Test: Summicron vs. Biogon

Test: Summicron vs. Biogon, 35 mm Weitwinkel für LEICA M

Praxistest: Das Leica Summicron-M 2,0/35 mm Aspherical auf einer Leica M9 zum Vergleich mit dem Zeiss Biogon ZM 2,0/35 mm, Weitwinkel-Objektive für LEICA M, Foto: Klaus Schörner

Die gemäßigte Weitwinkel-Brennweite von 35 mm gilt spätestens seit Henri Cartier-Bresson als der Klassiker auf der LEICA M und ist wohl nicht nur bei mir das am häufigsten verwendete Objektiv.

Ich habe ein Summicron-M 2,0/35 mm Aspherical gebraucht in gutem Zustand erworben, um es mit meinem ZEISS Biogon T* ZM 2,0/35 mm zu vergleichen und danach zu entscheiden, welches von beiden ich behalte.

Warum Summicron, wenn man schon Biogon hat?

Das Biogon besitze ich seit fünf Jahren und bin alles andere als unzufrieden damit. Es liefert ausgezeichnete Bildqualität und ist so eine Art "Immer-drauf" an meiner M9. Als Bildschärfe-Fan komme ich jedoch nicht an der Erkenntnis vorbei, dass mein 50er, ein Summicron, noch schärfer und brillanter abbildet mit diesem fast dreidimensional wirkenden Effekt, der von Fotografen so häufig beschrieben wird. Zudem bringt ein LEICA-eigenes Objektiv die Möglichkeit einer 6-Bit-Kodierung (dazu später mehr) und damit einer automatischen Identifizierung und Profilierung durch die Kamera mit. Das erreiche ich mit einem Fremdobjektiv wie dem ZEISS nur annäherungsweise, wenn ich mich auf eigene Nachrüstversuche am Objektivbajonett mit Farben und Schablone einlasse und damit das Profil eines vergleichbaren LEICA-Objektivs ansteuere. Grund genug, mir mal ein 35er Summicron genauer anzusehen und es in dem folgenden Test dem Biogon gegenüberzustellen.

Praxisvergleich: Rechts das Leica Summicron-M 2,0/35 mm Aspherical, links daneben das Zeiss Biogon T* ZM 2,0/35 mm, Weitwinkel-Objektive für LEICA M, Foto: Klaus Schörner

Oben: Die Gegenüberstellung der Kontrahenten zeigt den Größenunterschied. Links das Biogon, rechts das Summicron. Interessanterweise ist Letzteres trotz seiner geringeren Größe spürbar schwerer.

Der erste Eindruck

Summicron und Biogon sind kompakte und massiv wirkende Objektive, die trotz ihrer geringen Größe erstaunlich schwer in der Hand liegen und keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass in ihnen vor allem Glas und Metall verarbeitet sind. Das 7-linsige Summicron (Typ 11879) ist mit 4,7 cm Bauhöhe und 255 g Gewicht sowohl kleiner als auch schwerer als der Biogon 9-Linser mit seinen 5,5 cm und 225 g. (Bauhöhe jeweils bei Unendlich-Einstellung, Gewicht ohne Filter, Deckel und Gegenlichtblende). Das Summicron ist mit einem 39er Filtergewinde ausgestattet, das Biogon nimmt Filter mit 43er Gewinde auf. Zeiss-typisch ist das Biogon vorn mit einem verchromten Bajonett ausgestattet, das zur Aufnahme der optional erhältlichen Gegenlichtblende dient und diese sicher festhält. Die Blende ist rund und stabil aus Metall gefertigt. Sie weist Durchbrüche auf, die den Effekt mildern sollen, dass sie etwas in das Bildfeld des Messuchers hineinragt. Der Objektivdeckel des Biogon ist ein Federschnappdeckel aus Kunststoff, der auf dem Objektiv besser hält als auf einem eingeschraubten Slim-Filter. 

