Landschaft III, Graufilter

Filter für die Landschaftsfotografie, Teil III:  Graufilter

Erfahrungsbericht: Brandung an der Felsalgarve, Leica M9, Elmarit-M 2,8/90 mm, Graufilter ND64, Copyright 2016 by Klaus Schoerner

Der Graufilter ist neben dem Grauverlauffilter und dem Polfilter einer der drei wichtigen Filter für den Landschaftsfotografen. Die in vielen Graustufen und Abmessungen erhältliche, optisch hochwertige Scheibe aus Glas oder Kunstharz hat dabei nur eine Funktion: eine möglichst tonwertneutrale Abdunklung des Bildes, um eine Verlängerung der Belichtungszeit zu erzielen.

Ein Motiv an der Felsenküste der Algarve. Es ist ein sonniger Spätnachmittag mit wenig Bewölkung. Das Wasser reflektiert. Licht satt. Natürlich ist es unter diesen Bedingungen kein Problem, die Brandung mit einer kurzen Belichtungszeit knackscharf "einzufrieren". Das Gegenteil ist schon schwieriger: Eine weich fließende Darstellung des Wassers soll einen Kontrast zu den kantigen Steinen und Felsen bilden. Dazu ist mindestens 1/8 Sekunde vonnöten, die ich aber selbst mit geschlossener Blende nicht erreiche. Ein klassisches Szenario für den Graufilter.

Der Vordergrund soll bis zu einer mittleren Entfernung von etwa 20 m eine maximale Schärfe aufweisen. Ich wähle dazu Blende 22. Bei ISO 160 ergibt sich eine Verschlusszeit von 1/500 Sekunde. Für eine leicht verwischte Wiedergabe der Gischt und der Wellenbewegungen benötige ich jedoch 1/8 Sekunde oder länger. Es ist also eine Abdunklung des Bildes um mindestens 6 Lichtwerte bzw. Blenden erforderlich, was ungefähr dem Verlängerungswert eines ND 64 Graufilters entspricht. Mit einem noch dunkleren Graufilter, dem sogenannten BIG STOPPER, der fast völlig schwarz erscheint, können Verschlusszeiten von bis zu mehreren Minuten realisiert werden. Bewegungen werden dabei am Ende so stark verwischt, dass statt Wasser der Eindruck von Nebelschwaden entsteht.

Test: Brandung an der Felsalgarve mit 1/8 Sekunde, Leica M9, Elmarit 2,8/90mm, Rechteckfilter Graufilter D64, Copyright 2016 by Dr. Klaus Schörner

Oben: LEICA M9, Elmarit-M 2,8/90 mm, Graufilter COKIN ND 64, Blende 22, 1/8 Sekunde.

Die Wellen werden durch die lange Belichtungszeit verwischt abgebildet.

Test: Brandung an der Felsalgarve mit 1/500 Sekunde, Leica M9, Elmarit 2,8/90mm, Graufilter D64, Copyright 2016 by Dr. Klaus Schörner

Oben: Foto aus der gleichen Serie, jedoch kurz vorher ohne Graufilter aufgenommen.

Die kurze Belichtungszeit von 1/500 Sekunde hat die Schaumkronen eingefroren.

Schraubfilter oder quadratische Scheibe?

Beim Graufilter bieten sich zwei Bauformen an, die beide sowohl Vor- als auch Nachteile haben: Der klassische Schraubfilter in runder Metallfassung wird auf das Filtergewinde des Objektivs geschraubt und hat den Vorteil, dass kein Eindringen von Fremdlicht am Filter vorbei möglich ist. Allerdings wird man bei sehr dunklen Filtern unter Umständen das Sucherbild nicht mehr beurteilen können, so dass der Filter erst unmittelbar vor der Aufnahme aufgeschraubt werden kann. Wird der Graufilter in Kombination mit Grauverlauffiltern und/oder Polfiltern eingesetzt, kann das ein unpraktisches Prozedere werden. Ich kann BIG STOPPER als Schraubfilter eigentlich nur für Kameras mit elektronischem Suchersystem wie die kürzlich von mir getestete SONY Alpha 7s empfehlen, die auch bei Dunkelheit noch einen informativen Life View abbilden können.

 

Für alle gängigen Filterhaltersysteme sind Graufilter als quadratische Scheiben erhältlich, die einfach in der Führungsschiene des Halters vor das Objektiv geschoben werden können. Dabei liegt der Nachteil in der Streulichtanfälligkeit. Speziell bei sehr dunklen Filtern ist die reale Lichtsituation im Umfeld der Kamera viel heller als das von der Kamera gesehene Foto, so dass es an der Filterscheibe vorbei zu einem unkontrollierten Lichteinfall kommen kann. Die meisten BIG STOPPER für Haltersysteme sind daher mit einem aufgeklebten Rand aus schwarzem Moosgummi ausgestattet, der eine bessere Abdichtung zum Filterhalter bewirken soll. Alternativ kann man die Seiten des Filterhalters bei der Aufnahme mit einem dunklen Tuch abdecken.

Vergleich: ND-Graufilter mit Einschraubfassung oder als Scheibe für Filterhalter

Oben: Graufilter mit runder Schraubfassung für das Objektiv-Filtergewinde sowie als quadratische Scheibe für Filterhalter der 100er Serie. Zum Lieferumfang gehören selbstklebende Dichtungsrähmchen.

Wie die Bezeichnung ND (neutral density) verspricht, sollten Graufilter farbneutral sein. Mit der farbneutralen Abdunklung tun sich die Produkte mancher Hersteller jedoch schwer. Je dunkler der Filter, desto höher das Risiko eines Farbstichs. Tatsächlich wirkt sich das Problem bei der Digitalkamera jedoch geringer aus als mit Grauverlauffiltern, da die Farbverschiebung einheitlich über das gesamte Bildfeld reicht. Wenn nicht schon durch den automatischen Weißabgleich der Kamera korrigiert, so lässt sich der Farbstich leicht bei der Nachbearbeitung am Rechner beseitigen.

Copyright 2017 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de


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Kommentare: 2
  • #1

    Franz--Josef Molitor (Sonntag, 09 Februar 2020 21:41)

    Sehr informativer Beitrag und ein toller Blog!

  • #2

    Klaus (admin) (Montag, 10 Februar 2020 09:19)

    Vielen Dank! :-)