Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 aspherical

Eines für Alle – Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph.

Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph., ein Weitwinkel für alle Nikon-Kameras. Foto: www.bonnescape.de

Ich möchte hier eine meiner Neuanschaffungen aus dem letzten Jahr vorstellen, mit der ich mittlerweile in unterschiedlichen Aufnahmesituationen Erfahrungen sammeln konnte. Es handelt sich um ein Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 mit Nikon F Bajonett. Das Objektiv wurde 2022 von Voigtländer als komplett überarbeitete Neuauflage eines früheren Typs eingeführt. Der 7-Linser hat eine beidseitig asphärische Rücklinse und ist ein paar Millimeter länger und 25 g schwerer als sein Vorgänger. Mit einer Minimaldistanz von 15 cm ab Sensor- bzw. Filmebene sind jetzt auch Nahaufnahmen möglich. Äußerlich orientiert sich das Objektiv am Design der klassischen Nikkore aus den Sixties und wie diese besitzt das Color Skopar keinen Autofokus, sondern ist für manuelle Scharfstellung vorgesehen. 

Der erste Eindruck

Solide, wertig, gut verarbeitet. Für seine kompakte Größe wirkt das 28er Color Skopar erstaunlich schwer. 205 g bringt der 7-Linser auf die Waage und mit nur 32,8 mm Baulänge möchte man das Objektiv fast als Pancake bezeichnen. Im Gegensatz zu vielen modernen Objektiven wurde hier auf Leichtbauweise verzichtet. Kunststoff sucht man vergebens. Der Fokussierring dreht weich und spielfrei mit einer leichten Dämpfung. Der Blendenring ist dezent gerastet mit einem Klick pro vollem Blendenschritt. Er steuert neun annähernd rund schließende Blendenlamellen. Eine Möglichkeit, die kleinste Blende zu verriegeln, gibt es nicht. Vorn befindet sich ein 52 mm Filtergewinde. Dafür gibt es von Voigtländer optional eine Gegenlichtblende. Eine Nikon HN-2 kompatible Blende aus dem Zubehörhandel erfüllt aber den gleichen Zweck. 

Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph., Frontansicht. Erfahrungsbericht mit verschiedenen Nikon-Kameras. Foto: www.bonnescape.de

Ein Objektiv für die Nikon Kameras der letzten 60 Jahre

Das Color Skopar lässt sich mit einer breiten Range von Nikon-Kameras verwenden: So ist es, anders als sein Vorgänger, mit den sogenannten Hasenohren ausgestattet, der kleinen geschlitzten Mitnehmergabel aus Aluminiumblech. Diese passt zu der nonAi-Blendensteuerung, die man bei Nikon Kameras aus den 1960er Jahren findet. Für die Ai-kompatiblen Kameras ab 1977 ist eine Kupplungsstufe am Blendenring vorhanden. Außerdem gibt es die zusätzliche Blendenskala für die Einspiegelung im Sucher. Am Bajonett verraten elektrische Kontaktpunkte, dass Voigtländer dem Objektiv auch eine CPU mitgegeben hat. Diese gewährleistet elektrische Kompatibilität zu modernen Kameragehäusen. Somit kann man mit dem 28er im Prinzip an allen analogen und digitalen Nikon-Spiegelreflex-Kameras mit F-Bajonett fotografieren: Von der Nikkormat und der Nikon F über die AF-Modelle der 1990er Jahre und die APS-C Kameras der digitalen Anfangszeit bis zur aktuellen D850. Das Objektiv unterstützt alle Messfunktionen sowie eine mechanische oder elektronische Blendensteuerung. Auch eine Verwendung mit den spiegellosen Kameras der Z-Serie ist mit Hilfe eines FTZ-Adapters möglich: Kamera und Objektiv kommunizieren über die Schnittstelle, das 28er wird automatisch erkannt und die Blende lässt sich per Einstellrad von der Kamera aus steuern. Die Bildschirmlupe der Kamera unterstützt zusammen mit dem langen Drehweg des Fokussierrings ein präzises Scharfstellen. Zusätzlich reduziert die kameraeigene Bildstabilisierung* das Verwacklungsrisiko bei längeren Belichtungszeiten aus der Hand. Dabei ist die Kombination aus Adapter und Objektiv dank der kurzen Bauweise kaum größer als ein Normalobjektiv.

