Uralte Plattenkamera-Objektive und ihre Bildwirkung
In einem meiner Langzeitprojekte arbeite ich mit historischen Großformatobjektiven, die vor bis zu 120 Jahren für die Verwendung mit Plattenkameras gebaut wurden. Ich zerlege die Objektive, reinige sie, skizziere den konstruktiven Aufbau, warte oder repariere die Verschlüsse, setze alles wieder zusammen und montiere das Ganze auf moderne Kameraplatten, so dass ich damit an der Sinar fotografieren kann. Nachfolgend stelle ich mal einige meiner Erkenntnisse vor, die ich mit Exemplaren aus meinem Fundus sammeln konnte. Dabei geht es mir ausdrücklich nicht um einen qualifizierenden Vergleich im Sinne eines Tests mit Siegern und Verlierern. Im Vergleich zu modernen Objektiven ist keines der antiken Schätzchen im eigentlichen Sinne perfekt. Alle haben jedoch spezifische Abbildungscharakteristika, die man bewusst bildmäßig einsetzen kann.
Meine Auswahl an Objektiven für diesen Artikel erfüllt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Heliar, Standard-Tessar und die sechslinsigen Doppel-Anastigmaten im Dagor-Stil lasse ich hier raus, da ich diesen Objektivtypen bereits eigene Artikel gewidmet habe. Auch einfache Menisken, Zweilinser und die Aplanate sind hier zunächst nicht mit dabei. Um die Bilder besser vergleichen zu können, beschränke ich mich hier auf Standardbrennweiten für die Aufnahmeformate 9x12 cm und 10x15 cm.
Alle Vergleichsaufnahmen mit Sinar F auf Ilford FP4 Planfilm 4x5", Entwicklung Perceptol 1+3, Scans mit Epson V800 in einer Auflösung von 1200 dpi. Daraus resultieren Bilddateien mit einer Größe von ca. 26 Megapixel. Bildausschnitte sind als 100%-Crops mit einer Größe von 400x400 px angelegt und nicht nachgeschärft.
Oben: Stilleben mit 2cm Front-Shift nach oben bei Blende 9.
Oben: Architekturaufnahme mit Kompendium und 1 cm Front-Shift nach oben bei Blende 18.
Normalerweise probiere ich nicht mit allen Objektiven jegliche denkbaren Motivsituationen, Kamera- und Blendeneinstellungen durch. Das wäre bei der Verwendung von Planfilmen zu materialintensiv. Auch damit es hier nicht unübersichtlich wird, ist daher nur eine Auswahl an Bildern gezeigt, die ich mit allen Objektiven unter nahezu gleichen Bedingungen fotografiert habe. Dabei habe ich moderat geschlossene Blendenwerte gewählt, damit Unterschiede auch gut deutlich werden. Alle vorgestellten Objektive lassen sich in ihrer Abbildungsqualität durch weiteres Abblenden steigern, wobei die Ergebnisse dabei naturgemäß immer ähnlicher werden.
Trinar
1:4.5/13,5 cm, Anastigmat
Typ: Triplet, Dreilinser nach Cooke
Hersteller: Rodenstock, Serien-Nr. 4687xx, ca. 1932
Verschluss: Rulex I
Herkunft: unbekannt (ohne Kamera erhalten)
Die vordere Gruppe des Trinar besteht aus zwei freistehenden Linsen. Während die zweite Linse fest im Tubus verklebt ist, ist die randlose Frontlinse davor lediglich eingelegt und von außen durch einen eingeschraubten Nutring fixiert. Dieser trägt zugleich die Objektivbeschriftung. Hinten befindet sich eine einzelne ungefasste Rücklinse, die von innen in das Gehäuse eingelegt und mit einem Nutring verschraubt ist.
Das Trinar liefert Bilder mit einer weichen Anmutung. In der Fokusebene werden Details scharf abgebildet, behalten aber eine gewisse Weichheit, die ich angenehm finde. Die Bildschärfe ist in der Bildmitte höher als an den Rändern. Das Bokeh ist ein wenig diffus und neigt infolge des weniger hohen Kontrasts zum Vergrauen, so dass unscharfe Bildpartien unbrillant werden können. Für Motive wie die hier gezeigten ist das Trinar nicht die beste Wahl. Portraits und andere auf die Bildmitte konzentrierte Motive, die nach einer schmeichelnden Weichheit verlangen, nutzen die Qualitäten dieses Objektivs besser. Die tatsächliche Brennweite des Trinar ist etwas länger als angegeben und liegt bei 141 mm. Dennoch bietet das Objektiv an der 4x5"-Kamera nur geringe Verstellreserven.
Trioplan
1:4.5/13,5 cm Anastigmat
Typ: Triplet, Dreilinser nach Cooke
Hersteller: Meyer Goerlitz, Serien-Nr. 4070xx
Verschluss: Ibsor I
Herkunft: Orion 9x12 Plattenkamera
Auch beim Trioplan besteht die vordere Gruppe aus zwei auf Abstand stehenden Linsen. Die zweite Linse ist fest mit dem Tubus verbunden. Die ungefasste Frontlinse ist von außen davor eingelegt und durch einen ins Innengewinde eingeschraubten Ring mit dünnem geriffeltem Rand fixiert. Dieser Ring trägt auch die Objektivbeschriftung. Hinten befindet sich eine einzelne Rücklinse, die mit ihrer Fassung verkittet das rückwärtige Gehäuse bildet.
