Erfahrungen mit Objektivadaptern für SONY, NIKON, LEICA
Aufmerksamen Lesern wird es nicht entgangen sein: Ich experimentiere mit dem Adaptieren von Altglas an modernen Digitalkameras. Nicht, dass es nicht genug neue Optiken gäbe. Ich finde es aber reizvoll, altgedienten Objektiven mit Digitalkameras neues Leben einzuhauchen und die zum Teil spezielle Charakteristik gezielt für meine Bilder zu nutzen. Hier ein Überblick über die Adapter, mit denen ich arbeite.
Der folgende Bericht ist kein repräsentativer Marktüberblick. Für fast alle Objektiv/Kamera-Kombinationen gibt es auch Adapter anderer Anbieter. Die folgende Auswahl ist auch keine Abwertung der Qualität oder Praxistauglichkeit anderer Produkte, die hier nicht erwähnt sind.
LEICA M an SONY Alpha
Top, das LEICA Summicron M an der SONY Alpha 7s. Gewicht, Optik und Feeling stimmen, die Bildqualität sowieso. Der NOVOFLEX-Adapter NEX/LEM passt wie eine Eins und fällt nicht als Fremdkörper auf. Wäre super, wenn die Kamera "unidentified lenses" auch noch mit einer Bildschirmlupe unterstützen würde, aber zur Not geht das manuelle Scharfstellen auch mit Fokus Peaking – zumindest bei offener Blende. Blendet man ab, zieht sich das bunte Liniengeraffel über das ganze Bild, was mich bei der Bildbeurteilung stört.
Da M-Objektive keine Springblende haben, kommt man also nicht umhin, zum Fokussieren mit dem Blendenring auf- und danach wieder abzublenden.
Auch das 90 mm Elmarit M, mit dem das Bild unten entstanden ist, harmoniert mit der SONY und produziert knackscharfe Bildergebnisse.
Bei welchen M-Objektiven das der Fall ist und welche eventuell weniger gut passen, muss man im Einzelfall ausprobieren.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es im Weitwinkelbereich schon mal eher Probleme mit Unschärfen und CAs in den Randbereichen gibt. Bei Brennweiten ab 35 mm aufwärts habe ich noch keine M-Objektive gehabt, die mit der SONY nicht zu hervorragenden Bildergebnissen kamen.
Mehr zum Thema LEICA-Objektive an der SONY HIER.
Adapter Leica M
Objektiv an SONY Alpha
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LEICA R an SONY Alpha
Der doppelte NOVOFLEX (LEM-LER und NEX-LEM) macht das Adaptieren des 1:2,8/28 mm Super-Angulon PC und damit das Shiften an der SONY möglich. Die Bildqualität: Super. Das Handling: So einigermaßen. Man kann bis Unendlich fokussieren, aber die Entfernungsangaben auf dem Scharfstellring spinnen.
Mit einem einzigen Adapterring von LEICA-R auf SONY wäre es vielleicht besser, aber den habe ich gerade nicht im Fundus. Für das Auf- und Abblenden gilt das Gleiche wie mit M-Objektiven.
Mehr zum Thema LEICA-Objektive an der SONY HIER.
Adapter Leica R Objektiv an SONY Alpha
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LEICA R an LEICA M
Shiften mit der LEICA M9? Ungeahnte Möglichkeiten mit dem NOVOFLEX LEM-LER Adapter und dem wunderbaren 1:2,8/28 mm Super-Angulon PC. Macht das Sinn? Muss jeder für sich selbst entscheiden. Das Arbeiten damit ist umständlich, weil man im Sucher nicht sieht, was man tut, aber die Bildergebnisse sind nicht schlecht.
Der durch LEICA lizensierte NOVOFLEX LEM-LER Adapter erschließt den LEICA M Kameras generell eine große Auswahl von gebrauchten und vergleichsweise preisgünstigen R-Objektiven. Das Scharfstellen geht dabei nicht per Messsucher wie bei einem M-Objektiv, sondern per Fokussierring-Beschriftung oder per Live View, sofern die Kamera einen hat.
Beim PC ist das Fokussieren nicht wirklich ein Problem dank der großen Schärfentiefe, zumal man beim Shiften eh stark abblendet.
Das Shift-Objektiv erweitert das Anwendungsspektrum der LEICA ganz beträchtlich – auch um die Möglichkeit riesiger, gestitchter Panoramen mit hoher Passgenauigkeit, weil man die Kamera dabei nicht drehen muss.