Zum Lieferumfang des Summicron gehört eine Gegenlichtblende aus schwarzem Kunststoff. Zwei seitliche Federknöpfe steuern vier innen liegende Greifer, die am Objektiv in eine rundumlaufene Nut fassen. Ein Einrasten ist nur möglich, wenn die beiden oben und unten an der Blende herausragenden Nasen in die dazu gehörenden Vertiefungen greifen. Damit wird sichergestellt, dass die rechteckige Blende gerade sitzt und nicht in das Bild hineinragt. Ein Objektivdeckel aus gummiähnlichem Material lässt sich oben auf die Blende aufsetzen. Alternativ ist eine runde Gegenlichtblende aus Metall erhältlich (LEICA Art.-Nr. 12504), die zur Befestigung ebenfalls die rund umlaufende Nut nutzt und in ihrer Form der runden Gegenlichtblende des Biogon ähnelt. 

35 mm Summicron an der Leica M6 und Biogon an der Leica M9. Foto Klaus Schoerner

Man sieht beiden Objektiven an, dass sie wirklich hervorragend verarbeitet sind, und man spürt es noch mehr, wenn man an den Ringen zur Steuerung der Blende und der Scharfstellung dreht. Ich möchte mich jetzt nicht zu sehr in begeisterten Schilderungen verlieren, aber der gleichmäßig weiche und präzise Lauf der Ringe und die spürbar feine Rastung der Blendenschritte ist für mich wirklich "best of the best". Mit seiner exakten Skalenabstimmung ohne jegliches Spiel übertrifft das Biogon sein Pendant sogar noch ein wenig. Es ist ein Vergnügen, mit solchen Objektiven zu arbeiten.

Praxistest: Das 35 mm Summicron an der Leica M9. Foto Klaus Schoerner

Die acht Blendenlamellen des Summicron können in halben Blendenstufen bis Blende 16 angesteuert werden. Beim Biogon ist die Einstellung der 10 Lamellen in Drittelschritten bis Blende 22 möglich. Fast unnötig zu erwähnen, dass die Skalenbeschriftungen bei beiden Optiken äußerst sauber gefräst und farbig ausgelegt sind. Beide verfügen zudem über eine Skala zur Einstellung der Hyperfokaldistanz, die zu den Blendenwerten zusammen mit der Beschriftung des Fokussierrings die Schärfentiefe anzeigt. Die erreichbare Naheinstellgrenze beträgt bei beiden Objektiven 70 cm, der diagonale Bildwinkel beläuft sich auf 63°. Das Biogon ist neu zum Preis von um die 1.000 € zu haben, das Summicron liegt mit einem Neupreis von 2.550 € und mehr sehr deutlich darüber.

Vergleich beim Handling: Summicron versus Biogon

Dass das Summicron etwas kleiner ist und das Biogon dafür etwas leichter, habe ich oben bereits erwähnt. Das dürfte aber nur dann eine Rolle spielen, wenn der Fotograf bei seinem Gepäck auf jedes Gramm oder jeden Zentimeter achten muss. Die Werte liegen recht nah beisammen. Erwähnenswert ist allerdings, dass das Biogon in der unteren rechten Ecke mehr vom Sucherbild abdeckt, als es das Summicron tut. Verzichtet man bei letzterem auf die Gegenlichtblende, ist das Objektiv im Sucher kaum noch zu sehen.

Während der Aufnahmen wird mir bewusst, dass der Vorteil der kompakteren Größe des Summicron bei der Bedienung auch Nachteile mit sich bringt. Meine nicht allzu feingliedrigen Finger kollidieren beim Drehen des Blendenrings immer wieder mit dem linken Federknopf der Gegenlichtblende. Das ist für mich neben der Ästhetik ein weiteres Argument für den Austausch der billig wirkenden Plastik-Gegenlichtblende gegen den oben erwähnten Typ 12504, der zwar auch solche Knöpfe hat, aufgrund seiner runden Bauweise aber in eine Position gedreht werden kann, bei der die Knöpfe nicht stören. Beim Scharfstellen des Summicron muss man sich mit Zeige- oder Mittelfinger auf den Fokussierknopf einlassen, der sich bei Einstellung auf Unendlich rechtsseitig unten befindet. Leider verfügt der Fokussierring des Summicron nicht über einen geriffelten Griffbereich, so dass man tatsächlich nur am Knopf anpacken kann. Das ist gewöhnungsbedürftig, kann dem Fotografen mit einiger Übung aber durch die Position des Knopfes eine schnelle Information zu der aktuell eingestellten Entfernung vermitteln. Beim Biogon ist der Fokussierknopf lediglich durch einen Wulst angedeutet, der Einstellring dagegen ist umlaufend geriffelt.