Die Bildwirkung des Trioplan ähnelt der des Trinar mit einer guten, nicht allzu bissigen Scharfzeichnung im Fokusbereich, die zu den Bildrändern noch etwas deutlicher abnimmt. Das Kontrastverhalten ist ein wenig höher als beim Trinar, aber die Schärfentiefe ist geringer, was man speziell bei mittenbetonten Motiven für einen gewissen Freistelleffekt einsetzen kann. Für Architekturaufnahmen scheint mir die Abbildungsleistung sehr weich, aber so ein "Dreamy"-Effekt kann je nach Bildabsicht ja auch gewünscht sein. Der Bildkreis des Trioplan ist groß. Bei Scharfstellung auf Unendlich sind im 4x5"-Hochformat 4 cm Up/Down-Shift möglich, bevor man den Rand des Bildkreises erreicht. Dazu brauche ich an der Sinar schon den Weitwinkelbalgen.
Zecanar
1:4.5/13,5 cm Anastigmat
Typ: Triplet, Dreilinser nach Cooke
Herst.: Schneider Kreuznach, S-Nr. 1633xx, ca.1927
Verschluss: Ibsor I
Herkunft: Zeca 9x12 Plattenkamera
Der optische Aufbau des Zecanar ist ähnlich wie bei den anderen beiden Dreilinsern. Konstruktiv hat man das jedoch anders gelöst. Auf die von innen in das Gehäuse eingelegte, ungefasste Frontlinse folgt ein Distanzring und danach die zweite Linse, die am Rand mit einer Lichtdichtung aus mattschwarzem Lack versehen ist. Alle drei Elemente werden gemeinsam durch einen abschließenden Schraubring fixiert. Hinten befindet sich eine einzelne Rücklinse, die mit einem Nutring in ihrer Fassung verschraubt ist.
Nach dem Objektivwechsel zum Zecanar merkt man beim Fokussieren, dass die tatsächliche Brennweite mit 146 mm ein ganzes Stück länger ist als angegeben. In seiner Bildwirkung ähnelt das Objektiv den anderen beiden Dreilinsern, hat aber eine noch weichere Anmutung, geringere Schärfentiefe und noch ausgeprägtere Unschärfe im Randbereich. Interessanterweise nimmt die Unschärfe zum Rand nicht allmählich zu, sondern setzt plötzlich ein bis hin zu einer Auflösung der Konturen. Dieser Effekt verleiht kontrastierenden Kanten einen geradezu flirrenden, unruhigen Effekt und ist anders als bei Trinar und Trioplan. Das Bokeh wirkt daher dynamisch, unscharfe Konturen scheinen eher verwackelt als out-of-focus. Im Vergleich zum Trioplan bietet das Zecanar weniger Spielraum für Verstellung.
Dogmar
1:4.5/15 cm Doppel-Anastigmat
Typ: Symmetrischer Vierlinser
Hersteller: Goertz, Nr. 4644xx, ca. 1921
Verschluss: Rad-Compur I
Herkunft: Goertz Tenax 9x12 Plattenkamera
Das Dogmar besteht vorn und hinten aus je einem Paar freistehender Linsen. Front- und Rücklinse sind dabei fest in den vorderen bzw. hinteren Gehäusetubus eingelassen. Linse Nr. 2 und 3 haben jeweils eine massive Fassung mit dünnem Rändelrand und sind von innen in das vordere bzw. hintere Objektivgehäuse im Uhrzeigersinn bis zum Anschlag eingeschraubt. Eine Verwechslung ist ausgeschlossen, da die Gewinde geringfügig voneinander abweichen. Das hintere Gehäuse ist am Außenrand zusätzlich mit der gleichen vollständigen Serien-Nr. graviert, die auch vorn angebracht ist.
Das Dogmar liefert satte Tonwerte und eine scharfe, aber dezent weich kontrastierende Detailwiedergabe, die über die gesamte Bildfläche auf gleichem Niveau bleibt. Die gleichmäßige Konturenauflösung sorgt für ein ausgeglichenes, unaufgeregtes Bokeh. Dabei ist die Schärfentiefe trotz der längeren Brennweite erkennbar größer als die der oben vorgestellten Triplets. Insgesamt ist Unschärfe beim Dogmar nicht so sehr ein Resultat optischer Unzulänglichkeiten, sondern lässt sich gezielt und mit zunehmender Entfernung von der Fokusebene mit geradezu plastischer Wirkung einsetzen. Das macht das Dogmar zu einem potenten Allrounder für alle möglichen Motive. Im 4x5"-Hochformat sind bei Unendlich noch bis zu 4,5 cm Up/Down-Shift möglich, bevor man die Grenze des Bildkreises erreicht.
