfte. Zumindest soweit diese bei einem 21 mm Superweitwinkel überhaupt in Erscheinung treten. So ist den eingravierten Skalen eine Schärfentiefe zu entnehmen, die bereits bei Blende 8 von 90 cm bis Unendlich reicht. Besonders lichtstark sind die beiden neuen 21 mm Objektive nicht. VOIGTLÄNDER gibt in seiner Produktbeschreibung an, mit dem Wert 3,5 absichtlich auf die maximal mögliche Lichtstärke verzichtet zu haben, um den Schwerpunkt auf hohe Bildqualität und Auflösung legen zu können. Ich bin gespannt, wie sich das in den Bildergebnissen widerspiegelt.
Das 21 mm/1:3,5 COLOR SKOPAR E
Mit Fremdobjektiven stellt die Alpha 7s II häufig nicht ihr gesamtes Leistungsspektrum zur Verfügung. Daher möchte ich mir genau ansehen, ob die Kamera das SKOPAR korrekt identifiziert, entsprechend in den Exif-Daten vermerkt und beim manuellen Scharfstellen die Fokussierlupe einschaltet.
Vom Erscheinungsbild her passt das schon mal. Objektiv und Kamera bilden eine visuell gefällige Einheit, die gut ausgewogen in den Händen liegt. Das SKOPAR E wiegt etwa 230 g und wirkt schon auf den ersten Blick sehr gut verarbeitet. Mit 4 cm Baulänge und einem Durchmesser von 6,3 cm an der breitesten Stelle ist das Weitwinkelobjektiv vergleichsweise kompakt gebaut. Die nicht allzu hohe Lichtstärke ermöglicht ein Filtergewinde von erfreulichen 52 mm. Das ist ziemlich wenig für ein 21er Vollformatobjektiv und zahlt sich neben dem Packmaß auch beim Kauf von Filterhaltern, Filterscheiben und ähnlichem Zubehör aus. Eine abschraubbare Gegenlichtblende aus Metall befindet sich bereits im Lieferumfang des SKOPAR E. Fast erkennt man sie gar nicht als solche, da sie sehr schmal ist und sich dem Objektivgehäuse in Form, Oberfläche und Farbe einheitlich anpasst. Die Gegenlichtblende wird in das Filtergewinde geschraubt und besitzt vorne wiederum ein Innengewinde für die Aufnahme von 52 mm Filtern. Sehr schön finde ich, dass sich das SKOPAR im Nahbereich bis auf 20 cm fokussieren lässt. Das fallen mir auf Anhieb einige Motivideen ein.
Die Einstellringe für Blende und Entfernung besitzen für den besseren Grip eine eingefräste Riffelung, die Oberfläche des Entfernungsrings wechselt umlaufend zwischen Riffelung und Griffmulden. Bei Ringe drehen sich weich gedämpft und ohne Spiel. Der Blendenring ist in Drittelblendenstufen gerastet. Die leichte Hemmung des Fokussierrings empfinde ich als genau richtig. Breite und Position beider Ringe sind für mich ebenfalls gut gewählt. Jedenfalls findet sich meine linke Hand blind zurecht, während ich durch den Kamerasucher blicke.
Arbeiten mit dem 3,5/21 mm COLOR SKOPAR E an der Alpha 7sII
Mein erster Eindruck bestätigt sich schnell: Das Arbeiten mit dieser Objektiv-Kamera-Kombi ist eine wahre Freude, leicht, kompakt, handlich und zugleich griffig. Mit voller Unterstützung durch das Assistenz-Arsenal der Kamera kann ich mich unbeschwert auf das Motiv konzentrieren. Den Autofokus vermisse ich keine Sekunde. Eine leichte Berührung des Fokussierrings genügt, und der Kamerasucher schaltet auf Lupendarstellung um und ermöglicht ein komfortables Scharfstellen. Ein leichter Druck auf den Kameraauslöser schaltet wieder zurück auf Gesamtansicht. Das funktioniert natürlich sowohl im Sucher als auch am Kameramonitor. Bei diffizilen Scharfstellaufgaben, beispielsweise im Nahbereich, kann es vorteilhaft sein, zum Scharfstellen aufzublenden. Das Sucherbild wird dadurch nicht heller, da die Kamera das unter normalen Lichtbedingungen ausgleicht, aber man kann dann die Schärfe punktgenauer platzieren. Die Kantenbetonung, die die Alpha 7s II als weitere Fokussierunterstützung anbietet, lasse ich ausgeschaltet. Aufgrund der hohen Schärfentiefe des Superweitwinkels befinden sich so viele Konturen im Schärfebereich, dass ich im Sucher vor lauter bunt leuchtendem Liniengeraffel das Motiv kaum noch sehe.