Praxistest: Das Leica Summicron-M 2,0/35 mm Aspherical beim Handling mit verschiedenen Gegenlichtblenden, Foto: Klaus Schörner

Oben links: Die Standard-Gegenlichtblende aus Kunststoff (Art.-Nr. 12526) erfüllt ihre Aufgabe und schattiert durch ihren engen Trichter wirksam ab. Ich empfinde sie allerdings in ästhetischer Hinsicht als unpassend. Außerdem stört der linke Befestigungsknopf, mit dem ich beim Drehen des Blendenrings häufig kollidiere.

Oben rechts: Die runde Gegenlichtblende (Art.-Nr. 12504) ist durch ihren großen Durchmesser bei bestimmtem Lichteinfall eventuell ein bisschen weniger wirksam, funktioniert aber auch, sieht besser aus und kann gedreht werden, so dass der Befestigungsknopf an eine unkritische Position bewegt werden kann. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Durchbrechungen der Blende noch ihren Zweck erfüllen und nicht gerade ein Steg vor dem Sucher landet.

Praxistest: Das Zeiss Biogon ZM 2,0/35 mm beim Handling mit Gegenlichtblende, Foto: Klaus Schörner

Oben: Aufgrund seiner größeren Abmessungen und der rundumlaufenden Riffelung des Fokussierrings ist die Bedienung des Biogon entspannter. Die Gegenlichtblende ist per Bajonett fixiert. Da wackelt nichts, da stört nichts.

Auf die Qualität der Skalenbeschriftung hatte ich schon hingewiesen. Beim Objektivwechsel unter schlechten Lichtverhältnissen stelle ich fest, dass der rote Knubbel, der beim Summicron als Ansetzmarkierung für das Bajonett dient, deutlich besser zu sehen ist als der blaue Knubbel, der diese Funktion beim Biogon erfüllt. Dessen Position muss man dann eher ertasten. Ähnliches gilt übrigens für die gelb ausgelegte Feet-Markierung des Summicron gegenüber der roten Schrift beim Biogon. Das kann uns aber, die wir mit der weiß ausgelegten metrischen Skala arbeiten, egal sein.

Zu der 6-Bit-Kodierung siehe auch den Praxisbericht zur M9. LEICA versteht darunter die Ausstattung hauseigener Objektive mit sechs eingefrästen, mit schwarzer und weißer Farbe gefüllten Vertiefungen an der Bajonettfläche, die für jeden Objektivtyp eine individuelle Farb-Reihenfolge aufweisen. Digitale Leica M Kameras lesen diese Farbfelder automatisch aus, identifizieren danach das angesetzte Objektiv, weisen ein entsprechendes Profil zu und schreiben die Objektivbezeichnung in die Metadaten der aufgenommenen Bilder. Ältere Leica-Objektive, die noch für analoge Leica M's gefertigt wurden, können im Werk mit so einem Kode nachgerüstet werden. Für Fremdobjektive steht diese Möglichkeit nicht zur Verfügung und die Kameramenüs halten dafür auch keine Profile bereit. Bei der M9 zum Beispiel kann ein unkodiertes Objektiv allerdings im Kameramenü manuell ausgewählt und als eine von vier möglichen Aufnahmeeinstellungen abgespeichert werden. Für Fremdobjektive wählt man dann ein Leica-Äquivalent aus. Welches am besten passt, muss man ausprobieren. Bei jedem Objektivwechsel führt der Weg dann allerdings zunächst ins Kameramenü, um die betreffende Einstellung oder das angesetzte Objektiväquivalent auszuwählen. Das ist umständlich und wird (zumindest von mir) im Eifer des Gefechts manchmal vergessen. Das Ergebnis sind dann falsche Angaben in den Metadaten und ein Optimierungsprofil, das nicht zum Bild passt.

Für diejenigen, die sich darauf einlassen wollen, ihre Objektive selbst mit 6-Bit-Kodierungen zu versehen, hält das Internet einiges an Ratschlägen und Tutorials bereit. Diese reichen vom Austausch der Bajonettplatte gegen vorgefräste Platten aus chinesischer Herstellung über die schablonengeführte Markierung mit Edding-Finelinern bis hin zur Matscherei mit Enamel-Lack. Am vielversprechendsten erscheint mir noch das Austauschbajonett, bei dem die scharf abgegrenzten Einfräsungen dann nur noch mit Farbe gefüllt werden müssen und letztere durch die Vertiefungen vor Abrieb geschützt ist. Leider scheint es diese Platten jedoch nur für bestimmte ältere LEICA-Optiken zu geben. Für ZEISS-Objektive, bei denen die Schraublöcher etwas größer und anders platziert sind, habe ich das bisher noch nicht gesehen.