Eurynar
1:4.5/13,5 cm Doppel-Anastigmat
Typ: Symmetrischer Vierlinser
Hersteller: Rodenstock, Serien-Nr 3466xx, ca. 1928
Verschluss: Rad-Compur I
Herkunft: unbekannt (ohne Kamera erhalten)
Optisch besteht das Eurynar vorn und hinten aus je einer Doublette freistehender Linsen. Konstruktiv gibt es Varianten. Bei dem hier gezeigten 13,5er sind die Linsen 2 und 3 fest mit dem vorderen bzw. hinteren Gehäuse verbunden, Front- und Rücklinse sind ungefasst von außen eingelegt und mit Nutringen verschraubt. Der vordere Nutring trägt zugleich die Beschriftung des Objektives. Bei einem anderen Exemplar aus meinem Fundus sind Front- und Rücklinse dagegen von innen ins Gehäuse eingelegt. Darauf folgt jeweils ein Distanzring. Fixiert wird das ganze dann durch die von innen eingeschraubten Linsen 2 und 3. Nur bei manchen Exemplaren sind die nach innen zeigenden Seiten der Linsenfassungen mit einer schmalen Riffelung ausgestattet. Anderen sieht man gar nicht an, das sie gegen den Uhrzeigersinn herausgeschraubt werden können.
Die Bildwirkung des Eurynar ähnelt der des Dogmar, bleibt aber von der Anmutung her weicher. Die in der Bildmitte recht scharfe Detailzeichnung lässt zu den Bildrändern hin geringfügig nach. Die Schärfentiefe ist größer als beim Dogmar und den oben vorgestellten Dreilinsern. Unschärfen entwickeln sich mit zunehmender Entfernung von der Fokus-Ebene gleichmäßig, was nach meinem Gefühl einem plastischen, natürlich wirkenden Bildaufbau zugute kommt. Das Bokeh empfinde ich als ausgeglichen und ruhig. Das Eurynar bietet sich vielseitig für alle möglichen Motive an. Ich besitze noch ein weiteres Exemplar mit längerer Brennweite und verwende das auch gern für Portraits. Die Up/Down-Shift-Reserven liegen bei etwa 3,5 cm im Hochformat 4x5" bei Fokussierung auf Unendlich.
Hekla
1:6.8/13 cm Doppel-Anastigmat
Typ: Symmetrischer Vierlinser nach Gauß
Hersteller: Ica Dresden, Serien-Nr. 3052xx, ca. 1912
Verschluss: Ica 0
Herkunft: Ica Delta 208 9x12 Plattenkamera
Beim Hekla liegen Front- und Rücklinse ungefasst lose im Gehäuse und werden durch die Fassungen der von innen im Uhrzeigersinn eingeschraubten zweiten bzw. dritten Linse fixiert. Dazu haben die Fassungen der inneren Linsen zwei gegenüberliegende kleine Bohrungen für den Ansatz des Objektivschlüssels.
Die Bildwirkung des Hekla ist der des Dogmar und des Eurynar nicht unähnlich, liefert aber vor allem im Nahbereich scharfe Ergebnisse und satte Kontraste. Weit entfernte Objekte werden weicher abgebildet. Zu den Bildrändern hin nimmt die Detailschärfe etwas ab. Die Unschärfe entwickelt sich gleichmäßig, das Bokeh ist im positiven Sinne unspektakulär und ausgewogen.
Der Bildkreis des Hekla ist größer als der mögliche Shift-Weg, den die Sinar im Format 4x5" bietet. Extremes Stiften bis zu 8 cm geht aber einher mit einem zunehmenden Helligkeitsverlust zu den Bildrändern.
Helioplan
1:6.8/135 mm Doppel-Anastigmat
Typ: Symmetrischer Vierlinser nach Gauß
Herst.: Meyer Goerlitz, Serien-Nr. 2212xx,1906-09
Verschluss: Rad-Compur 0
Herkunft: nicht identifizierte 9x12 Plattenkamera
Front- und Rücklinse des Helioplan sind wie beim Hekla ungefasst und lose in die beiden Gehäuseteile eingelegt und werden durch die Fassungen der von innen eingeschraubten zweiten bzw. dritten Linse fixiert. Dazu verfügen die Fassungen über kleine Nutbohrungen. Linse 2 und 3 scheinen samt ihren Fassungen identisch und austauschbar zu sein.
Das älteste hier vorgestellte Objektiv ist zwar nicht völlig unscharf, präsentiert aber auch in der Fokusebene befindliche Bildelemente mit einer gleichmäßigen Weichzeichnung, die den Bildern eine Art "Dreamy"-Look verleiht. Zu den Bildrändern nimmt die Schärfe weiter ab. Dabei ist die Kontrastwiedergabe des Helioplan dezent. Die Schärfentiefe ist insgesamt gering, Konturen werden im Unschärfebereich diffus und mit einem Schatten aufgelöst. Der Effekt dieser unscharfen Kantenbetonung hat eine spezielle Ästhetik, wirkt aber weniger natürlich als bei Dogmar, Eurynar & Co. Der Bildkreis des Helioplan ist größer als der mögliche Shift-Weg der Sinar im Format 4x5". Da sind im Prinzip kaum Grenzen gesetzt, aber die Helligkeit nimmt zu den Bildrändern hin stark ab.