Oben: Einsames Wegekreuz, aufgenommen an einem windstillen frühen Morgen mit dem VOIGTLÄNDER SKOPAR E an der Alpha 7s II. ISO 400, Kamera auf Stativ, 1/160 Sekunde, Blende 8.
Oben: Das SKOPAR E mit aufgeschraubter Gegenlichtblende auf der Alpha 7s II während der "Wegekreuz"-Aufnahmen.
Später am Rechner schaue ich mir die Bildergebnisse an und stelle fest, dass das SKOPAR mit allen Aufnahmedaten korrekt in den Metadaten angegeben ist. Ich bin beeindruckt von der Schärfe der Bilder. Es fällt mir schwer, einen Sweet Spot auszumachen. Das SKOPAR ist tatsächlich bei allen Blenden saugut. Inklusive der Offenblende und bis in die Bildecken, wohlgemerkt. Lediglich die Bildergebnisse mit Blende 22 fallen wegen der Diffraktion etwas weicher aus. Eine gewisse Streu- und Gegenlichtempfindlichkeit kann ich feststellen, jedoch scheint sie mir im Vergleich zu anderen Superweitwinkel-Objektiven gering. Beim Fotografieren direkt in die Lichtquelle hinein zeichnen sich ein oder zwei sehr kleine Reflexpunkte ab. Mehr nicht. Bei dem Testbild "Wegekreuz" befindet sich die Lichtquelle ganz knapp ausserhalb des linken unteren Bildrandes. Damit hat das SKOPAR schon eher ein Problem. Die 100% Ansicht zeigt in der Ecke Flare und einen seltsamen dunklen Balken, der wahrscheinlich unabhängig vom Objektiv in der Kamera entsteht, wenn Lichtstrahlen von ausserhalb des Bildes schräg in das Bild hineinstrahlen und im Sensorvorraum abschattiert werden.
Insgesamt sind die Bilder mit dem SKOPAR E brillant, gut ausgewogen und, wie gesagt, sehr scharf. Beachtet bitte beim Begutachten der folgenden 100%-Ausschnitte, dass diese ungeschärft sind, das heißt sie zeigen die Feinstrukturen "out-of-cam" vor der obligatorischen Nachschärfung, die digitale Bilder nun mal benötigen. Was am Ende mit solchen Bildvorlagen möglich ist, zeigt der unterste Crop im Querformat. Der schmalen Gegenlichtblende möchte ich übrigens vor allem eine Schutzfunktion für die Frontlinse attestieren. Nach den zweiwöchigen Testaufnahmen mit und ohne Gegenlichtblende kann ich keinen spürbaren Einfluss auf das eh schon geringe Streulichtverhalten des SKOPAR feststellen.
Bildserie unten: Ungeschärfte 100%-Ausschnitte aus dem Bild oben, jeweils linke obere Ecke und Bildmitte. Gute, nahezu einheitliche Scharfzeichnung, unabhängig von der gewählten Blende. Unten links in der Ecke habe ich durch die knapp abgeschnittene, aufgehende Sonne etwas Flare generiert. Davon abgesehen ist das Bild frei von Lichtreflexen und Blendenflecken.
Links: Flare bei knapp beschnittener Lichtquelle mit balkenartiger Schattierung, die wahrscheinlich von der Kamera generiert wird.
Unten: Nochmal einer der 100%-Crops (Blende 3,5, Ausschnitt oben links), diesmal nach der obligatorischen Schärfung am Rechner.