Praxisvergleich Bajonettansicht: Rechts das Leica Summicron-M 2,0/35 mm Aspherical, links daneben das Zeiss Biogon ZM 2,0/35 mm, Weitwinkel-Objektive für LEICA M, Foto: Klaus Schörner

Oben: Der Blick auf das Bajonett von Biogon (links) und Summicron (rechts) zeigt die 6-Bit-Kodierung des LEICA-Objektivs und die unterschiedlich platzierten Befestigungsschrauben für die Bodenplatte. Im Glaskörper fällt auf, dass das ZEISS-Objektiv mit seinen 10 Blendenlamellen eine bessere Rundung der Blendenöffnung erreicht, während beim LEICA das Achteck klar hervortritt.

Unten: Daraus resultiert beim Biogon ein natürlicher wirkendes Bokeh, weil unscharf abgebildete Lichtpunkte runder wirken.

Vergleich des Bokeh beim Summicron -M 2,0/35 mm Aspherical vs. Biogon ZM 2,0/35 mm. Foto: Klaus Schoerner

Vergleich zur Bildqualität: Summicron versus Biogon

Für den nachfolgenden Vergleich wurden von jeder Einstellung jeweils drei Aufnahme-Versionen erstellt: Eine mit dem Summicron mit automatischer Profilierung durch die M9, eine mit dem Biogon ohne jede Profilierung und eine mit dem Biogon und einem manuell zugeordneten Profil, das normalerweise für das Summicron 2,0/35 mm Pre-Aspherical verwendet wird (Typ 11310/11311). Die Rohdaten aus der LEICA M9 wurden lediglich einer Umwandlung in das TIF-Format unterzogen. Die drei Gesamtansichten des Motivs wurden danach herunterskaliert und einheitlich geschärft. Die Detailausschnitte dagegen wurden als 100%-Ansichten kombiniert und ohne Schärfung und Tonwertkorrektur als Web-jpg abgespeichert.

Testfoto Gesamtansicht Leica M9 mit Summicron-M 2,0/35 mm Aspherical. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Das Gesamtfoto mit dem Summicron unter Verwendung des automatisch zugeordneten Kameraprofils fällt etwas warmtoniger und gefälliger aus und überzeugt durch ein homogenes Rendering mit stimmig ausgeglichenen Bildecken.

Testfoto Gesamtansicht Leica M9 mit Biogon ZM 2,0/35 mm ohne Kameraprofil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Das Biogon bildet mit etwas kühlerer Farbtendenz ab. Ohne ein zugeordnetes Korrekturprofil zeigt sich eine Abdunkelung der Ränder und Bildecken, die jedoch im Rahmen der Nachbearbeitung beseitigt werden kann.

Testfoto Gesamtansicht Leica M9 mit Biogon ZM 2,0/35 mm mit Kameraprofil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Das Biogon mit manueller Vorwahl des Korrekturprofils 11310/11311 beseitigt die Vignettierung nicht nur, sondern zeigt eine leichte Überkorrektur. Besonders unten sieht man, dass die Bildecken etwas zu stark aufgehellt wurden.

Vergleich mit Leica M9 bei Blende 2,0: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Ausschnitte aus der Bildmitte in 100%-Ansicht. Bei Blende 2,0 zeichnen beide Objektive zu weich, das Biogon aber sichtbar noch unschärfer als das Summicron. Kein nennenswerter Unterschied zwischen der Biogon-Aufnahme ohne und mit Profil.

Vergleich mit Leica M9 bei Blende 2,8: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Das Summicron bringt bei Blende 2,8 bereits eine sehr ordentliche Schärfeleistung, das Biogon bildet zu weich ab. Die Biogon-Aufnahmen ohne und mit Profil unterscheiden sich kaum.