Selar
1:4.5/13,5 cm Doppel-Anastigmat
Typ: Symmetrischer Vierlinser
Hersteller: Erkos-Freital (1924-34), Nr. 641xx
Verschluss: Rulex I
Herkunft: unbekannt (ohne Kamera erhalten)
Das Selar besteht aus zwei Paaren freistehender Linsen. Auch hier sind Front- und Rücklinse ohne feste Fassung ins Gehäuse eingelegt und werden von innen durch die im Uhrzeigersinn eingeschraubten Fassungen der zweiten bzw. dritten Linse fixiert. Letztere verfügen bei dem mir vorliegenden Exemplar weder über eine Nutung, noch über einen geriffelten Rand.
Das Selar liefert satte Kontraste und eine gleichmäßige Detailschärfe fast über die gesamte Bildfläche. Lediglich an den äußersten Rändern lässt die Schärfe ein wenig nach. Die Abbildungscharakteristik erinnert an das Dogmar, jedoch unterscheidet sich das Selar durch eine etwas größere Schärfentiefe. Die mit zunehmender Entfernung von der Fokusebene gleichmäßig abnehmende Schärfe empfinde ich als sehr natürlich. Unaufgeregt erscheint auch das Bokeh. Nach dem Objektivwechsel zum Selar muss man beim Fokussieren des angeblichen 13,5ers ein ganzes Stück "nachkurbeln" und landet schließlich bei einer Brennweite von 143 mm. An der 4x5"-Kamera bietet das Selar im Hochformat bei Unendlich noch ca. 4 cm Up/Down-Verstellreserve.
Sonnar
1:4.5/13,5 cm
Typ: Vierlinser, asymmetrisch, Tessar-ähnlich
Herst.: Contessa-Nettel, Serien-Nr. 912xx, ca. 1922 Verschluss: Rad-Compur I
Herk.: Contessa-Nettel Sonnar 9x12 Plattenkamera
Die vordere Gruppe besteht aus zwei freistehenden Linsen. Die Frontlinse ist fest in das vordere Gehäuse eingelassen. Die zweite Linse befindet sich in einer Fassung mit Riffelrand und ist von innen im Uhrzeigersinn in den Objektivtubus eingeschraubt. Die hintere Gruppe wird wie beim Tessar aus zwei im Gehäuse miteinander verkitteten Linsen gebildet.
Diese Ur-Version des Sonnar war mal eine Tessar-Alternative des Kamerawerks Contessa-Nettel, bevor dieses in die Zeiss-Ikon AG integriert wurde und Zeiss auch den Namen Sonnar übernahm. In seiner Bildwirkung unterscheidet sich das Objektiv von den Tessaren durch mehr Weichheit. Im Nahbereich wirkt die Detailschärfe "sphärisch" weich überlagert. Der Bildkontrast wird aber nicht flau. Bei größeren Fokus-Entfernungen zeigt sich eine sehr gleichmäßige und natürlich wirkende Schärfeentwicklung über die gesamte Bildfläche, die auch an den Rändern nicht abnimmt. Das Bokeh ist unauffällig und die Schärfentiefe ist größer als die der anderen hier vorgestellten Vierlinser. Im Hochformat 4x5" kann man in der Unendlich-Einstellung noch 4,5 cm Up/Down-Shiften, bevor man das Ende des Bildkreises erreicht.
Apo-Tessar
1:9/14 cm
Typ: Vierlinser, asymmetrisch, Tessar-Variante
Herst.: Carl Zeiss Jena, Serien-Nr. 36178xx, ca.1952
Verschluss: Ring-Compur-Rapid
Herkunft: unbekannt (ohne Kamera erhalten)
Tessar-typisch finden sich auch beim Apo-Tessar vorn zwei separate Linsen und hinten ein verkittetes Linsenpaar. Die zweite Linse ist fest in das Gehäuse eingelassen, die Frontlinse ist vermutlich lose davorgesetzt und durch einen beschrifteten Ring mit zwei kleinen Nuten fixiert. Da die Linsen sauber waren und der Nutring bei einem derart kompakten Objektiv kaum ohne Beschädigung der Lackierung zu lösen ist, habe ich in diesem Fall auf das Demontieren der vorderen Gruppe verzichtet.
Das Apo-Tessar gilt als eine seltene Variante des Tessar mit reduzierter Bildfeldwölbung speziell für das Reproduzieren planer Vorlagen. Das macht sich auch beim Fotografieren von Hauswänden bemerkbar. Die Schärfeleistung ist gut und erstreckt sich gleichmäßig über die gesamte Bildfläche. Das gilt abgeblendet auch dann, wenn man den üppigen Verstellspielraum ausnutzt. Das Kontrastverhalten ist moderat, so dass Motive, die nicht viel Kontrast mitbringen, in der Umsetzung schon mal schnell ein wenig vergrauen, wenn man nicht gegensteuert. Das Bokeh ist unaufgeregt und gleichmäßig abgestuft. Das Objektiv ist nicht sehr lichtstark, was die Einstellung an der Mattscheibe erschwert, aber bereits bei Offenblende gut einsetzbar. Mit 134 mm ist die tatsächliche Brennweite ein wenig kürzer als angegeben.