Oben: Als besonders gegenlichtempfindlich kann man das SKOPAR nun wirklich nicht bezeichnen. Selbst direktes Fotografieren in das Laternenlicht hinein generiert nur einen kleinen Reflexionsfleck in unmittelbarer Nachbarschaft der Lichtquelle. Als etwas unschön empfinde ich den unscharf oder als Doppelkreuz erscheinenden Blendenstern, der bei fast allen Motiven dieser Art auftritt. Mir ist nicht ganz klar, woher das kommt. Vielleicht, weil das Leuchtmittel in der Laterne etwas länglich ist? Meine Aufnahmen mit dem SKOPAR VM zeigen diesen Effekt weniger stark.
Oben: Punktgenaues manuelles Scharfstellen mit der Fokussierlupe der Alpha 7 s II ist auch bei Nachtaufnahmen kein Problem. Der geringe Mindestabstand des SKOPAR E von 20 cm ermöglicht Detailaufnahmen im Vordergrund mit einer räumlichen Wirkung des Hintergrunds durch den großen Bildwinkel und die große Schärfentiefe.
Oben: Brillanz, Tonalität und Schärfe der Bildergebnisse mit dem neuen 3,5/21 mm SKOPAR E an der Alpha 7 s II lassen nichts zu wünschen übrig. Unten: 100% Crop, ungeschärft.
Oben: Aus der Hand fotografiert und sicher kein perfektes Messbild für die Verzeichnung des SKOPAR. Erkennbar ist jedoch, dass randnahe Linien sich nur sehr gering tonnenförmig nach außen biegen. Ein, wie ich finde, sehr gutes Ergebnis für ein 21 mm Superweitwinkel.
21 mm/1:3,5 COLOR SKOPAR asphärisch VM
Kaum zu glauben, dass beiden Objektiven das gleiche optische Konstruktionsprinzip zugrundeliegen soll. Mit einer Bauhöhe von knapp 3 cm erscheint das COLOR SKOPAR VM vergleichsweise winzig neben seinem Bruder für den E Anschluss. Für seine kompakte Größe wirkt es jedoch keineswegs leicht, sondern vermittelt den Eindruck, dass es ausschließlich aus massivem Metall und Glas besteht. Das äußere Erscheinungsbild orientiert sich stark an den klassischen VOIGTLÄNDER-Objektiven des letzten Jahrhunderts und pflegt somit einen ähnlichen Vintage-Look wie das 50 mm HELIAR, über das ich früher bereits berichtet habe. Das wunderschöne Objektivgehäuse aus spiegelnden oder fein gezahnten Chromringen, mattschwarzen Flächen und filigraner Beschriftung lässt die Augen von Liebhabern klassischer Kameras leuchten. Im Gegensatz zum HELIAR sind Blenden- und Entfernungsskala in die mattschwarzen Flächen eingraviert und dank ihrer weiß ausgelegten Schrift auch bei Kunstlicht sehr gut lesbar. Das SKOPAR VM ist mit einem 39mm Filtergewinde ausgestattet. Die Befestigung der optional erhältlichen Gegenlichtblende LH-11 erfolgt mittels separatem Bajonettring und ist unabhängig von aufgesetzten Filtern oder der Verschlusskappe. Die Gegenlichtblende ist aus anthrazit-farbenem, antireflektierend beschichtetem Aluminium gefertigt und wirkt ebenso wie das Objektiv sehr wertig und sitzt stabil auf dem SKOPAR. Aufgrund ihrer breiten Trichterform verdeckt sie das untere rechte Viertel des Messsuchers meiner M9. Im Gegensatz zu anderen Herstellern von M-Objektiven hat VOIGTLÄNDER offensichtlich gar nicht den Versuch unternommen, diesen Effekt mit einer Durchbrechung oben links an der Gegenlichtblende zu mildern. Man setzt wohl darauf, dass der Messsucher sowieso nur zur Entfernungmessung verwendet wird und die Bildbeurteilung per Lifeview oder Aufsatzsucher erfolgt. Aber dazu später mehr.
Oben: Schöne Kombi, das SKOPAR VM 21 mm an meiner M9, vor allem ohne die riesige Gegenlichtblende.
