Das Gleitschirm Shooting

bonnescape-in-action: Das Gleitschirm Shooting

NIKON D200 und GOPRO im Härte-Test: Bei Eisregen mit dem Gleitschirm über dem Genfer See. Foto: Klaus Schoerner

"Ein bisschen mit dem Gleitschirm über dem Genfer See cruisen und Landschaftsfotos machen mit anderen Fliegern im Vordergrund".

So war der Plan, und es lief trotz bedecktem Himmel alles prima, bis während des Flugs innerhalb von wenigen Minuten das Wetter von "noch einigermaßen freundlich" auf "sehr unfreundlich" kippte.

Es wurde neblig, windig, eisig kalt und sehr sehr nass.

Ich war mir vor dem Flug hinsichtlich der Objektivwahl nicht ganz sicher gewesen. Mir war allerdings völlig klar, dass ich da oben in luftiger Höhe definitiv keinen Objektivwechsel vornehmen würde. Ich entschied mich daher schließlich für das 16-85er an der NIKON D200 (äquivalent 24-127 mm Vollformat), um vom Weitwinkel- bis zum Telebereich alles dabei zu haben. Dies vor allem deswegen, weil ich als eingefleischter Landschaftsfotograf befürchtete, mit einem Tele-Zoom zu eingeschränkt zu sein.

Ich musste allerdings feststellen, dass meine Bedenken unbegründet waren. Man verschätzt sich sehr leicht hinsichtlich der Aufnahmeabstände in luftiger Höhe. Andere Gleitschirme kommen (tunlichst) gar nicht so nah heran, dass man ein Weitwinkel einsetzen könnte. Letzteres würde man nur brauchen, wenn man die Flieger in den Fotos sehr klein als Beiwerk abbilden möchte. Und für Selfies hatte ich da oben eine GOPRO mit dabei. Für meine Absicht, Fotos mit einem ausgewogenen Größenverhältnis zwischen der Landschaft im Hintergrund und einer nicht zu kleinen Darstellung der Gleitschirmflieger im Vordergrund zu machen, erwies sich schließlich 85 mm an der DX als perfekte Brennweite, wie die weitestgehend unbeschnittenen Fotos in diesem Post zeigen.

Mit all dem war es dann allerdings vorbei, als das Unwetter einsetzte. Dunst und Eisregen sind keine guten Bedingungen für Landschaftsfotos, die Fernsicht nahm immer mehr ab und Kälte und Wind wurden zunehmend ungemütlich. Daher ließ ich die NIKON schließlich um meinen Hals baumeln, schützte sie mit der linken Hand so gut es ging vor dem Hagel und nahm mit der rechten Hand den Selfiestick mit der GOPRO, um damit noch ein paar Aufnahmen zu machen und mich von dem aufsteigenden mulmigen Gefühl in meiner Magengegend abzulenken.

Unten: Hier war die Wetterlage noch in Ordnung. Zarte Sonnenstrahlen und ein wenig Nebel über den bewaldeten Berghängen. Aufnahmen mit der NIKON D200 und dem AF-S Nikkor DX 16-85 mm / 3,5-5,6 G ED VR bei 85 mm im Programmautomatik-Modus, Aufnahmeformat NEF, Entwicklung als DNG in LIGHTROOM. Leichte Aufhellung der Tiefen bei den Fotos, in denen die Flieger vor dem Himmel stehen.

Mit dem Gleitschirm in Richtung Genfer See. Von den bewaldeten Berghängen steigt Nebel auf. Foto: Klaus Schoerner
Mit dem Gleitschirm in Richtung Genfer See. Über den bewaldeten Berghängen liegt Dunst. Foto: Klaus Schoerner
Mit dem Gleitschirm nahe dem Genfer See. Die Wolken rücken näher, aber noch ist die Sicht nach unten klar. Foto: Klaus Schoerner

Unten: Das Wetter kippt. Die Wolken rücken näher. Jetzt aber nix wie weg.