Heligonal
1:5.4/120 mm Doppel-Anastigmat
Typ: Sechslinser, asymmetrisch
Hersteller: Rodenstock, Serien-Nr. 558xx, ca. 1911
Verschluss: Rad-Compur 0
Herkunft: Reicka 9x12 Plattenkamera
Das Heligonal ist als Sechslinser bekannt, bei dem die vordere Gruppe aus zwei und die hintere Gruppe aus vier miteinander verkitteten Linsen besteht. Im Gegensatz zu den gängigen Doppel-Anastigmaten verbleibt nach Entfernen der vorderen Gruppe also ein "kompletter" Vierlinser mit knapp doppelter Brennweite, der durch nur zwei Glas-Luft-Kontaktflächen zudem weniger anfällig sein dürfte für Reflexionen, als das bei einem unvergüteten Vier- oder Sechslinser mit freistehenden Linsen der Fall ist. Meinem Exemplar ist allerdings von außen nicht anzusehen, wie viele Einzellinsen verbaut sind, da man beim Zerlegen über das Trennen der beiden Gruppen nicht hinauskommt. Daher beziehe ich mich mit der Aufbau-Skizze auf die u.a. Quelle.
(Aufbau-Skizze nach https://spiral-m42.blogspot.com/2017/11/grodenstock-doppel-anastigmat-heligonal.html)
Wer beim Heligonal an der 4x5"-Kamera einen leicht weitwinkeligen Effekt erwartet, wird enttäuscht. Das angebliche 120er hat eine tatsächliche Brennweite von 134 mm. Der Bildausschnitt unterscheidet sich somit nicht von dem eines 13,5 cm Objektives. Die Detailzeichnung ist weich, die Schärfe nimmt mit zunehmender Entfernung von der Fokusebene schnell ab und ist zum Bildrand hin nochmal deutlich geringer. Der moderate Kontrast sorgt für eine gewisse Vergrauung und Unauffälligkeit des gleichmäßig wirkenden Bokeh. Das kann man bei der räumlichen Staffelung des Bildaufbaus nutzen, um unscharfe Bildelemente noch dezenter im Hintergrund zu halten. Im Hochformat ist bei 4x5" ein Up/Down-Shift bis zu 5 cm möglich, bevor man den Rand des Bildkreises erreicht.
Fazit:
Bei der Arbeit mit den uralten Objektiven zeigt sich eine zum Teil sehr unterschiedliche Abbildungscharakteristik. Da offenbaren sich viele individuelle Besonderheiten, die sich hier aus Platzgründen gar nicht alle darstellen lassen, die es aber ermöglichen, Objektive für bestimmte Bebilderungsvorhaben gezielt auszuwählen. Zudem werden Gemeinsamkeiten bauähnlicher Objektive deutlich. So liefern die beschriebenen Triplets tendenziell weiche Kontraste, geringe Schärfentiefe, diffuses Bokeh und eine zum Rand hin mehr oder weniger abnehmende Schärfe. Man kann das also zum Anlass nehmen, Dreilinser insbesondere dann einzusetzen, wenn eine mittenbetonte, nicht allzu entlarvende Schärfe mit Freistellung des Hauptmotivs vor einem weich verschwimmenden Hintergrund beabsichtigt ist – zum Beispiel bei Personenaufnahmen, Portraits, Pflanzen, etc. Wünscht man sich dagegen eine größere Schärfentiefe mit linearem Schärfeverlauf und satten Kontrasten, – zum Beispiel in der Landschafts-, Architektur- oder Interieurfotografie –, kann man zu einem Dogmar oder Selar greifen. Soll eine derartige Bildcharakteristik mit einer dezenten, schmeichelnden Weichzeichnung kombiniert werden, empfiehlt sich eventuell die Verwendung eines Eurynar.
Aber kann man die Beschreibung eines bis zu 120 Jahre alten Objektivs auf alle erhältlichen Exemplare und Brennweiten des betreffenden Objektivtyps übertragen? Tendenziell ja, aber es ist Vorsicht angebracht. Jedes Exemplar hat seine eigene Geschichte. Und daraus resultieren Einflüsse, die dafür sorgen, dass sich Aussagen über die Bildwirkung antiker Objektive nicht uneingeschränkt verallgemeinern lassen. Nachfolgend einige Beispiele:
- Der Erhaltungszustand der Objektive kann unterschiedlich sein.
- Qualität und Zustand der Verschlüsse spielen ebenfalls eine Rolle. Abweichungen bei der Einhaltung von Belichtungszeiten und Blendenwerten oder eine altersbedingt vielleicht nicht mehr ganz so gleichmäßige Blendenöffnung haben Einfluss auf die Abbildungsqualität.
- Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei den Verschlüssen nicht mehr um die originale Ausstattung der Objektive handelt. Im Fall eines Austauschverschlusses können kleine Abweichungen beim Linsenabstand die optische Konstruktion verändert haben.
- Sicher gab es seinerzeit auch Fertigungstoleranzen. Konstruktive Änderungen während der Produktionsdauer sind ebenfalls denkbar.
Aber auch mein Prozedere beim Vergleich der Objektive kann Ungenauigkeiten verursachen:
- Beispielfotos entstehen nicht immer unter 100%ig konstanten Aufnahmebedingungen.
- Der manuelle Entwicklungsprozess der Filme erfolgt in unterschiedlichen Chargen, was theoretisch Abweichungen möglich macht.