* Nur bei Z-Kameras, die mit einem In-Body Image Stabilizer (IBIS) ausgestattet sind

Selbstverständlich wird aus dem Manualfokus-Objektiv durch Anschluss an eine AF-Kamera kein Autofokus-Objektiv, aber das will man ja auch gar nicht. Sonst würde man sich nicht für ein Objektiv mit manueller Scharfstellung interessieren. Tatsächlich geht das Fokussieren des 28er Color Skopar mit etwas Übung ziemlich flüssig, besonders bei den Z-Kameras mit Bildschirmlupe und den älteren analogen Modellen mit Schnittbild-Indikator. 

Frontalansicht Nikon EL2 mit Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Das Gehäuse-Design des Color-Skopar orientiert sich an den Nikon-Klassikern wie der EL2 von 1977. 

Frontalansicht Nikon F4 mit Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Natürlich wird das 28er Color Skopar an der Nikon F4 von 1988 nicht zu einem Autofokus-Objektiv, arbeitet aber ansonsten gut mit der Kamera zusammen.

Frontalansicht Nikon D4 mit Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Das Handling einer schweren Kamera wie der Nikon D4 profitiert durchaus von einem so kompakten Objektiv wie dem Color-Skopar. 

Frontalansicht Nikon D500 mit Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: An der Nikon D500 mit ihrem kleineren DX-Sensor entspricht die Bildwiedergabe des 28ers ungefähr dem Bildwinkel eines 40 mm-Objektivs im Vollformat. 

Frontalansicht Nikon Z7 mit FTZ-Adapter und Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Der FTZ-Adapter ermöglicht eine Verwendung des 2.8/28mm Color-Skopar SL IIs an der spiegellosen Nikon Z7. Äußerlich sieht das aus wie adaptiertes Altglas an einer Z, aber die inneren Werte überzeugen, da Objektiv und Kamera elektronisch kommunizieren. 


Test Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. mit der Nikon D500. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Eine DX-Kamera nutzt nur den mittleren Teil des Bildkreises, den das 28er Color Skopar liefert. Das kann durchaus vorteilhaft sein, da Abbildungsschwächen am ehesten im nicht genutzten Randbereich auftauchen. Die Abbildungsqualität an der "DX" ist jedenfalls tadellos. Die Bildwirkung mit dem kleinen Sensor ist leicht weitwinklig und entspricht in etwa einem 40 mm Objektiv an einer Vollformatkamera. Aufnahme "Feldweg" mit Nikon D500 bei Blende 9. 

Fotografieren mit dem Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph.

An den stabilen, klassischen Nikon-Kameras rund um F, F2 und Nikkormat ebenso wie an den kleineren und leichteren Exemplaren der FM- und FE-Serien sieht das Color Skopar nicht nur stimmig aus, sondern sorgt auch für eine gute Ausbalancierung. Seine kurze Bauweise verändert den Schwerpunkt der Kameras kaum. Die meisten dieser Kameras sind mit einem Schnittbildentfernungsmesser ausgestattet oder lassen sich durch Wechsel der Mattscheibe entsprechend umrüsten. Das erleichtert das Scharfstellen mit Manualfokus-Objektiven enorm, so lange man bei nicht allzu dunklen Lichtbedingungen fotografiert.

Autofokus-Kameras haben normalerweise keine Mattscheibe mit Schnittbild. Stattdessen gibt es im Sucher eine elektronische Scharfstellhilfe, die z.B. bei der F4 aus zwei roten Dreiecken und einem grünen In-Focus-Punkt rechts oben im Sucher besteht. Bei sehr hellem Sucherbild ist diese Anzeige typischerweise nicht immer gut ablesbar. Dank der integrierten CPU kommuniziert das Skopar elektronisch mit der Kamera, unterstützt die Belichtungsprogramme und trägt die Blendenskala an der richtigen Stelle, so dass der eingestellte Wert im Sucher eingespiegelt wird. Wählt man ein Belichtungsprogramm wie Blenden- oder Zeitautomatik, wird die Blende von der Kamera gesteuert. Dazu stellt man den Blendenring am Objektiv auf die kleinste Blende 22. Andernfalls erscheint im Kamerasucher die Fehlermeldung "FEE". Das ist keine Besonderheit des Voigtländer-Objektivs, sondern ist bei allen Nikkoren mit Blendenring so. Um ein Verstellen zu vermeiden, gibt es oft die Möglichkeit, den Blendenring auf der kleinsten Blende zu verriegeln. So eine Arretierung hat das Color Skopar leider nicht, obwohl gerade bei einem kompakten Manualfokus-Objektiv wegen der räumlichen Nähe von Entfernungs- und Blendenring das Risiko eines unabsichtlichen Verstellens nicht ganz auszuschließen ist. 