Links: Das Grifffeld des Blendenrings (im Bild vorn rechts) ist mir zu klein bemessen. Eine umlaufende Riffelung wie beim Fokussierring wäre sicher machbar und komfortabler zu bedienen gewesen. Der aus dem Entfernungsring herausragende Bedienungshebel (im Bild links unten) für die Scharfstellung verdient seinen Namen und ist in mehrfacher Hinsicht hilfreich.
Auch bei dem 3,5/21mm COLOR SKOPAR asphärisch VM findet man die Bedienelemente im Prinzip blind. Wie bei der E-Mount Variante sitzt der Blendenring ganz vorn und ist in halben Blendenstufen gerastet. Zum Bedienen hat der Ring zwei geriffelte Fingerauflagen, die sich bei offener Blende links und rechts gegenüber liegen. Das funktioniert ganz gut. Ist die Blende jedoch weit geschlossen, so ab Blende 16, befinden sich diese Bedienfelder nicht mehr links und rechts, sondern an Stellen, wo meine Finger sie nicht gleich finden, während ich die Kamera am Auge habe. Da der Messsucher den Blendenwert zudem nicht anzeigt, werden die meisten Messsucher-Fotografen wahrscheinlich zuerst die Blende einstellen und die Kamera dann erst ans Auge nehmen. Der Fokussierring des SKOPAR VM hat einen kleinen eingeschraubten Verstellhebel an der Stelle, wo M-Objektive anderer Hersteller eine Fingerauflage oder einen Wulst haben. Damit soll zum Beispiel bei Schnappschüssen ein schnelleres Fokussieren möglich sein. Auch, weil geübte Fotografen an der Position des Hebels erkennen können, welche Entfernung gerade eingestellt ist. Für meinen Geschmack läuft der Entfernungsring etwas zu schwergängig mit einer leicht zunehmenden Hemmung zwischen 0,7 m und 2 m. Daher nutze ich gerne den Verstellhebel, der das Fokussieren mit seiner Hebelwirkung vereinfacht. Kontruktionsbedingt kommt man mit dem SKOPAR VM übrigens nicht so nah ran ans Motiv wie mit dem SKOPAR E. Die Naheinstellgrenze liegt bei 50 cm, was ein für Messsucherkameras üblicher Wert ist.
Oben: Aufstecksucher von VOIGTLÄNDER für 21mm und 25mm Superweitwinkel. Hmh ... sorry, ja, ich hätte die Kamera vor dem Foto mal staubwischen können.
Messsucher können keine Superweitwinkel anzeigen, der darstellbare Bildwinkel erreicht normalerweise höchstens den eines 28 mm Weitwinkelobjektivs. Man kann also den Messsucher zum exakten Scharfstellen des 21er SKOPAR verwenden, benötigt aber für die Beurteilung des Bildausschnitts den Lifeview, sofern die Kamera einen hat, oder einen Aufstecksucher. Derartige Zubehör-Sucher sind kompakte optische Systeme, die die Bildbegrenzung als Leuchtrahmen anzeigen und in den Blitzschuh der Kamera gesteckt werden. Ich habe mit Aufstecksuchern der namhaften Hersteller grundsätzlich gute Erfahrungen gemacht. Allerdings ist die angezeigte Bildbegrenzung bedingt durch die Parallaxe bei unterschiedlichen Entfernungen zum Motiv nur leidlich exakt. Den 21er Sucher von VOIGTLÄNDER finde ich wegen seiner kompakten, runden Bauweise sehr ästhetisch. Wenn ich nicht Brillenträger wäre, hätte ich diesen Sucher auf meiner M9. So habe ich mich aber passend zu meinem 21 mm BIOGON für das größere, eckige Exemplar von ZEISS entschieden, welches mir aufgrund seiner Größe eine etwas bessere Bildbeurteilung ermöglicht, ohne dass ich die Brille dazu abnehmen muss.