- Die antiken Objektive sind zu einer Zeit entstanden, in der es noch keine reflexmindernde Glasbeschichtung gab. Die Anzahl der verbauten Linsen, die Anzahl der Glas/Luft-Kontaktflächen, die mehr oder weniger weit vorstehende Frontlinse, ... all das hat Einfluss auf die Streulichtempfindlichkeit. Eventuell haben die Hersteller damals Gegenlichtblenden zu den Objektiven angeboten, die nicht erhalten sind. Bei Außenaufnahmen verwende ich ein einheitliches Kompendium, dessen Lichtabschirmung vielleicht nicht für alle Objektive optimal ist.
- Obwohl ich den Scan-Prozess nach einheitlichen Parametern durchführe, sorgen die geringfügig unterschiedlichen Bildausschnitte der einzelnen Brennweiten für Abweichungen im Tonwertspektrum, die während der Digitalisierung zu einer gewissen Streuung bei Kontrast und Tonwertstufen führen.
Copyright 2022 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de
Beiträge mit ähnlichen Themen:
Kommentar schreiben
Doris Wagner (Donnerstag, 14 April 2022 09:02)
Ihr Artikel verbindet die Liebe zu alten Dingen mit dem praktischen Nutzen. Was für ein Projekt! Super-Informativ. Haben Sie vor, das auszuweiten? Da gibt es ja noch viele andere Objektive.
Ich habe eine kleine Sammlung von alten Balgenkameras geerbt und gern würde ich damit irgendwann mal fotografieren. Eines der Objektive ist ein Dialytar, zu dem ich noch gar nichts weiß. Können Sie etwas dazu sagen? Ist das ein gutes Objektiv?
Herzliche Grüße!
Doris
Klaus (admin) (Donnerstag, 14 April 2022 10:14)
Hallo Doris,
danke für ihr positives Feedback. Es kann sein, dass irgendwann noch etwas dazukommt, – allerdings nicht mit der Absicht, ein komplettes Nachschlagewerk zu schaffen. Ich berichte nur gelegentlich und ausschnitthaft über Objektive, die mich selbst gerade interessieren.
Zu Ihrer anderen Frage: Ein Dialyt ist eigentlich ein Objektiv mit freistehenden, unverkitteten Linsen. Dialytar ist aber eine Objektivbezeichnung der Kamerawerke Julius Laack, die etwas missverständlich für sehr unterschiedliche Objektive verwendet wurde. Und das sind nicht alles Dialyte. Ich bräuchte also mehr Angaben zu Ihrem Objektiv, um sagen zu können, worum genau es sich handelt. Ich selbst habe hier z.B. ein 4.5/16,5cm Dialytar T, das vom Aufbau her einem Tessar entspricht. Ein Tessar ist ein 4-Linser und wäre durchaus etwas "Gutes". Es ist allerdings auch kein Dialyt, da das rückwärtige Linsenpaar verkittet ist.
VG, Klaus
Doris Wagner (Donnerstag, 14 April 2022 12:33)
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Genau, das ist von Laack. Auf meinem Objektiv steht: "1:4.5 F=105mm 175053 Laack Rathenow Doppel Anastigmat Dialytar"
Herzliche Grüße
Doris
Klaus (admin) (Donnerstag, 14 April 2022 13:37)
Hallo Doris,
ok, das ist dann kein Tessar-Typ, sondern ein Doppel-Anastigmat, wahrscheinlich mit 2x 2 Linsen. Da haben Sie 2 Brennweiten in einem Objektiv. Sie können den vorderen Teil gegen den Uhrzeigersinn aus dem Verschluss herausschrauben und nur mit dem hinteren Teil fotografieren, was dann dunkler wird, aber eine teleartige Wirkung hat.
105mm war die Standardbrennweite für das Aufnahmeformat 6x9 cm. Wahrscheinlich ist das Objektiv in einer 6x9cm Plattenkamera montiert, oder in einer 9x12 Kamera mit Rollfilmrückteil.
VG, Klaus
Doris Wagner (Freitag, 15 April 2022 10:51)
Die Kamera ist tatsächlich etwas kleiner als meine anderen.
Das mit dem Teleobjektiv werde ich ausprobieren.
Danke schön, herzliche Grüße und frohe Ostertage!
Doris
Achim H. (Freitag, 15 April 2022 12:39)
Die Bildqualität des Heligonal finde ich im Vergleich zu der anderen Rodenstock-Linse überraschend schlecht. Ich kannte das Objektiv bisher gar nicht, aber bei einem Sechslinser hätte ich Besseres erwartet. Warum hätte man sonst den Aufwand mit den sechs Linsen treiben sollen?
Klaus (admin) (Freitag, 15 April 2022 13:50)
@Achim: Zunächst dürfen wir im Vergleich mit dem Eurynar – ich nehme an, dass du das meinst – nicht vergessen, dass zwischen diesen beiden Rodenstock-Objektiven 17 Jahre Entwicklungsarbeit liegen. Und das in einer Zeit mit erheblicher Dynamik in der optischen Industrie.