Mit dem Gleitschirm über dem Genfer See. Die Wolken kündigen einen Wetterumschwung an. Foto: Klaus Schoerner
Mit dem Gleitschirm über dem Genfer See. Das Wetter wird allmählich ungemütlich: Nichts wie weg! Foto: Klaus Schoerner

Unten: Zu spät. Voll vom Eisregen erwischt. Jetzt wird es ungemütlich. Ab jetzt gehen nur noch Selfies mit der GOPRO.

Härte-Test für die Ausrüstung: Die ungeschützte NIKON D200 bekommt den Eisregen frontal ab. Foto: Klaus Schoerner
Test: Die GOPRO ist bei dem sich stetig verschlechternden Wetter in ihrem Element. Foto: Klaus Schoerner

Die Technik funktionierte trotz der unwirtlichen Bedingungen gut. Die GOPRO im Unterwasser-Gehäuse sowieso, aber auch die ungeschützte NIKON mit dem 16-85er tat klaglos ihren Dienst. Nach der Landung konnte ich allerdings nichts mehr durch den Sucher sehen, da innen(!) alles beschlagen war. Ich befürchtete schon das Schlimmste, aber nach einer Nacht mit abgeschraubtem Objektiv in der Nähe der Heizung meines Hotelzimmers war am nächsten Morgen wieder alles bestens.

Respekt und Dank an meinen Piloten René, dass er uns heil runtergebracht hat. Danke auch an NIKON und GOPRO, die so geile und witterungsbeständige Kameras bauen, dass ich von diesem irren Trip Bilder mitbringen kann. 

Unten: Schön, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Die NIKON hat die volle Schlagseite abgekriegt und ist wie aus dem Wasser gezogen, aber meine Befürchtungen bewahrheiten sich nicht. Ich sehe zwar zeitweilig nichts mehr durch den von innen völlig beschlagenen Spiegelsucher, aber mit Monitorkontrolle macht die Kamera weiter Fotos. Das Ding ist nicht kaputtzukriegen.

Härte-Test für die Ausrüstung: Ich bin froh, wieder am Boden zu sein und die ungeschützte NIKON hat den Eisregen irgendwie überstanden. Foto: Klaus Schoerner
Härte-Test für die Ausrüstung: Kurz nach der Landung. Die ungeschützte NIKON hat den Eisregen irgendwie überstanden. Foto: Klaus Schoerner

Copyright 2017 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de


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Kommentare: 5
  • #1

    Ferrand (Samstag, 29 April 2017 10:39)

    Na ja, die D200 ist ja nicht gerade Stand der Technik. Heute sind doch die meisten Cams wetterfest. Ansonsten guter Bericht und prima Bilder. Ich bin auch schon über dem See geflogen.
    Gruß

  • #2

    Klaus (admin) (Samstag, 29 April 2017 16:24)

    Danke fürs Feedback.
    Ja, die D200 ist schon ein älteres Schätzchen. Umso besser zu sehen, dass sie offenbar auch so einiges abkann. Sie ist immer noch Bestandteil meines Equipments, weil sie eine ordentliche Bildqualität bringt und insbesondere mit dem tollen 16-85er sehr gut harmoniert. Ich hatte sie für den luftigen Job ausgewählt, weil sie mir mit ihrer mittleren Größe und Gewicht besser in der Hand liegt als die aktuellen kompakten DX-Modelle und deutlich leichter ist als eine D4.
    LG, Klaus

  • #3

    Heiko Schulz (Sonntag, 11 Juni 2017 20:36)

    Trotz widriger Wetterumstände beeindruckende, leicht schwindelerregende Fotos runter gebracht. Muss ein tolles Erlebnis gewesen sein.

    Grüße, Heiko.

  • #4

    Stefan P (Samstag, 29 Dezember 2018 12:43)

    Super Bericht, ich habe jetzt auch meine D200 wieder entdeckt, für Portraitfotografie gibt sie durch den CCD-Sensor sehr stimmige Farben wieder.

  • #5

    Klaus (admin) (Sonntag, 30 Dezember 2018 00:37)

    @ Heiko: Ja, das war toll. Danke für dein Feedback.
    @ Stefan: Dir auch vielen Dank. Ja, die D200 hat durchaus noch ihre Daseinsberechtigung. Ich hab sie mittlerweile durch die D500 ersetzt. Meine Tochter hat sie jetzt und macht mit ihr Portraitfotos.