Kentmere Pan 200 im Test

Neu: Schwarzweißfilm KENTMERE PAN 200

Praxistest KENTMERE PAN 200 Schwarzweissfilm. Foto: bonnescape.de

Ich freue mich immer, wenn neue Filme auf den Markt kommen. Häufig handelt es sich dann aber um bekanntes Material, das lediglich neu konfektioniert wurde. Bei dem KENTMERE PAN 200 ist das anders. Dem Vernehmen nach ist es wirklich ein neuer, in Großbritannien hergestellter Schwarzweißfilm. Erhältlich für Kleinbildkameras und als 120er Rollfilm rundet der PAN 200 das bestehende Portfolio bei Ilford/Harman mit einer mittleren Empfindlichkeit von ISO200 und einem Preis im unteren Segment ab. Gründe genug, das neue Material mal unter die Lupe zu nehmen ...

Mit einem EU-Einführungspreis von knapp über 6 € zählt der KENTMERE PAN 200 zu den preisgünstigsten Schwarzweißfilmen.* Bisher war das Material noch nicht flächendeckend verfügbar, das wird aber allmählich besser. Harman Technology vermarktet das neue Produkt als hochwertige aber erschwingliche Alternative zu den etablierten Ilford-Filmen. Der PAN 200 soll sich durch ansprechendes Korn und gute Schärfe auszeichnen. Besonders hervorgehoben wird ein besseres Kontrastverhalten.** Dass das so betont wird, mag damit zusammenhängen, dass den bisherigen KENTMERE-Filmen für ISO100 und ISO400 eher flache Kontraste nachgesagt werden.*** Womit wird der günstigere Preis im Vergleich zu Ilford FP4+ und HP5+ begründet? Der Hersteller argumentiert hier mit einem reduzierten Silberanteil und einer geringeren Belichtungsbandbreite.**** Außerdem deuten Anwenderberichte in Fotoforen darauf hin, dass die KENTMERE-Filme zwar über eine Lichthofschutzschicht verfügen, jedoch möglicherweise in einfacherer Ausführung als bei den höherpreisigen Filmen.***** Jedenfalls können offenbar in bestimmten Situationen, beispielsweise bei punktförmigen Lichtquellen oder starkem Gegenlicht, Überstrahlungseffekte auftreten. 

* Preisangabe für KB und 120er: Stand 17.05.2025, www.fotoimpex.de 

** www.ilfordphoto.com/kentmere-200-120? (abgerufen 19.5.2025)
*** www.obsidianurbexphotography.com/blog/kentmere-pan-400-35mm-film-review-photos/ (abgerufen 22.5.2025)
**** www.instagram.com/ilfordphoto/ am 01.12.2022
*****
www.photrio.com/forum/threads/kentmere-400-what-exactly-is-it.209631/page-2 (abgerufen 23.5.2025)

Gewächshäuser vor Kraftwerk, Niederaussem 2025, Aufnahme auf KENTMERE PAN 200, Entwicklung in Perceptol. Foto: Klaus Schörner

Oben: Gewächshäuser vor Kraftwerkskulisse, Niederaussem 2025. KENTMERE PAN 200, 120er Rollfilm, belichtet wie ISO200, Kipp-Entwicklung nach Herstellerempfehlung 16 Min. in Perceptol 1+1. Flachbettscan Epson V800 mit 2400 dpi. Aufnahme mit Mamiya RB67 Pro S mit Sekor 4.5/250 mm, Hell-Orangefilter.

Entwickeln des KENTMERE PAN 200

Im aktuellen Datenblatt von Harman Technology finden sich Entwicklungsempfehlungen nur für die hauseigenen Ilford-Entwickler und zusätzlich für den Kodak D-76. Auch digitaltruth.com listet derzeit noch keine weiteren Optionen, dafür ist der Film wohl noch zu neu. Ich finde im Netz aber bereits einen Filmtest, bei dem der PAN 200 in Kodak HC110 entwickelt wurde.* Bei Instagram berichtet außerdem ein Anwender über Tests mit Rodinal Entwickler.**

Aufgrund meiner guten Erfahrungen mit der Entwicklung des FP4+ in Perceptol verarbeite ich auch den KENTMERE PAN 200 zunächst mit diesem Entwickler. Der Hersteller empfiehlt dazu eine Entwicklungsdauer von 16 Minuten in Verdünnung 1+1. Dazu ist der Film mit seiner Nennempfindlichkeit von ISO200 zu belichten.*

Das Acetat-Trägermaterial des PAN 200 ist mit 0,12 mm vergleichsweise dünn (der FP4+ ist mit 0,11 mm nur geringfügig dünner). Sowohl Kleinbild- als auch Rollfilm haben aber genügend Stabilität und keinen besonders starken Drall, so dass das Einspulen in die JOBO-Spiralen sehr leicht geht. Frisch aus dem Entwicklungsprozess hängen die Filme schön plan. Nach dem Trocknungsprozess gibt es eine nur geringe Längswölbung zur Trägerseite, so dass man auch auf dem Leuchtpult oder beim Scannen bzw. Vergrößern nicht mit störrischen Filmstreifen zu kämpfen hat. Zum Vergleich: Der FP4 wölbt sich leicht zur Schichtseite. Die hochglänzende Trägerseite des PAN200 kann im direkten Kontakt mit einer Klarglasscheibe vereinzelt Newton-Ringe verursachen.