Zudem dürfte die Beurteilung von Abbildungsschärfe zu Beginn des letzten Jahrhunderts wesentlich durch die damals übliche Verarbeitungsweise, die Belichtung als Kontaktkopie, geprägt gewesen sein.
Wenn wir die oben gezeigten 100% Crops beurteilen, so werfen wir quasi mit der Lupe einen Blick auf Bilder, die per se groß genug sind für gute Inkjet-Prints in der Größe Din A1. Also rund 50mal größer als die Bildgröße 9x12cm, für die das Heligonal damals gebaut wurde.
Allerdings geht es uns ja darum, mit diesen Objektiven heute zu fotografieren. Und natürlich wollen wir uns dabei nicht auf Bilder in der Größe 9x12 cm beschränken. Und daher soll der obige Vergleich auch feststellen, welche Objektive sich dafür in welcher Weise eignen. Dazu habe ich einheitliche Blendenöffnungen verwendet. Und zwar relativ große, um Abbildungseigenarten deutlich zu machen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich der Sweet Spot des Heligonal erst bei einer weiter geschlossenen Blende zeigt. Ich werde dazu weiter experimentieren.
Markus Sprngl. (Samstag, 23 April 2022 10:32)
Ich habe hier so ein Tessar mit trüben Linsen. Der Verschluss lässt sich bedienen, die Zeiten sind aber immer gleich, egal was ich einstelle. Kann ich da was dran machen? Wie müsste ich dabei vorgehen? Für einen Hinweis wäre ich dankbar.
Klaus (admin) (Samstag, 23 April 2022 13:01)
@Markus: Wenn sich die Trübung nicht innerhalb der verkitteten hinteren Doublette befindet, lässt sich sowas beim Tessar gut beheben.
Beim Verschluss ist eine Ferndiagnose natürlich kaum möglich. Sofern es sich um einen Compur-Verschluss handelt, lässt Deine Fehlerbeschreibung aber vermuten, dass das Uhrwerk blockiert ist, wahrscheinlich durch verharztes Schmiermittel. Dadurch können die langen Zeiten nicht ablaufen, so dass der Verschluss auf eine kurze Zeit umschaltet. Zumindest ist das die häufigste Ursache für diesen Defekt.
In meinem Beitrag zum Heliar (Teil 1 vom 17.2.21) habe ich einige Infos zur Vorgehensweise gegeben. Irgendwann werde ich hier auch noch einen Artikel posten, in dem ich die häufigsten Fehlerursachen vorstelle. Da sammle ich aber aktuell noch Material.
Markus Sprngl. (Sonntag, 24 April 2022 11:02)
Ich habe die Linsen ausgebaut und vorsichtig gereinigt wie in deinem Beitrag beschrieben. Der hintere Block mit den verklebten Linsen war nur aussen trüb. Das war erfolgreich und hat mir Mut gemacht. Der Verschluss ist ein Compur. Wenn ich Zeit und Lust habe, werde ich mich demnächst an ihn wagen.
Vielen Dank und Grüße
Markus
Peter V. (Samstag, 27 August 2022 10:54)
Hallo Klaus, Deine Arbeit mit dem Altglas finde ich großartig, ebenso Deine interessanten Beiträge im Forum! Ich bin ein wenig auf derselben Strecke unterwegs.
Bitte sieh mir - nachdem ich mich, auch angeregt von Deiner Arbeit, mit ein paar Objektiven, die Du beschrieben hast, etwas genauer auseinandergesetzt habe - ein bißchen Klugscheißerei nach: Du ordnest alle symmetrisch mit je zwei einzelstehenden Linsen aufgebauten Objektive dem (Doppel-) Gauß-Typ zu („Symmetrischer Vierlinser nach Gauß“); dieser ist aber dadurch gekennzeichnet, dass je zwei Menisken (ein positiver - konkav-konvex - und ein negativer - konvex-konkav) symmetrisch gegenübergestellt werden; das entspricht dem Linsenschnitt etwa des Hekla. (Und um die Klugscheißerei auf die Spitze zu treiben - von Gauß ist nur die Idee mit den beiden Menisken, mit der symmetrischen Anordnung hat er nichts zu tun). Einige Deiner symmetrischen Vierlinser fallen aber nicht in diese Kategorie; die Dogmar-ähnlichen Konstruktionen bestehen aus einer symmetrischen Anordnung aus je einer bikonvexen Sammellinse und einer bikonkaven Zerstreuungslinse auf beiden Seiten der Blende, damit entsprechen sie dem Dialyt-Typ (wenn man der Kategorisierung bei Kingslake folgt). Dem Eurynar hast Du einen Dialyt-Linsenschnitt verpasst - das hat aber tatsächlich den Doppel-Gauß-Aufbau mit zwei Menisken. Hier gibt es den Linsenschnitt eines Eurynar: https://www.pacificrimcamera.com/rl/00718/00718.pdf
Viele Grüße - Peter
Klaus (admin) (Samstag, 27 August 2022 13:22)
Hallo Peter,
danke für dein Lob und insbesondere für deine hilfreichen Hinweise. Bei dem obigen Artikel ging es mir darum, Lesern, die sich für das Fotografieren mit antiken Objektiven interessieren, von meinen Erfahrungen zu berichten, welche Bildwirkung ich bei den vorgestellten Objektiven beobachtet habe. Da man derart alte Objektive meist in verschmutztem Zustand bekommt, wollte ich außerdem vermitteln, welche konstruktiven Gegebenheiten ich bei meinen Exemplaren vorgefunden habe – um ein wenig die Angst zu nehmen, sich ggflls. an eine Reinigung selbst heranzuwagen. Meine Skizzen zum Aufbau sind nicht maßstabsgerecht und erfüllen nicht die Anforderungen, die man an ein Optik-Lehrbuch stellen würde, das schien mir aber für diesen Zweck auch nicht nötig. Mit Ausnahme der Skizze zu dem mir vorher völlig unbekannten Heligonal (siehe Quellennachweis) habe ich auch keine Aufbauskizzen aus dem Internet kopiert, zumal diese mitunter voneinander abweichen. Die Skizzen habe ich nach meinen Beobachtungen als schematische Darstellung angelegt, damit man auf einen Blick erkennt, wo sich leicht zu reinigende Einzellinsen befinden und wo miteinander verklebte Linsensätze vorliegen, bei denen man als Laie zum Säubern nur an die Außenseiten herankommt. Da ich selbst auch keine Verkittungen voneinander gelöst habe, um die Linsenelemente einzeln anzuschauen, kann die exakte Form der miteinander verklebten Einzellinsen abweichen.