Bei den digitalen Nikon-Kameras gilt sinngemäß das Gleiche: Automatische Blendensteuerung und manuelle Blendenvorwahl erfolgen kameraseitig. Dafür verbleibt der Blendenring des Color Skopar dauerhaft auf der kleinsten Blende 22. Beim präzisen Scharfstellen helfen In-Fokus-Anzeigen, Live-View und Monitorlupen.

Besonderheiten des Fokusbereichs:

Wie eingangs erwähnt, beträgt der geringstmögliche Naheinstellbereich des Color Skopar ab Film- bzw. Sensorebene nur 15 cm. Das bedeutet, dass man mit der Frontlinse bis auf ca. 7 cm ans Motiv ran kann. Für ein 28mm Weitwinkelobjektiv ist das ziemlich ungewöhnlich. Damit werden Makroaufnahmen ungefähr bis zum Verhältnis 1:1 möglich und der weite Bildwinkel ermöglicht dennoch das Einbinden des Hintergrunds. Das Bokeh ist erfreulich unspektakulär und dank der vergleichsweise großen Zahl von neun Blendenlamellen sind die Unschärfekreise annähernd rund. 

Makro-Fotografie mit einem Weitwinkelobjektiv: Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. mit der Nikon Z7. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Kleines ganz groß und der weite Bildwinkel zeigt noch etwas vom Hintergrund. Punktuelle Schärfentiefe bei Blende 4.5 und minimalem Abstand von 7 cm zum Motiv. Aufgenommen mit Nikon Z7 und FTZ-Adapter. 

Unendlich ist nicht unendlich, zumindest nicht bei dem mir vorliegenden Exemplar. Dreht man den Fokusring bis zum Anschlag, wird das gesamte Bild bei offener Blende von vorn bis hinten unscharf. Erst nach dem Abblenden überdeckt die Schärfentiefe den Fehlfokus. Dieser Effekt ist keine Besonderheit des Color Skopar mit einer bestimmten Kamera, sondern tritt bei allen sechs analogen und digitalen Nikons auf, mit denen ich das Objektiv verwendet habe. Im nicht vergrößernden Sucher einer analogen Kamera sieht man die Abweichung kaum, weil weit entfernte Objekte weitwinkeltypisch nur klein abgebildet werden. Lifeview oder Sucherlupe einer Digitalkamera zeigen aber, dass der korrekte Schärfepunkt für Unendlich auf der Entfernungsskala ca. 2 mm rechts neben der Markierung liegt. 

Verschiebung des Unendlich-Punktes beim Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. mit der Nikon Z7. Foto: www.bonnescape.de
Objektivansicht ohne und mit Korrektur auf Unendlich beim Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Links 100% Crop mit weit entfernten Gebäuden bei Fokuseinstellung auf Unendlich und Blende 2,8. Rechts der gleiche Ausschnitt mit korrigierter Scharfstellung. Nikon Z7 mit FTZ-Adapter bei Blende 2.8

Ich möchte diese Abweichung des Unendlich-Punktes nicht überbewerten. Ich habe das bei modernen Objektiven häufiger gesehen. Angeblich soll damit sichergestellt werden, dass trotz natürlicher Dehnungs- und Stauchungsprozesse unter Temperatureinfluss stets eine Unendlich-Fokussierung möglich ist. Außerdem will man bei AF-Objektiven vermeiden, dass die automatische Fokussierung beim Scharfstellen auf Unendlich immer mit Wucht gegen den Anschlag knallt. Letzteres kommt allerdings bei einem Manualfokus-Objektiv wie dem Color-Skopar nicht in Betracht. Zum Problem wird der verlagerte Unendlich-Punkt, wenn man ihn vergisst und beim Scharfstellen mit offener Blende auf den Hintergrund einfach bis zum Anschlag dreht. 