Gewächshäuser vor Kraftwerk, Niederaussem 2025, Aufnahme auf KENTMERE PAN 200, Entwicklung in Perceptol. Foto: Klaus Schörner
Bildausschnitt 100%, Aufnahme auf KENTMERE PAN 200, Entwicklung in Perceptol. Foto: Klaus Schörner
Gewächshäuser vor Kraftwerk, Niederaussem 2025, Aufnahme auf Ilford FP4plus, Entwicklung in Perceptol. Foto: Klaus Schörner
Bildausschnitt 100%, Aufnahme auf Ilford FP4plus, Entwicklung in Perceptol. Foto: Klaus Schörner

Oben: Vergleich zwischen KENTMERE PAN 200 (links) und ILFORD FP4+ (rechts). Der FP4 wurde mit ISO100 belichtet, Kippentwicklung nach Herstellerempfehlung 21 Min. in Perceptol 1+3. Darunter: Ausschnittvergrößerungen, 100%-Crops.
Die Ergebnisse beider Filme sind sehr ähnlich. Bei den kleinsten Details scheint der FP4+ eine Spur präziser und das Korn etwas kleiner und gleichmäßiger zu sein. Das sieht man aber nur im direkten Vergleich.

Erste Ergebnisse mit dem KENTMERE PAN 200

Hinsichtlich des Kontrasts hat der Hersteller nicht zu viel versprochen. Bei Verarbeitung in Perceptol schöpfen die Negative das Tonwertspektrum gut aus. Kontrastreiche Motive werden ähnlich gut abgebildet wie beim FP4+, mit einem gleichermaßen geringen Risiko, Zeichnung in den Lichtern und Tiefen zu verlieren. In der hybriden Weiterverarbeitung ist der Film im positiven Sinne unauffällig. Bei entsprechenden Motiven kann ein leichter Überstrahlungseffekt in den Lichtern bzw. an Hochkontrastkanten auftreten. Offenbar beschränkt sich der Lichthofschutz beim PAN 200 auf das hellgraue Trägermaterial. Der Effekt ist aber weitaus geringer, als ich nach den Ankündigungen befürchtet hatte. Zudem sind diese Eigenschaften nicht zwangsläufig ein Nachteil des PAN 200, sondern eher eine Besonderheit, die man auch bewusst zum Erreichen einer bestimmten Bildwirkung  einsetzen kann. Ansonsten gefällt der Film – zumindest bei einer Entwicklung mit dem Feinkornentwickler Perceptol – durch ein feines Korn, das sich nur wenig von dem des niedrigempfindlicheren FP4+ unterscheidet.

Hinterhoffassaden, Köln 2025, Aufnahme auf KENTMERE PAN 200, Entwicklung in Perceptol. Foto: Klaus Schörner

Oben: Hinterhoffassade, Köln 2025. Kentmere Pan 200, 135er Kleinbildfilm, ISO200, Perceptol 1+1, Flachbettscan Epson V800, aufgenommen mit Leica M2, 2.0/35mm Zeiss Biogon ZM


Getreidefeld nach dem Sturm, Köln, Aufnahme auf KENTMERE PAN 200, Entwicklung in Perceptol. Foto: Klaus Schörner

Oben: Getreidefeld nach dem Sturm, KENTMERE PAN 200, Verarbeitung wie oben. Mamiya RB67 Pro S  mit KL 3.5/90 mm. Ganz links leichte Überstrahlungen von der Abendsonne. Format unten beschnitten.

Hinterhoffassaden, Köln, 2025, Aufnahme auf KENTMERE PAN 200, Entwicklung in Perceptol. Foto: Klaus Schörner

Oben: Hinterhoffassaden, Köln 2025, KENTMERE PAN 200, Verarbeitung wie oben, Leica M2, 2.0/35mm Zeiss Biogon ZM.

Fazit:

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das als langjähriger ILFORD FP4-Fan mal sagen würde, aber der KENTMERE PAN 200 scheint mir tatsächlich ebenbürtig. Die bisherigen Ergebnisse gefallen mir sehr gut. Außer dem höheren Entwickler-Verbrauch bei einer 1+1-Verarbeitung finde ich derzeit noch kein Haar in der Suppe. Man wird sehen, ob der Hersteller hier noch weitere Empfehlungen für die hauseigenen Ilford-Entwickler nachreichen wird. Die Blende mehr Licht im Vergleich zum FP4 sehe ich als durchaus angenehme Begleiterscheinung. Ich werde den Film noch in weiteren Motivsituationen und mit anderen Entwicklern testen und zu gegebener Zeit hier darüber berichten.

Druckfehler ISO-Angabe, Praxistest KENTMERE PAN 200, Foto: bonnescape.de

Oben: Ob die Verpackungen der ersten Chargen mit den Druckfehlern irgendwann wertvoll werden? Korrekt muss es natürlich heißen: ISO 200/24°



Copyright 2025 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de

Hinweis: Mein Bericht bezieht sich auf einige Roll- und Kleinbild-Filme des Typs KENTMERE PAN 200, die ich zum ganz normalen Preis im Online-Handel gekauft habe. Ich erhalte kein Honorar für diesen Bericht. Dieser gibt unbeeinflusst meinen Eindruck und meine Erfahrungen mit den Filmen wieder. 


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