Vergleich mit Leica M9 bei Blende 4,0: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Bei Blende 4,0 liefert das Summicron hervorragende Bildschärfe, das Biogon bleibt etwas dahinter zurück. Kein nennenswerter Unterschied zwischen der Biogon-Aufnahme ohne und mit Profil.

Vergleich mit Leica M9 bei Blende 5,6: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Bei Blende 5,6 zeigt das Summicron seine maximale Leistung, das Biogon bleibt etwas dahinter zurück, liefert aber ebenfalls hervorragende Detailschärfe. Kein nennenswerter Unterschied zwischen der Biogon-Aufnahme ohne und mit Profil.

Vergleich mit Leica M9 bei Blende 8,0: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Bei Blende 8,0 zeigt sich ein umgekehrtes Ergebnis. Die Detailschärfe des Summicron ist sehr gut, liegt aber etwas hinter dem Biogon, das bei Blende 8,0 seine maximale Schärfeleistung erreicht. Die Biogon-Aufnahme ohne und mit Profil sind nach wie vor fast identisch.

Vergleich mit Leica M9 bei Blende 11: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Der Effekt bei Blende 11 gleicht weitgehend dem bei Blende 8,0.

Vergleich mit Leica M9 bei Blende 16: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Auch bei Blende 16 ordentliche Schärfeleistung beider Objektive. Beugungsunschärfe durch die enge Blendenöffnung sorgt aber bereits für etwas weichere Ergebnisse.

Vergleich mit Leica M9 bei Blende 22: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Bei Blende 22 bildet das Biogon sehr weich ab. Die Skala des Summicron reicht nur bis Blende 16.

Vergleich Bildecke bei Blende 2,0: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Ausschnitt aus der Bildecke links oben in 100%-Ansicht. Alle Bildergebnisse sind recht weich, das Bild des Biogon aber geringfügig schärfer als das des Summicron. Beim Biogon-Foto ohne Korrekturprofil wirkt sich die Randabdunklung aus.

Vergleich Bildecke bei Blende 2,8: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Tendentiell wie bei Blende 2,0.

Vergleich Bildecke bei Blende 4,0: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Die Randschärfe beide Objektive bei Blende 4,0 ist ähnlich gut.

Vergleich Bildecke bei Blende 5,6: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben: Die Randschärfe beide Objektive bei Blende 5,6 ist ähnlich gut.

Vergleich Bildecke bei Blende 8,0: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben und unten: Gute Schärfeleistung beider Objektive in den Bildecken bei Blende 8 und 11.

Vergleich Bildecke bei Blende 11: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner
Vergleich Bildecke bei Blende 16: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Oben und unten: Etwas weiche Wiedergabe beider Objektive in den Bildecken durch Beugungsunschärfe bei Blende 16 und 22.

Vergleich Bildecke bei Blende 22: Summicron-M 2,0/35mm Asph. vs. Biogon ZM 2,0/35mm ohne/mit Profil. Foto: Klaus Schoerner

Zusammenfassung der Ergebnisse:

Beide Objektive überzeugen durch sehr gute Abbildungsleistung und extrem hochwertige Verarbeitung. Die hohen Kaufpreise rechtfertigen dennoch eine kritische Betrachtung im praktischen Einsatz, wenngleich sich Kritik an diesen wunderbaren Objektiven auf sehr hohem und durchaus subjektivem Niveau bewegt. Der eine Fotograf wird mit der Bedienung der Einstellelemente des Summicron kein Problem haben und ein kompaktes, nicht ins Sucherbild hineinragendes Objektiv bevorzugen. Ein anderer wird dagegen vielleicht das geringere Gewicht wählen und dem griffigen Fokussierring des Biogon den Vorzug geben. In Bezug auf die Gegenlichtblende hat das Biogon mit seiner runden, fest einrastenden Blende, die exakt platzierte Durchbrechungen für eine Reduzierung der Sucherbildverdeckung aufweist, in meinen Augen das stimmigere und wertiger wirkende Konzept. Für das Summicron ist zwar eine ähnlich konzipierte Gegenlichtblende erhältlich. Diese sitzt jedoch drehbar am Objektiv, verstellt sich leicht und muss immer wieder in Position gedreht werden, damit die Durchbrechungen so vor dem Sucher liegen, dass ein Durchblick möglich ist. Dafür bringt das Summicron mit der 6-Bit-Werkskodierung einen Handling-Vorteil mit, den das Biogon mangels überzeugender Kodierungslösungen nicht erreicht.