Abbildungsschärfe:

Korrekte Fokussierung vorausgesetzt, liefert das 28 mm Color Skopar bereits bei offener Blende kontrastreiche, brillante Bilder mit guter Detailzeichnung bis zu den Bildrändern. Die äußersten Bildecken bleiben etwas weich. Motivbedingt, für höchste Ansprüche, bei extrem feiner Sensorauflösung oder für Großvergrößerungen empfiehlt es sich, auf 5.6 oder höher abzublenden. Dann sind mit dem Weitwinkelobjektiv optimale Schärfeergebnisse möglich. Während die Detailauflösung des 28ers mit Film oder mit einem 20-Megapixel-Sensor sehr gut harmoniert, habe ich den Eindruck, dass der extrem hochauflösende Sensor der Z7 das Skopar an seine Auflösungsgrenzen bringt. Zumindest, wenn ich die hohe Auflösung der Kamera auch ausreizen möchte. An Hochkontrastkanten treten dann auch sehr schmale Farbsäume in magenta und grün in Erscheinung. Diese sind allerdings so dezent, dass man sie in der Nachbearbeitung vernachlässigen kann.

Feldweg im Winter. Nikon D4 und Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Bildbeispiel Feldweg. Aufnahme mit Nikon D4 und Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. bei Blende 4: Clean, brillant, gute Mikrokontraste, gute Schärfe, abgesehen von einer geringen Randabdunklung keine störenden Abbildungsfehler.

Winterliche Landstrasse. Nikon D4 und Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Bildbeispiel Bushaltestelle, Gesamtansicht, aufgenommen mit der Nikon D4 bei Blende 8.

Unten: 100% Crops vom Bildrand und aus der Bildmitte, vor der obligatorischen Nachschärfung.

Winterliche Landstrasse. 100%-Crop. Nikon D4 und Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de
Moderne Büroarchitektur. Nikon Z7 und Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben und Detailausschnitt rechts: Bildbeispiel Moderne Büroarchitektur. Das Color Skopar liefert kontrastreiche Bilder mit guter Detailzeichnung. In der ungeschärften 100%-Vergrößerung sieht man an Hochkontrastkanten Farbsäume in magenta und grün. Diese sind aber so schmal, dass sie für das Bild keine Rolle spielen. Nikon Z7 mit FTZ-Adapter. Blende 11. 

Moderne Büroarchitektur. Crop. Nikon Z7 und Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Bildfeldwölbung:

Unter bestimmten Bedingungen ist bei dem 28 mm Color Skopar eine Bildfeldwölbung feststellbar. So werden z.B. planparallel zur Sensor- oder Filmebene aufgenommene Fassaden erst ab Blende 8 über die gesamte Fläche gleichmäßig scharf. 

Wellblech-Scheune. Nikon Z7 und Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Bildbeispiel Scheune. Aufgenommen mit Nikon Z7 mit FTZ-Adapter, ungeschärft. Das Bild vermittelt einen Eindruck von der ausgezeichneten Scharfzeichnung des Color Skopar bei Blende 11. Fassade, Vordergrund und selbst die Häuser im Hintergrund sind detailreich abgebildet. Es gibt keine nennenswerten Farberrationen und kaum Verzeichnung. Dennoch weist das Color Skopar wie sein Vorgänger eine Bildfeldwölbung auf, die sich bei geringeren Blendenwerten auf die Scharfzeichnung von planparallel aufgenommenen Flächen auswirkt. 

Bildfeldwölbung bei Offenblende: Nikon Z7 und Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Crop aus dem Bild unten als "Worst Case" mit hoher Aufnahmeauflösung (47 Megapixel), die einer Fotodruckgröße des gesamten Bildes von 112 x 75 cm bei 180 dpi entspricht. Links ein ungeschärfter 100% Crop bei Blende 2.8 vom linken Bildrand, auf den auch fokussiert wurde. Rechts daneben dto. aus der Bildmitte. So richtig scharf ist bei offener Blende eigentlich nichts: Der Bildrand bleibt weich, die Bildmitte könnte schärfer sein, liegt aber auf einer anderen Fokusebene als der Bildrand. Erst ab Blende 8 ist die Detailwiedergabe über die ganze Bildfläche tadellos. Nikon Z7 mit FTZ-Adapter. 


Oben: Backsteingebäude, aufgenommen mit Blende 2.8 und 5.6. Die beiden Bilder demonstrieren die geringe Vignettierung bei offener und leicht geschlossener Blende. Jeweils Nikon Z7 mit FTZ-Adapter. 

Verzeichnung:

In Bildrandnähe parallel verlaufende Linien zeigen eine leicht tonnenförmige Verzeichnung. Mit etwas Abstand zu den Bildrändern verliert sich diese Beugung.

Test, Verzeichnung: Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Bildbeispiel Sonnenschutzlamellen. Parallel nah am Bildrand verlaufende Linien zeigen eine leicht tonnenförmige Verzeichnung. Aufnahme mit Nikon D4 bei Blende 18.