Arbeiten mit dem 3,5/21 mm COLOR SKOPAR VM an der M9
Das sehr kompakte Objektiv macht die Kamera noch etwas handlicher, als sie ohnehin schon ist. Das gefällt mir gut, zumal das Packmaß bei abgenommener Gegenlichtblende durch die kurze Bauform des SKOPAR so flach wird, dass sich die M9 selbst in einer Seitentasche bequem verstauen lässt. Das Arbeiten mit der Messsucherkamera ist naturgemäß etwas umständlicher als mit einer modernen spiegellosen Systemkamera. Die M9 bietet keinen Lifeview, daher arbeite ich zur Bestimmung des Bildausschnitts mit dem Aufstecksucher. Das Scharfstellen erledige ich mit dem Messfeld im Messsucher oder mit der Entfernungsskala auf dem Fokussierring. Da für dieses brandneue 21er noch keine Profilempfehlungen vorliegen, habe ich ein paar Tests gemacht und komme zu dem Ergebnis, dass sich das Profil 11809 (für ELMARIT 2,8/28 mm) sehr gut für die Korrektur der Eckenabdunklung eignet. Es ist im übrigen das gleiche, das ich auch für mein BIOGON 2,8/ 21 mm ZM verwende.
Oben: Knackscharf bis in die Bildecken. Aufnahme mit dem 3,5/21mm SKOPAR VM an der M9
Der Blick auf die Raw-Dateien am Rechner bescheinigt auch dem SKOPAR VM eine sehr gute Schärfeleistung, die bei offener Blende in den Ecken nur wenig hinter der seines Pendants für den E-Mount zurückbleibt. Das mag aber an einer unterschiedlichen kamerainternen Verarbeitung liegen. Jedenfalls ist nach fertiger Ausarbeitung der Bilder kein Unterschied mehr festzustellen. Für einige Aufnahmen habe ich das SKOPAR VM auch mal gegen mein BIOGON 2,8/ 21 mm ZM getauscht, und der Vergleich dieser Bilder überrascht mich: Hinsichtlich der Scharfzeichnung kommt mein BIOGON erst bei Blendenwerten über 8,0 an das SKOPAR heran.
Das 21er COLOR SKOPAR VM reagiert nicht ganz so gelassen auf Gegenlichtsituationen wie sein Pendant für den E-Mount. Bei einer Variante des Wegekreuz-Motivs mit Blick in die punktförmige Sonne hinein entdecke ich am Rechner ein paar farbige Reflexpunkte und einen Spektralfarbbogen, der dann sichtbar wird, falls er zufällig auf einem dunklen Bildteil landet.
Oben: Neben seinem Pendant für den E-Mount ist das SKOPAR VM etwas gegenlichtempfindlicher. Die aufgehende Sonne hinterlässt Spektraleffekte in der gegenüberliegenden Bildhälfte. Allerdings ist die Blendensternabbildung der Lichtquelle schärfer und ohne Doppelbild.
Oben: Das SKOPAR VM mit aufgeschraubter Gegenlichtblende und dem ZEISS-Aufstecksucher auf der M9 während der "Wegekreuz"-Aufnahmen.
Oben: Lost Place stillgelegte Autobahn. Selbst bei Offenblende sehr gute Bildschärfe bis in die Ecken.
Oben: Baustellenzufahrt am frühen Morgen. Gesamtansicht.
Oben: Der linke Ausschnitt aus der Bildecke zeigt die Bildschärfe des SKOPAR VM bei offener Blende 3,5. Zum Vergleich rechts die gleiche Ecke mit dem BIOGON ZM, um eine halbe Stufe abgeblendet auf 3,5. Es ist unschwer zu sehen, dass das SKOPAR seinen Kontrahenten in den Schatten stellt. Tatsächlich setze ich mein heiß geliebtes 21 mm Biogon bei Landschaftsaufnahmen stets erst ab Blende 8 ein, weil erst dann die Schärfe bis in die Bildecken reicht. Das neue SKOPAR kennt diese Limitierungen nicht. Es produziert einfach scharfe Bilder, ohne Wenn und Aber bei allen Blenden von 3,5 bis 16. Ein kompletter Vergleich der beiden Objektive würde jetzt hier zu weit führen. Falls jemand an dem durchdeklinierten Vergleich mit allen Blendenstufen Interesse hat, möge er mir bitte eine Nachricht über das Kontaktformular schreiben.