EXAKTA an NIKON Z
Exakta-Objektive aus den 1950er Jahren an die NIKON Z adaptieren? Kein Problem mit dem Adapter Exakta-NikonZ von PIXCO. Hier mit dem 1:2,8 / 35mm Primagon von MEYER Görlitz. Wer sich noch an den dunklen Prismensucher der Exakta Varex erinnert und die Kunst, damit scharfzustellen, weiß das Arsenal an Assistenzsystemen der NIKON Z zu schätzen.
Der PIXCO-Adapter macht einen sehr zuverlässigen Eindruck und hält auch lange Telekanonen sicher an der Kamera. Nun sitzt der Entriegelungshebel aber nicht mehr dicht an der Kamera, sondern exponiert vorn am Adapter. Man muss aufpassen, dass man ihn nicht aus Versehen löst und das Objektiv beim Fokussieren aus dem Bajonett dreht. Der Bajonettweg hat nur 1/4-Umdrehung.
Viele namhafte Hersteller in West und Ost haben seinerzeit Objektive für die weit verbreiteten EXAKTA-Kameras produziert. Dementsprechend groß ist heute das Angebot gebrauchter Alt-Objektive. Das hat schon was: Mit einer 70 Jahre alten "Dunkellinse" mit brillantem Sucherbild und elektronischer Scharfstelllupe abgeblendet und bildstabilisiert aus der Hand schießen und den Bildeffekt gleich bei der Aufnahme beurteilen.
Mehr zum Thema EXAKTA-Objektive an der NIKON Z HIER.
Adapter Exakta-Objektiv an Nikon Z
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SONY E an NIKON Z
Ein dünnes, verchromtes "Zahnrad" bindet das für SONY-E-Mount gedachte Skopar an die NIKON Z7. Das Design des PIXCO-Adapters NEX-NikZ ist gewöhnungsbedürftig (wieso ist das Ding nicht wenigstens schwarz?), funktioniert aber gut. Allerdings nur mit Manualfokus-Objektiven von Fremdherstellern, denn da ist kein Fitzel Elektronik im Spiel und die SONY-eigenen Objektive funktionieren nicht ohne Strom.
SONY E an NIKON Z adaptieren, warum mache ich das? Vor allem wegen den wunderbaren Objektiven von VOIGTLÄNDER, die es leider nicht mit Z-Anschluss gibt. Das hier adaptierte Objektiv ist ein 1:3,5 / 21 mm Skopar. Das gibt es zwar auch mit M-Anschluss, aber die Variante für E-Mount ist von der Bildqualität her überlegen und man kommt näher ran ans Motiv, als es üblicherweise mit M-Linsen geht.
Natürlich bietet die Z7 auch ohne elektronische Verbindung Zeitautomatik, Focus Peaking, Bildschirmlupe und Bildstabilisierung. Kleines Manko: Die Taste zur Objektiventriegelung ragt über den Fn2-Knopf der Kamera (siehe erstes Bild).
Mehr zum Thema SONY E-Objektive an der NIKON Z HIER.
Adapter Sony E an Nikon
Z
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LEICA M an NIKON Z
Wie aus einem Guss. Stimmige Optik mit dem OCAMO-Adapter L/M-Nik-Z zwischen LEICA M Objektiv und NIKON Z. Hier mit dem 90 mm Elmarit. Sogar der seidenmatte Glanz passt. Der Knopf für die Objektiventriegelung ist schwergängig, so dass sich da garantiert nichts von selbst löst.
Mit weniger als 20 € ist der Adapter so preiswert, dass man jedes M-Objektiv mit einem ausstatten kann. Hier mit einem 50 mm Summicron.
Das Bild rechts entstand mit dem ZEISS Biogon ZM 2,8/21 mm an der NIKON Z7.
Mehr zum Thema LEICA M-Objektive an der NIKON Z HIER.
Adapter Leica M an Nikon Z
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M42 an NIKON Z
Mit dem KIWI-Adapter M42-NikonZ erschließt sich den spiegellosen NIKONs ein riesiges Angebot optischer Schätzchen. Verschiedene Bauweisen der Objektive können aber für Überraschungen sorgen. So kann die Ausrichtung des Objektivs nach dem Einschrauben unterschiedlich sein und die Schärfentiefeskala z.B. nach unten zeigen. Den Einsatz des KIWI-Adapters kann man dazu mit drei Madenschrauben lösen und an das jeweilige Objektiv anpassen. Hat man mehrere Objektive, wird das aber unpraktisch.