Erfahrungen mit dem Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Bildbeispiel Lost Area im Tagebau-Randgebiet. Bei der Horizontlinie, die in einem Abstand von ca. 25% der Bildhöhe zum Bildrand verläuft, ist keine Verzeichnung feststellbar. Aufnahme mit Nikon D4 bei Blende 16.

Blendenflecke, Blendensterne und Flare:

Interessanterweise verhalten sich Gegenlichteffekte mit dem 28er Color Skopar an digitalen und analogen Kameras unterschiedlich. Dabei spielt die Verwendung einer Gegenlichtblende keine große Rolle. Jedenfalls kann ich bei meinen digital aufgenommenen Bildern selbst in kritischen Lichtsituationen keine oder höchstens minimale Streulichterscheinungen und Blendenflecke entdecken. Im Gegenzug hat mir das Skopar etliche analoge Fotos mit signifikanten Streulichteffekten und Blendenflecken geliefert. Blendensterne sind bei diesem Objektiv generell dezent.

Erfahrungsbericht Nachtaufnahme: Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Bildbeispiel Parkplatz bei Nacht. Trotz der extremen Lichtsituation mit punktuell überstrahlten Lichtquellen gibt es keinerlei Reflex- oder Streulichteffekte. Das dunkle Umfeld ist absolut clean. Die Blendensterne sind angenehm dezent. Aufgenommen mit Nikon D4 bei Blende 8.

Rechts: Abendlicher Spaziergang bei leichtem Regen. Der direkte Blick in das Licht der Straßenlaterne sorgt für einige schwach ausgeprägte Blendenreflexe (oder waren es doch die Regentröpfchen auf der Frontlinse?). Das von rechts einfallende Scheinwerferlicht des vorbeifahrenden Autos bringt ein wenig diffuses Streulicht in das Bild. Insgesamt ist das Bild klar, kontrastreich und sehr scharf. Aufgenommen mit Nikon D4 bei Blende 8.

Erfahrungsbericht Nachtaufnahme: Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Feldweg mit Reiterin. Nebulöse Überstrahlungen bei Gegenlicht mit analoger Nikon EL2: Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Reitweg. An meinen analogen Nikons reagiert das Objektiv sensibel auf Gegenlicht mit nebulösen Überstrahlungen, die zur Kontrastminderung des gesamten Bildes führten. Kritisch scheint es dann zu sein, wenn sich die Lichtquelle wie hier knapp außerhalb des Bildfeldes befindet. Aufgenommen mit Nikon EL2 auf Kodak Color 200.

Wanderpause mit Hund. Blendenflecken bei Gegenlicht mit analoger Nikon EL2: Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben: Wanderpause. Die Sonne befindet sich auch hier außerhalb des Bildes und verursachte rötliche Blendenflecken, etwas schwächer in der Nähe der Lichtquelle sowie größer und stärker ausgeprägt in der linken unteren Bildecke. Aufgenommen mit Nikon EL2 auf Kodak Color 200.

Feldweg mit Gegenlicht: Nikon F4 mit Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben und unten: Gegenlichtsituation mit dem 28mm Color Skopar. Oben analog mit Nikon F4 und Kodak Gold, Blende 8. Unten digital mit Nikon D4, ebenfalls Blende 8.

Unabhängig davon, dass der Automatische Weißabgleich der D4 das Bild etwas kühler ausformuliert, gibt es bei beiden Bildern kein Problem mit Streulichteffekten o.Ä. Interessant ist aber die unterschiedliche Wiedergabe des Sonnensterns.

Feldweg mit Gegenlicht: Nikon D4 mit Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de
Pferdekoppel bei Gegenlicht mit Sonnenreflexen in Spektralfarben: Nikon F4 mit Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Oben und unten: Gegenlichtsituation mit dem 28mm Color Skopar, hier mit Lichtquelle knapp außerhalb des Bildes. Oben analog mit Nikon EL2 und Kodak Gold, Blende 8. Unten digital mit Nikon D4, ebenfalls Blende 8.

Beim analogen Bild stören Lichtflecke am unteren Bildrand und verlängerte Sonnenstrahlen in den Spektralfarben. Das digitale Bild ist völlig frei davon. 