Das Summicron zeichnet etwas warmtoniger und gefälliger, während das Biogon das Bild kühler und etwas cyan-lastig ausgibt. Die Bildergebnisse beider Objektive sind brillant und kontrastreich. Die weitwinkel-typischen Verzerrungen, sofern unter Laborbedingungen überhaupt welche feststellbar wären, sind im praktischen Einsatz völlig unauffällig. Hinsichtlich ihrer maximal möglichen Schärfeleistung sind beide Objektive ebenbürtig, zeigen ihre Sweet Spots aber bei unterschiedlichen Blendenwerten. Oben wurde gezeigt, dass das LEICA-Objektiv in der Bildmitte bereits ab Blende 2,8 sehr gute und bei Blendenwerten von 4,0 bis 5,6 die beste Detailauflösung bringt, während sein ZEISS-Pendant besonders bei Blendenwerten von 8,0 und 11 brilliert. In den Bildecken lässt die Schärfeleistung bei beiden Objektiven etwas nach. Die Ergebnisse liegen sehr nah beieinander, jedoch scheint mir in den Bildecken das Biogon die Nase vorn zu haben. 

Das bei einem Teil der Biogon-Aufnahmen für die Bildoptimierung gewählte Profil 11310/11311 ist, wie gesagt, eigentlich für das LEICA Summicron 2,0/35 mm pre-Asph vorgesehen. Der Detail-Vergleich lässt vermuten, dass das Profil lediglich eine Korrektur der Vignettierung durchführt, die, wie die Gesamtansicht des Bildmotivs zeigt, für das Biogon ein wenig zu stark ausfällt. Der Verzicht auf ein kameraeigenes Profil führt dagegen zu einer deutlichen Vignettierung, die jedoch, sofern im Raw-Modus fotografiert wird, ebensogut auch in der Bildnachbearbeitung korrigiert werden kann.

Fazit:

Bildqualität: Wenn man berücksichtigt, dass LEICA M Kameras nicht gerade zu den High Iso Monstern zählen und auch nicht mit Funktionen zur Reduzierung von Verwacklungsunschärfe ausgestattet sind, dann hat ein Objektiv, dass seine maximale Leistung bei nur geringfügig geschlossener Blende erbringt, einen Vorteil gegenüber demjenigen, das auf 8 oder 11 abgeblendet werden muss, um die gleiche Schärfeleistung zu zeigen. Daher sehe ich das Summicron bei der Beurteilung der Bildqualität vor dem Biogon. Der Abstand ist allerdings gering, da sich der beschriebene Unterschied in den Bildecken nicht bestätigt. Aber auch das Rendering des LEICA-Objektivs gefällt mir von der warmen, brillanten Anmutung her etwas besser.

Mechanik: Beim Vergleich der mechanischen Verarbeitung, soweit sich diese dem Fotografen offenbart, gebe ich dem ZEISS-Objektiv den Vorzug. Grund sind der Blendenring, der noch einen Tacken präziser und spielfreier läuft sowie die meiner Meinung nach bessere Lösung für die Befestigung der Gegenlichtblende.

Handling: Hier hat das LEICA-Objektiv mit seiner 6-Bit-Kodierung und der perfekten Profilabstimmung durch die Kamera zunächst die Nase vorn. Die Gegenüberstellung von Bildergebnissen des Biogon mit und ohne Profilierung und die Möglichkeit einer nachträglichen Vignettierungskorrektur legen jedoch nahe, bei unkodierten Objektiven auf eine kameraeigene Profilierung und den Eintrag in die Metadaten zu verzichten, dadurch das Handling während des Fotografierens zu vereinfachen und bei der Nachbearbeitung ein Profil einzurechnen. Das Biogon überzeugt in meinen Augen (und bei meinen nicht gerade feingliedrigen Fingern) zudem durch eine bessere Griffführung auf Blendenring und Fokussierring.

In der Summe sind die beiden Objektive für mich ebenbürtig. Eine Kaufentscheidung für das eine oder andere wird daher vor allem subjektiven Vorlieben, der Beurteilung des Kaufpreises und dem speziellen Einsatzzweck folgen. So empfiehlt sich das Summicron unter spärlicheren Lichtbedingungen und immer dann, wenn mit geöffneter Blende gearbeitet werden soll oder muss. Das Biogon dagegen kann eher dann punkten, wenn genügend Licht zur Verfügung steht oder vom Stativ gearbeitet wird.