Bei manchen Objektiven wie den Fujinons aus den 1970er Jahren wird der hinten positionierte Blendenring durch den Adapter blockiert. Man kann das Problem lösen, indem man die Mitnehmernase wegfeilt, aber dann wird das Objektiv nicht mehr mit der Blendensteuerung der Kameras funktionieren, für die es mal gemacht wurde.
Bei M42-Objektiven mit Springblende muss man sicherstellen, dass der Blendenstift an der Objektivfassung vom Adapter reingedrückt wird, weil man sonst nicht abblenden kann. Zum anderen muss sich der Stift komplett versenken lassen, da er ansonsten die bündige Verschraubung von Objektiv und Adapter verhindert, so dass man später nicht bis Unendlich fokussieren kann. Am besten, man adaptiert nur M42-Objektive, die über keine Springblende verfügen und den Blendenring vorn oder mittig haben.
NIKON F an NIKON Z
Der FTZ-Adapter erschließt den Z-Kameras die Welt der NIKON F-Objektive – mit voller elektronischer Übertragung und den gesamten Assistenzsystemen der Kamera. Da sind nur wenige Grenzen gesetzt. Eine davon betrifft die alten Autokus-Objektive ohne integrierten AF-Motor. Die kann man mit der Z dann nur manuell scharfstellen.
Copyright 2020 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de
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Udo A. (Montag, 06 Juli 2020 12:23)
Hallo Klaus,
sehr schöner Artikel über Objektiv Adapter. Der meine eigenen Experimente mit meiner Sony 7II und Fujifilm GFX 50r nur bestätigt.
Wobei ich mich immer "bemühe" Adapter von Novoflex oder Kipon zu verwenden. Sind halt die besten am Markt. :-) Mit K&F Concept habe ich auch sehr gute Erfahrungen gemacht.
Über einen Fotodiox Rolleiflex SL 66 Eos Adapter kann ich sogar meine vorhanden SL 66 Objektive an meiner GFX verwenden. Hier benötigt man aber die Kombination SL 66 und Eos GFX Adapter. Es gibt den SL 66 Adapter auch mit Nikon F Anschluss, hier muss man aber wegen der geringeren Durchlass-Öffnung und des höheren Auflagemass
mit Vignettierungen in den Bildecken rechnen.
Gruß, Udo
Klaus (admin) (Montag, 06 Juli 2020 12:50)
Hallo Udo,
vielen Dank. Schön, von dir zu hören/lesen.
Danke auch für die interessante Ergänzung. Mangels eigener SL-Vergangenheit hatte ich diese Adaptierungsmöglichkeit noch gar nicht präsent.
Ein anderer Leser schrieb mir heute morgen über das Kontaktformular von seinen positiven Erfahrungen mit der Adaptierung von Contax/Yashica/Zeiss-Objektiven an seine Nikon Z6. Auch das kann eine interessante Erweiterung der Möglichkeiten unserer Spiegellosen sein.
Viele Grüße
Klaus
Udo A. (Montag, 06 Juli 2020 17:36)
Hallo Klaus,
Contax und Rollei QBM Objektive von Schneider und Zeiss verwende ich schon lange mit großem Erfolg an meiner Sony 7II.
Ich habe zwei Schneider Shift-Objektive, sowie einige Carl Zeiss Objektive im Einsatz. Da die die Weiterentwicklung auch bei Zeiss nicht stehen bleibt, sollte man am besten die Objektive ab 1990 bevorzugen.
Einige Bild-Ergebnisse kann man sich auf meiner flickr Seite ansehen.
Auf meiner flickr Seite gibt es auch einige Bilder die ich mit meiner Fujifilm X-T1, einem Kipon C/Y Shiftadapter und Carl Zeiss Distagon 2,8/28 mm gemacht habe, zu sehen.
Gruß, Udo
Klaus (admin) (Montag, 06 Juli 2020 19:15)
Hallo Udo,
magst du noch die Adresse deiner Flickr-Seite angeben? Ich habe gesucht, bin aber nicht fündig geworden.
VG, Klaus
Udo A. (Mittwoch, 08 Juli 2020 13:16)
Hallo Klaus,
da ich nicht sooooviel Bilder auf flickr einstelle (siehe Infoteil bei flickr) verlinke ich jetzt nicht jedes einzelne Bild. Die technischen Daten der Bilder sind (fast) immer unter den Fotos zu finden.
https://www.flickr.com/photos/udoafalter/
Gruß, Udo