Oben: Aus dem gleichen Bild jeweils ein 100%-Crop aus der Bildmitte. Links SKOPAR, rechts BIOGON. Auch in der Bildmitte zeichnet das VOIGTLÄNDER-Objektiv bei Blende 3,5 ein wenig schärfer. Aufgrund der höheren Schärfe produziert meine M9 ein stärkeres Moiré in der gerasterten Fläche rechts.
Oben: Zwei sehr unterschiedliche 21mm Objektive für M-Bajonett im direkten Vergleich. Links mein BIOGON 2,8/21 mm ZM mit der Gegenlichtblende, die in der oberen linken Ecke eine Durchbrechung aufweist, damit man durch den Messsucher hindurchsehen kann. Rechts das viel kleinere SKOPAR 3,5/21 mm VM mit der riesigen, geschlossenen Trichterblende.
Fazit:
Ich empfinde es als ausgesprochen befreiend, bei einem Superweitwinkel die Einstellung der Blende ausschließlich zur Steuerung von Belichtung und Schärfentiefe einsetzen zu können, ohne darüber nachdenken zu müssen, bei welcher Blende die Bildecken noch scharf sind. Das 21mm/1:3,5 COLOR SKOPAR von VOIGTLÄNDER bildet schlicht und einfach bei jeder Blendeneinstellung scharf ab, und zwar bis in die Bildecken. Und das sowohl in der Version "E" auf der Alpha 7 s II als auch in der Version "Asphärisch VM" auf meiner M9.
Beide 21er überzeugen mit einer augenscheinlich hohen Fertigungsqualität, kompakten Abmessungen und sehr guter Bildqualität. Die Scharfzeichnung empfinde ich als hervorragend, die Verzeichnung ist nur sehr gering tonnenförmig. Die geringere Lichtstärke, etwa eine halbe Blende zu anderen Objektiven gleicher Brennweite, spielt in meinen Augen keine Rolle, da sie insbesondere bei den hervorragenden High-ISO-Fähigkeiten der Alphas von SONY leicht durch eine geringfügige Erhöhung des ISO-Wertes kompensiert werden kann. Zudem bringen beide SKOPARE bereits bei offener Blende volle Leistung, was gerade bei den lichtstärkeren Kontrahenten oft nicht der Fall ist.
Mit dem 21 mm/1:3,5 COLOR SKOPAR E kann man problemlos in Lichtquellen hinein fotografieren, wenn sich diese nicht gerade knapp außerhalb des Bildfeldes befinden und seitlich in das Bild strahlen. Nur dann gibt es, zumindest mit der Testkamera, unschönen Flare am äußersten Bildrand. Ansonsten reagiert das SKOPAR E nur mit einer kleinen Farbreflexion nahe der Lichtquelle. Insgesamt gefällt mir das Objektiv nicht zuletzt wegen seinem unaufgeregt schönen Design auf der Alpha derart gut, dass ich es auf die Liste der nächsten Objektivkäufe gesetzt habe. Kamera und Objektiv arbeiten perfekt zusammen und dank der komfortablen Scharfstellunterstützung durch die Kamera habe ich den fehlenden Autofokus selbst bei Nachtaufnahmen im Nahbereich keine Sekunde lang vermisst.
Auch das 21 mm/1:3,5 COLOR SKOPAR asphärisch VM finde ich recht überzeugend. Das ansprechende Vintage-Design passt besonders gut zu älteren Kameraklassikern, das Objektiv arbeitete im Test aber auch mit meiner M9 gut zusammen. Auch wenn die Blendenangaben in den Metadaten von den tatsächlich eingestellten Werten schon mal einen halben Wert nach oben oder unten abweichen. Im Vergleich zum 3,5/50 mm HELIAR VM hat VOIGTLÄNDER dem SKOPAR VM Verbesserungen mit auf den Weg gegeben, die der komfortableren Handhabung geschuldet sind. So dreht sich beim Fokussieren der vordere Objektivteil nicht mit, die Blende ist nun gerastet und die Blenden- und Entfernungsskalen stehen der besseren Lesbarkeit halber nicht mehr auf verchromtem, sondern weiß auf schwarzem Untergrund. Meine Kritikpunkte beschränken sich daher auf den für meinen Geschmack ein wenig zu stark gehemmten Fokussierring und die sehr kleinen geriffelten Griffbereiche am Blendenring, die beide das Handling etwas bremsen. Auch die Gegenlichtempfindlichkeit beim Fotografieren in eine Lichtquelle hinein ist höher als die seines Pendants für E-Anschluss.