Pferdekoppel bei Gegenlicht: Nikon D4 mit Voigtländer Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 asph. Foto: www.bonnescape.de

Fazit zum Color Skopar SL IIs 28mm F2.8 aspherical

Das im Cosina Werk in Japan gebaute Voigtländer-Objektiv hat eine mittlere Weitwinkel-Brennweite und ist für manuelles Scharfstellen vorgesehen. Hinter dem klassischen Gehäuse-Design und der kompakten Bauweise verbirgt sich ein feinmechanisch und optisch gut gelungenes Objektiv, das mit seiner weitreichenden Kompatibilität den Sprung über 6 Jahrzehnte Nikon-Kamerabau schafft. Damit empfiehlt sich das 28er Color Skopar nicht nur für Liebhaber klassischer Nikon-Kameras, sondern ist auch eine gute Wahl, wenn man Nikon-Kameras aus verschiedenen Generationen einsetzt und dabei nur eine begrenzte Anzahl an Objektiven vorhalten möchte. 

Mit dem Color Skopar ist eine sehr gute Bildqualität möglich: brillant, scharf, detailreich, mit guten Mikrokontrasten und einer neutralen, dezent warmen Farbtendenz. Die Randabdunklung bei offener Blende ist gering, schmale Farbsäume an Hochkontrastkanten werden erst bei sehr hohen Auflösungen sichtbar und die schwach tonnenförmige Verzeichnung randnah verlaufender Linien kann für ein Objektiv dieser Brennweite als normal angesehen werden. Erfreulich finde ich das Gegenlichtverhalten bei der Verwendung mit Digitalkameras. Reflexe oder Streulichteffekte sind selten, die Abbildungen sind auch bei schwierigen Lichtverhältnissen brillant. Dagegen können bei Aufnahmen mit analogen Nikons (EL2 und F4) Blendenflecken, diffuse Überstrahlungen und spektralfarbene Strahlen auftreten, wenn sich die Gegenlichtquelle knapp außerhalb des Bildfeldes befindet. 

Bei allem Lob: So ganz frei von Schwächen ist das Color Skopar nicht. So bleibt die Schärfe bei offener Blende in den Bildecken weich. Zusätzlich kommt beim Abfotografieren von planparallelen Vorlagen oder Hausfassaden eine Bildfeldwölbung zum Ausdruck, die zum Abblenden auf Blende 8 oder höher zwingt. Wenn man weit entfernte Objekte bei offener Blende scharf abbilden möchte, sollte man in Erinnerung behalten, dass der Schärfepunkt für Unendlich neben der Marke liegt. 

Ein Highlight des Objektivs ist die für ein 28er ungewöhnlich kurze Nahdistanz von ca. 7 cm (ab Frontlinse). Man kann damit in den Makrobereich vordringen, während der breite Bildwinkel noch die Einbindung von Hintergrund zulässt. Damit werden interessante Bildlösungen möglich.

Copyright 2023 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de

Hinweis: Mein Bericht gibt unbeeinflusst meinen Eindruck von und meine Erfahrungen mit dem beschriebenen Objektiv wieder. An der Entstehung dieses Berichtes war kein Hersteller und kein Händler beteiligt. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Bericht und habe mein hier gezeigtes Exemplar gebraucht in einem Online-Auktionshaus gekauft.


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Kommentare: 3
  • #1

    Theo (Samstag, 09 September 2023 11:55)

    Schönes kompaktes und vielseitiges Objektiv. Aber ein bisschen zu viele Besonderheiten, oder? Verschobener Unendlich-Punkt, Randabdunklung, Schärfeverlust in den Ecken, Bildfeldwölbung, unterschiedliche Sonnensterne analog/digital und Überstrahlungen und Blendenflecke analog, aber digital nicht. ..... Man kann ja überall gegensteuern, aber worauf man da alles achten muss. Ein No-Brainer ist was anderes.

  • #2

    Klaus (admin) (Sonntag, 10 September 2023 09:19)

    Da kann und möchte ich nicht grundsätzlich widersprechen. Ich war auch überrascht von dem unterschiedlichen Verhalten des Color Skopar an analogen und digitalen Kameras. Allerdings heisst die weitreichende Kompatibilität ja nicht, dass man das Objektiv an so vielen verschiedenen Kameras einsetzt, wie ich das im Test getan habe. In der Praxis verwende ich das 28er Color Skopar fast nur an der Nikon EL2 und da kenne ich dann die Eigenarten und mache sie mir zu Nutze.

  • #3

    nikophilia (Montag, 26 Februar 2024 18:36)

    Danke für den Bericht und das Beleuchten aller Aspekte.
    Ich fühle mich nun gut informiert über dieses Objektiv.
    Beste Grüße
    Erich