Da aber im Artikel keine gravierenden Fehler kolportiert werden sollen, werde ich deinen Hinweisen gerne nachgehen und ggflls. Fehler ausmerzen.
Danke und liebe Grüße
Klaus
Marco (Mittwoch, 21 September 2022 10:24)
Ich bin zufällig auf diese tolle Seite gelangt. Ich habe von meinem Opa eine Plattenkamera mit 4 Kassetten geerbt und habe das Selar-Objektiv tatsächlich in Ihrer Aufstellung gefunden. Vielleicht ist die Kamera also die erwähnte Erkos. Vorne steht auch Rulex drauf. Ihre gute Beurteilung des Objektivs ermutigt mich, damit mal zu fotografieren. Echt inspirierend. Wo bekomme ich passende Filme dafür? Danke, Marco
Klaus (admin) (Mittwoch, 21 September 2022 17:28)
Hallo Peter,
nochmals danke für deine Hinweise in #11, auf die ich mit etwas zeitlicher Verzögerung heute zurückkomme:
1) Deine Anmerkungen zu den in den Gauß-Typen enthaltenen Menisken sind zutreffend. Den Hinweis "Gauß-Typ" habe ich bei den 3 betreffenden Objektiven im Steckbrief entfernt.
2) Dagegen ist deine Anmerkung, das Eurynar sei ein Gauß-Typ mit 2 Menisken, nicht ganz richtig. Die von dir genannte Quelle (pacificrimkamera) lässt das zwar vermuten und bezieht sich immerhin auf einen Rodenstock-Prospekt von 1912, spätere Quellen aus den 20er/30er Jahren (siehe Wagner Lungov auf apenasimagens.com oder Wolf H. Döring von 1931, Porst-Verlag, und einige andere) zeigen aber deutlich einen Aufbau, wie ich ihn oben skizziert habe. Und auch das mir hier gerade vorliegende Eurynar 4.5/16,5 cm von ca. 1923 bestätigt das. Ich habe es vorhin extra nochmal geöffnet, um nachzusehen. Evtl. hat Rodenstock irgendwann in den 1910er Jahren konstruktive Änderungen vollzogen.
Viele Grüße
Klaus
Klaus (admin) (Mittwoch, 21 September 2022 17:38)
Hallo Marco,
wenn es tatsächlich eine 9x12 Erkos ist, dann gibt es passende Planfilme in 9x12 (3,55 x 4,72 inch) im gut sortierten Fachhandel. Ich selbst kaufe meine Filme bei Foto Gregor in Köln oder bei Fotoimpex in Berlin (das ist Fakt und ich erhalte keine Vergütung für die Nennung dieser Bezugsquellen). Es gibt aber auch viele andere Anbieter. Preisvergleich lohnt sich.
Bitte prüf vorher mal, ob sich Filmeinsätze in deinen Plattenkassetten befinden. Sonst wird es schwierig, die Planfilme ordentlich zu befestigen.
Gruß, Klaus
Kilian (Freitag, 02 Februar 2024 18:58)
Tolles Projekt! Spannende Lektüre. Danke für diesen Artikel. Ich habe auch einige Objektive aus alten Kameras, vor allem Tessar, Xenar, Eurynar, irgendwo habe ich auch noch ein Trioplan. Ich bin handwerklich nicht so begabt, zum Glück sind die Objektive in gutem Zustand. Ich lasse mich von deinem Artikel mal zu einem ähnlichen Vergleich inspirieren. Viele Grüße, Kilian
Frank Titze (Sonntag, 03 März 2024 13:54)
Danke fuer diese seltenen modernen und so nuetzlischen Infos, jenseits der Legenden !
/Frank
Kilian (Sonntag, 28 Juli 2024 11:29)
Na das ist doch mal ne Ansage! Nach solchen Infos habe ich gesucht.
Kommt da noch mehr?
Lieben Dank und Grüße!
Kilian