Für Besitzer von spiegellosen Kameras mit E-Anschluss und Messsucherkameras mit M-Bajonett sind die beiden neuen 21 mm Superweitwinkel-Objektive von VOIGTLÄNDER reizvolle Alternativen und mit Listenpreisen von unter 800 € auch vom Preis/Leistungsverhältnis hoch attraktiv.
Copyright 2019 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de
Herzlichen Dank an VOIGTLÄNDER / RINGFOTO in Fürth für die Leihgabe der beiden Objektive, die meine Urteilsfindung allerdings nicht beeinflusst hat. Vorteile, Nachteile und Eigenarten der beiden SKOPARe habe ich in dem Bericht entsprechend meinem persönlichen Eindruck ungefiltert und unbeeinflusst wiedergegeben. Ich erhalte kein Honorar für diesen Bericht und selbstverständlich gingen die ausgeliehenen Objektive nach dem Test an den Eigentümer zurück.
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Frank B. (Montag, 01 April 2019 19:27)
Danke für den ganz tollen Bericht über das Voigtländer 21er. Damit erübrigen sich viele Fragen. Werde ich mir demnächst mal bei Ringfoto anschauen. Aber auch das Pendant von Zeiss (Loxia) steht auf meiner must-have Liste ganz oben. Kostet leider das Doppelte, aber Blende 2.0. Noch ein schönen Abend - Frank
Klaus (admin) (Dienstag, 02 April 2019 10:41)
Danke, Frank, für das positive Feedback. Ich freue mich, dass der Bericht dir nützlich war. Das Loxia ist auch eine feine Linse. Sofern durchgehende Scharfzeichnung bis in die Ecken ein Kriterium ist, müsste man sich allerdings genau ansehen, wie das Loxia bei Blende 2,0 oder 2,8 performed. Sonst ist der Vorteil der höheren Lichtstärke rasch dahin.
LG, Klaus
Thomas Mika (Montag, 20 Mai 2019 16:47)
Hallo
Ich habe auch das VM 21 3,5 von einen Geschäft in Wien ausprobiert und vor dem Geschäft ein paar Fotos gemacht mit meiner M240 ohne Korrektur. Es ist wirklich schon ab der Blende 3,5 scharf in der Mitte, zum Rand und in den Ecken ist es nicht scharf.
Mein Fazit: vermutlich gibt es "wieder" mal eine Serienstreuung und Voigtländer/ Fachhändler verleiht für Tester ausgesuchte Top Gläser um gute Werbung zu haben.
TM1ka
Klaus (admin) (Mittwoch, 22 Mai 2019 23:14)
Hallo Thomas,
das muss man dann allerdings mal im Auge behalten und ggflls bereit sein, mehrere Exemplare zu testen, bevor man eines erwirbt. An die Vorauswahl seitens des Herstellers kann ich nicht so recht glauben. Ich hatte bei meinem VM-Testexemplar eher die Anmutung eines Vorserienmusters, wenn ich an den etwas ungleichmäßig schwergängigen Fokussierring denke.
T.Hilgers (Mittwoch, 18 Dezember 2019 12:45)
Hab das Skopar E gekauft und bin begeistert.
Genau so wie beschrieben. Danke für deinen Bericht.
Tom
Bernd Huber (Freitag, 30 Juli 2021 22:30)
Bei meinem Exemplar habe ich den Eindruck, dass es mit den Lichtern nicht recht gut umgeht. Ich besitze auch das Voigtländer 21 1.8 und finde dieses Zar zu schwer, aber von der Abbildungsqualität wesentlich besser, sowohl an der M9 als auch an der Monochrom.