Copyright 2017 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de



Beiträge mit ähnlichen Themen:

Im Test: Die SONY Alpha 7s2 mit LEICA Elmarit-M 2,8/90 mm und NOVOFLEX NEX/LEM-Adapter liegt gut in der Hand. Foto: Klaus Schoerner
Test: LEICA Summicron M 50 mm 1: 2,0 an der NIKON Z7 Z6, Foto: bonnescape.de

Werbung



Wenn Dir die Berichte auf bonnescape.de gefallen, kannst Du gern einen der nachfolgenden Links für Deinen nächsten Einkauf bei Amazon oder Ebay verwenden, unabhängig davon, was Du kaufst. Das bleibt ohne Auswirkungen auf Deinen Kaufpreis, aber bonnescape.de erhält dafür eine gigantische ;-) Provision, die in die Finanzierung dieser Seiten einfließt. Vielen Dank.

Werbe-Links:


Kommentar schreiben

Kommentare: 6
  • #1

    Andreas Fein (Dienstag, 02 Januar 2018 15:05)

    mir frieren jetzt noch die Finger ;-)

  • #2

    Klaus (admin) (Dienstag, 02 Januar 2018 15:49)

    Zum Glück hat das Bibbern nicht für Bewegungsunschärfe gesorgt ;-)

  • #3

    TM1ka (Freitag, 05 Januar 2018 08:21)

    Hallo Klaus,
    ich habe mich für meine M 240 auch für das 35 2.0 ZM entschieden.
    Mit der Korrektur auf das Profil 11310/11311 habe ich fast immer ein "italien flag"
    und rechts einen rosa Rand gehabt.
    Mit der Korrektur auf ein 28mm Profil war das Problem behoben.
    Wenn ich keine Korrektur wähle, gibt es keine "italien flag".
    Ich habe diesen Tipp von einen netten Leicaverkäufer in Wien 1 bekommen.
    Im LF hatte ich zwar auch gefragt aber 0 Antworten dazu bekommen.
    Im internationalen Forum kann man über "italien flag" das ganze Problem sehr schön nachlesen.
    Weiters ist mir aufgefallen: Das ZM bildet größer ab als ein 35mm (Summaron) - entspricht ca 33mm. Ist dir das im Vergleich ZM- Summicron auch aufgefallen?
    Dies meint auch der Leicaverkäufer.
    LG Thomas

  • #4

    Klaus (admin) (Freitag, 05 Januar 2018 17:05)

    Hallo Thomas,
    danke für den interessanten Hinweis. Diesen Effekt habe ich mit dem Biogon an der Leica M9 noch nicht beobachten können. Das Profil 11310/11311 scheint mir bei der M9 farbneutral zu arbeiten und lediglich die Bildecken etwas zu sehr aufzuhellen. Ich werde Deiner Empfehlung folgen und mal 28mm Profile ausprobieren. Inzwischen gehe ich allerdings immer mehr dazu über, das 35er Biogon ohne Korrekturprofil einzusetzen und die Vignettenkorrektur später per Lightroom durchzuführen.

    Der Abbildungsmaßstab ist gleich. Laut technischen Daten beträgt der diagonale Bildwinkel im Vollformat bei Biogon und Summicron 63°. Beim 35er Summaron wird er mit 64° angegeben, das Objektiv bildet also tatsächlich etwas weitwinkliger ab. Bei den Summiluxen soll das übrigens zum Teil auch der Fall sein.
    LG
    Klaus

  • #5

    Leicafreund (Donnerstag, 19 Dezember 2019 13:24)

    Bei mir ist letztes Jahr das Biogon dazu gekommen und ich habe es nicht bereut. Das Summicron gefällt mir nicht. Bei so einem hohem Preis toleriere ich keine rappelige Plastikblende und irgendwie ist die Bedienung eher was für zarte Frauenfinger.
    mfg Sven

  • #6

    Ho Chi Min (Donnerstag, 08 Juni 2023 04:51)

    Aussagekräftiger Vergleich. Danke dafür. Zusammengefasst optisch kein großer Unterschied, oder? Dafür umso mehr beim Preis.